Memory Lane: Dortmund

Ich war am Samstag zum ersten Mal seit bestimmt 10 Jahren mal wieder in Dortmund. Ein bisschen in der Inenstadt schlendern, an der alten Wohnung in der Plauener Straße vorbeifahren und mich ein wenig am Uni-Campus umsehen.

Im Wintersemester 1994/95 habe ich in Dortmund mein Informatikstudium begonnen, im Frühjahr 1995 bin ich dann ins Studentendorf gezogen. Irgendwann so um 1999 herum habe ich mein Studium unterbrochen und bin nach Süddeutschland gezogen (Heilbronn, Rutesheim (bei Leonberg)). 2000 ging es dann zum Abschluß des Studiums zurück nach Dortmund, wo ich dann auch noch bis Anfang 2002 wohnen blieb. Anschliessend war ich noch einmal in Dortmund zu einer Geburtstagsfeier, aber das zähle ich mal nicht zu meinen Besuchen in Dortmund.

Im Großen und Ganzen ist die Innenstadt eigentlich noch so wie vor 10 Jahren. Ich mochte sie immer schon, auch wenn nah 20:00 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt wurden. Dass abends nicht mehr Studenten in der Innenstadt waren lag bestimmt auch daran, dass die letzte S-Bahn zum Campus schon kurz nach Mitternacht fuhr. Dafür waren aber die Nachtbusse ab der Haltestelle Reinoldikirche ganz gut besucht – ich konnte mir nur nie merken, wann jetzt „mein“ Bus fahren würde.

Eine große Neuerung in der Dortmunder Innenstadt ist die Thier-Galerie, die mir sehr gut gefallen hat. Entgegen meiner ersten Vermutungen ist sie mit 33.000 Quadratmeter Verkaufsfläche aber deutlich kleiner als das CentrO in Oberhausen mit 119.000 Quadratmetern. Ich finde die Integration in die Innenstadt aber sehr gelungen und glaube auch nicht, dass sie den anderen Läden in Dortmund etwas wegnimmt. Statt dessen wertet sie die Innenstadt zusätzlich auf.

Den Waffenladen in der Nähe fand ich immer schon suspekt, umso überraschter war ich, dass es ihn immer noch gibt. Ansonsten ist mir aufgefallen, dass ein paar Straßenbahnen verschwunden sind und das große Kaufhaus am Anfang der Brückstraße wohl schon länger geschlossen ist. Das Konzerthaus dort in die Brückstraße zu baue war bestimmt eine mutige Entscheidung. Für mich stand dieser Teil der Innenstadt in erster Linie für die legendären Dönerpreiskämpfe. Für 2,- DM gab es damals einen Döner und eine Dose Cola. Irgendwann hat man sich aber wohl unter den Dönerbudenbesitzern abgesprochen und die Preise auf ein vernünftiges Niveau gehoben.

Es ist wirklich interessant, wie „zuhause“ man sich nach so langer Zeit wieder fühlt. Das betrifft auch die alten Wege von der Wohnung in die Stadt und drumherum. Auch hier fallen einem sofort ein paar kleinere Geschichten ein: das mexikanische Restaurant, in dem eine Freundin gearbeitet hat; die Pizzeria mit der unvergleichlichen Schinken-Mozzarella-Pizza; die Hausärztin; der Friseur; die Polizeiwache, auf der man ein Defacement seiner Website angezeigt hat und nie wieder etwas davon gehört hat; das Café in der man sich mit der Freundin getroffen hat um „es noch einmal zu versuchen“; das Café indem man mit Mark, Elvis (den richtigen Namen weiß ich nicht mehr) und Manu abgehängt hat – alles Personen, zu denen man heute keinen Kontakt mehr hat; der Laden an dem man sich damals die ersten Inliner gekauft hat; der e-Plus-Shop, wo man sich das erste Handy gekauft hat; die seltsamen Gestalten am Bahnhof zum Mayday; das erste Mal Blutspende am Blutspendemobil auf dem Platz vor der Reinoldikirche; die Borussia im Westfalenstadion; die Anzug und BVB-Schal tragenden Geschäftsleute während der Championsleague. So viele Sachen, die man bewusst gar nicht erzählen könnte. Aber einmal vor Ort und zack ist alles wieder da.

Auch der Campus hat sich nicht großartig verändert. Gut, es sind rund um die Uni einige Gebäude dazu gekommen, aber was mich am meisten überrascht hat war, dass die H-Bahn jetzt auch an der Emil-Figge-Strasse entlang fährt. Unglaublich. Von einer Verlängerung der H-Bahn wurde damals zwar immer wieder gesprochen, aber so richtig geglaubt daran hat niemand. War ja doch nur ein Demoprojekt von Siemens, welches immer mal wieder hängen blieb. Was dazu führte, dass man bei Prüfungen am anderen Campus lieber zu Fuß gegangen ist.

Wenn Dortmund nicht so weit weg wäre, müsste ich glatt häufiger hinfahren. Aber vielleicht ist der Reiz des Wiedererkennen gerade auch größer als der eigentliche Reiz der Stadt. Wohlgefühlt habe ich mich dort auf jeden Fall und denke gerne an die Zeit zurück.

Happy Birthday to me!

Was ich so hier schreiben will, weiss ich noch nicht genau. Auf der einen Seite könnte man so ein Weblog gut nutzen um seinem spontanen Ärger Luft zu machen, andererseits bereut man sowas ja auch im täglichen Leben. Warum sollte man das dann also auch in die Netzwelt mitnehmen?

Das habe ich heute vor 10 Jahren geschrieben und da steckt immer noch viel Wahres drin. Es gibt Themen, die ich im Blog nicht anreisse und in den letzten Jahren gab es immer wieder Phasen in denen ich lieber nichts geschrieben habe, wenn ich nicht genau wusste, ob das nun ein Text für das Blog ist. Und auch andere sozialen Netzwerke haben dazu beigetragen, dass es hier immer ruhiger wurde.

Dabei war und bin ich bei Twitter & Co. gar nicht sehr aktiv. Aber mit einem „Ich schaue mir jetzt Folge 123 von Serie XYZ an„, oder „Ui, das Tool ABC ist toll!“ waren meine meisten Themen schon bei Twitter „verbrannt“ und ich hatte keine Lust mehr, dazu auch noch was im Blog zu Schreiben.

Seit Anfang des Jahres habe ich mein Vorgehen ein kleines bisschen geändert. Ich schreibe mehr in mein Blog, wenn auch ähnlich spontan wie bei Twitter. Dafür aber länger, was nicht zwangsläufig bedeutet, dass der Text der dabei heraus kommt, auch besser ist. Aber wenn ich in den letzten 10 Jahren etwas bereut habe, dann dass ich hier zu wenig geschrieben habe. Über meinen New York-Aufenthalt 2004/2005 habe ich im Blog kaum etwas geschrieben. So etwas will ich zukünftig auf jeden Fall vermeiden.

Und bei all den anderen Tools und Websites, über die man eigene Inhalte verbreiten kann, bin ich sehr froh dieses Blog zu haben. Dies ist die einzige Stelle bei der ich selbst bestimme wer alles sehen kann was ich schreibe und denke. Und ich muss nicht befürchten, dass der Betreiber irgendwann etwas tut mit dem ich nicht einverstanden bin und ich deshalb diese Seite – und damit all meine Inhalte – zurücklassen muss. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie sich all die Leute fühlen, die ausschliesslich Facebook, Google+ oder Twitter haben um ihre Netzpersönlichkeit zu transportieren.

Ich hatte letzte Woche schon gefragt, was ich dem Blog wohl zum zehnjährigen schenken könnte. Eine Idee habe ich umgesetzt und einen kleinen Wald gepflanzt, bzw. pflanzen lassen. Noch sind die Bäume in der Vor-Setzlingphase, aber das war trotzdem eine schöne Idee. Benjamin hat mir einen Link geschickt, was er zu seinem zehnjährigen Blogjubiläum gemacht hat. Dafür hatte ich leider keine Zeit, aber ich werde bestimmt noch mal in meinem Archiv wühlen und schauen, ob ich ein paar interessante Artikel noch mal anspreche.

Und wo wir schon beim Wühlen in Erinnerungen sind: Dieses Blog History Project zeigt sehr schön die Entwicklung der deutschen Blogosphäre in einem Zeitstrahl auf. Eine schöne Gelegenheit um sich noch mal umzuschauen, welche Blogs es so gibt.

Das war’s auch schon von meiner Seite aus zu diesem Jahrestag. Die Lichterkette verschwindet heute Abend auch wieder. Ich schwelge derweilen noch ein bisschen in Erinnerungen.

Aufruf zu mehr Mitarbeit

Jeder Entwickler kennt Stackoverflow. Wer es noch nicht kennt, sollte es sich schleunigst anschauen. Aber eigentlich gibt es kaum eine Chance, bei Fragen zur Entwicklung an Stackoverflow vorbei zu kommen. Bei fast jeder Googlesuche zu entsprechenden Fragen tauchen Suchergebnisse von Stackoverflow (zurecht) ganz weit oben auf.

Bislang war ich ein passiver Nutzer: kein Benutzerprofil, keine Fragen, keine Antworten. Gestern Abend habe ich das mal geändert (stackoverflow.com/users/2096166/dirk-olbertz) und ich kann jedem nur empfehlen, es auch zu tun. Nicht nur helft ihr damit anderen, aber man lernt selbst sehr viel.

Zum Beispiel bei dieser Frage hier und meiner Antwort dazu: string position and substring get in php. Meine Antwort war soweit korrekt (ein Beispiel für preg_match_all), aber fast zeitgleich ging eine Antwort ein, die statt dessen DOMDocument nutzt. Ich kenne diese Methoden und nutze sie selbst, allerdings wäre ich nie auf die Idee gekommen, die Frage so zu beantworten. Obwohl sie die schönere war. Vielleicht war sie sogar für den Fragenden zu komplex, aber im Sinne eines guten PHP-Programmierers war meine Antwort maximal die zweite Wahl.

Und noch ein Beispiel, zu dem ich jetzt leider keinen Link habe, da ich meine Antwort nicht eingeschickt habe. Denn während ich meine Antwort formulierte, kam eine wesentlich bessere Antwort zu Frage rein. In der Frage ging es grob darum, dass jemand das letzte Element eines Arrays bekommen wollte (PHP). Er hatte sich etwas unglücklich ausgedrückt und dazu noch Beispielcode mit einer foreach-Schleife angegeben, so dass man eh nicht genau wusste, was man antworten soll. Ich hatte dann angefangen zwei Alternativen aufzuschreiben. Eine mit array_pop() und dann noch eine mit $element = $array[count($array)-1]; und den Anmerkungen, was die beiden Lösungen jeweils für Einschränkungen haben. Und dann kam die Antwort mit dem simplen Hinweis auf die Methode end(). Die kannte ich gar nicht und habe mich selbst immer mit meinen umständlichen Lösungen beholfen. Wieder was gelernt!

Insgesamt ist es nicht leicht Fragen zu beantworten. Oft sind die Fragen unvollständig und vage formuliert, oder man möchte eigentlich ganz davon abraten etwas so zu machen, wie es der Fragende gerade vorhat. Zum Beispiel bei den ersten Gehversuchen von PHP-Neulingen, die eine view.php und eine insert.php haben und fragen wie sie es vermeiden können, dass Leute die insert.php immer wieder aufrufen. Der möchte hier eine simple Antwort auf eine sehr komplexe Frage haben. Wie soll man so etwas beantworten?

Ich werde jetzt jedenfalls regelmäßig abends mal reinschauen, welche „Low-Hanging-Fruits“ ich beantworten kann. Und dann gibt es noch ein paar Fragen, für die Belohungen in Form von Erfahrungspunkten vergeben werden. Hier ist klar, dass es meist keine einfache Lösung gibt. Auch hier will ich mich mal öfter umschauen und mich mit einer Frage vielleicht auch länger beschäftigen.

Für alle Nicht-Entwickler gibt es das selbe Prinzip von Stackoverflow auch für dutzende andere Themengebiete: stackexchange.com/sites – einfach mal reinschauen. Vielleicht ist ja etwas für euch dabei. Für mich ist das nicht nur zum Helfen, sondern auch zum Lernen. Und damit soll man ja bekanntermaßen nie aufhören.

Das Beste neue Feature der PS4? Zugucken!

Die PlayStation 4 soll es ermöglichen, dass man sich live anschaut, wie jemand anderes gerade zockt. Genau dieses Feature habe ich mir in den letzten Jahren immer mal wieder in Diskussionen über Videospiele gewünscht. Dabei hatte ich mir das in erster Linie für Sportspiele vorgestellt. Aber so wie Sony das jetzt platziert hat, macht es natürlich auch Sinn: ein Freund schwärmt euch von einem Spiel vor und ihr habt noch keine Vorstellung davon, wie es sich genau spielt? Schaut ihm einfach dabei zu und lasst es euch erklären.

Sozusagen eine One-To-One-Rezension eines Spiels. Besser geht es nicht mehr. Klar, man könnte auch zu dem Freund hinfahren und das Spiel dort ausprobieren, aber Online ist das ganze doch viel spontaner möglich. Ich erinnere mich noch daran, wie ich Saboteur bei Garvin zuhause zum ersten Mal gesehen habe und er mir ein bisschen vorgespielt und erzählt hat, worum es ging. Nur kurz danach habe ich es mir gekauft.

Erst vor ein paar Wochen hat mir Dennis per ustream.tv (eben der Dienst, der von der PS4 benutzt werden soll) Planetside 2 gezeigt. Gäbe es das Spiel für den Mac oder die Konsole, hätte ich es mir wahrscheinlich gekauft. Alle Informationen, die ich vorher zu dem Spiel bekommen hatte, haben mir nicht so wirklich rüberbringen können, worum es in dem Spiel geht.

Einem CoD-Fan davon überzeugen, dass er sich Battlefield 3 kaufen soll, damit man sich zusammen in Schlachten beweisen kann? Versuche mal zu erzählen, was den Reiz des Spiels ausmacht. Das muss man erlebt haben!

Ich kann mir das Zusehen auch gut als Unterhaltung vorstellen und vielleicht erweitert Sony das Feature irgendwann um Eintrittspreise. Bei Spielen wie Uncharted ist es fast egal, ob man nur zusieht, oder selbst spielt. Und wenn der Spieler dann noch Unterhaltungsqualitäten hat… Ich könnte mir gut vorstellen, dass man dafür Geld zahlen würde.

Aber mal abwarten. Vielleicht ist hier ja auch wie so oft vieles nur heisse Luft und plötzlich ist das „Zusehen“ auf das nachträgliche Anschauen von 30sekündigen Videoclips beschränkt. Freuen wir uns nicht zu früh.

Die Videospielindustrie nervt

Irgendwann im Herbst wird die Playstation 4 erscheinen, vielleicht auch erst 2014 bei uns in Deutschland. Und obwohl ich ein großer Fan meiner PS3 bin weiß ich nicht, ob ich mir die nächste Generation kaufen werde. OK, wahrscheinlich werde ich sie mir kaufen. Zu sehr mag ich Computerspiele und gute Grafik und zu sehr verabscheue ich PCs.

Aber es wird keine Liebesbeziehung sein. Irgendwie nervt mich die ganze Videospielindustrie. Da werden Trailer veröffentlicht um den Spielern das Wasser im Mund zusammenlaufen zu lassen. Aber ehrlich: das hat bei mir noch nie funktioniert. Filmtrailer sind ja schon mit Vorsicht zu genießen, aber immerhin bekommt man dadurch eine ungefähre Ahnung dessen, was einem in dem Film erwartet. Aber Videospieltrailer? Das ist doch reinste Schönfärberei. Ab und zu wird noch die Kennzeichnung In-Game-Grafik dran geklatscht, aber ich will Gameplay sehen: wie steuert der Spieler das Spiel. Wie sieht das aus? Diese Gameplayvideos gibt es zumeist erst kurz vor dem Erscheinen eines Spiels zu sehen.

Insgesamt hat das folgenden Effekt: ein Spieletrailer wird angekündigt und obwohl ich mich für den Trailer selbst nicht interessiere, so bleibt doch im Hinterkopf die Information, dass es da ein neues Spiel gibt (heute ja meistens eher nur eine neue Fortsetzung zu einem bekannten Spiel). Das mag so auch beabsichtigt sein. Irgendwann folgen Trailer 2 und 3, sowie Ankündigungen von DLC und Spezialversionen, die man nur beim Vorbestellen bei bestimmten Händlern bekommt. Immer noch ohne Gameplayvideos! Inzwischen hört man aber immer mehr von dem Spiel, bis es bei mir irgendwann keinen Unterschied mehr zwischen Ankündigung und Veröffentlichung gibt. Es gibt nur ganz, ganz wenige Spiele (bislang waren es drei), bei denen es mich vorab wirklich interessiert, wann sie erscheinen.

Dadurch kommt es zu der paradoxen Situation, dass ich mir irgendwann überlege ein neues Spiel anschaffen möchte und in erster Linie von all den Ankündigungen so zugeballert wurde, dass ich mich zwar auf die Suche nach den Spielen mache, sie aber natürlich nicht kaufen kann, da sie noch nicht erschienen sind. Ein Spiel, welches drei Wochen im Handel ist, wird nirgends mehr besprochen. Das ist ein alter Hut und man kriegt fast nichts mehr davon mit.

Das ist jetzt alles nicht unbedingt die Schuld der Videospielindustrie und je mehr man sich mit Videospielen beschäftigt, desto mehr erfährt man natürlich über Neuigkeiten und somit ist das Problem auch ein bisschen selbstgemacht. Ich sage ja auch nur, dass es mich nervt. Ich wünschte mir eine ehrlichere Werbung für Spiele. Vergesst die Trailer. Gameplay ist alles.

Oben habe ich ja schon kurz auf den Wahn der Serienvideospiele hingewiesen: kaum ein erfolgreiches Spiel, welches anschliessend nicht noch drei, vier Mal einen zusätzlichen Teil bekommt. Abgesehen von FIFA und anderen Sportspielen ist das auch gar keine so schlechte Sache. Ich kenne ein paar Reihen, die ich sehr gerne gespielt habe (InFamous, Batman, Uncharted, Assassins Creed). Und trotzdem habe ich mich oben in dem Satz zu einem „nur“ hinreissen lassen. Neue Videospiele sind einfach noch mal eine Ecke „toller“. Sie kommen mit neuen Ideen daher und vielleicht sogar mit neuen Spielkonzepten. Ein Spiel wie Braid konnte nur entstehen, weil etwas ganz neues ausprobiert wurde. Und ein Minecraft kann nun einmal auch nicht als Fortsetzung eines vorhandenen Spiels entwickelt werden.

Wesentlich schlimmer als die Fortsetzungen bekannter Videospiele sind aber die sogenannten HD-Remakes. Als wenn ein Spiel nur von der Grafik lebt. Und ich mag da ein Einzelfall sein, weil ich auch Filme nur ganz selten mehr als einmal spiele. Aber wer benötigt ein HD-Remake von einem Spiel, dass er vor 5 Jahren schon durchgespielt hat? Inzwischen lobe ich mir die mangelnde Abwärtskompatibilität der PS3: für die PS Vita sind gefühlt 90% der Spiele im PlayStation Store eigentlich für die wesentlich schwächeren PSP und PS One. Wer will denn so was? Die PS habe ich zwei Mal verkauft, weil die Spiele zu einfach gestrickt waren – mehr gab die Konsole nicht her. Es kann ja sein, dass es für die PS Vita nicht so viele Spiele gibt. Aber mittlerweile schaue ich mich gar nicht mehr im PlayStation Store um, weil ich die wirklichen Neuerscheinungen für die PS Vita gar nicht mehr finde.

Was mich auch nervt, sind die verschiedenen Editionen und Extrainhalte von Spielen. Und zwar die, die es schon direkt zu Beginn des Spiels gibt. Mit den ganzen Extrainhalten von Battlefield 3 habe ich mich sehr gut anfreunden können. Das sind größtenteils Sachen, die man einfach zeitlich nicht in das Ursprungsspiel untergebracht hätte und den Fans des Spiels dennoch Abwechslung lange nach dem Kauf ermöglichen. Die restlichen Sonderwaffen und ähnlichem Pipapo können aber doch kein ernsthafter Gewinn sein: wären sie notwendig für das Spiel, könnten alle späteren Käufer nichts mit dem Spiel anfangen. Also ist es nur nutzloses Gedöns, welches aus Marketinggründen erfunden wurde. Zumal man bei der Vorbestellung gar nicht einschätzen kann, was man von den Gegenständen hat. Denn zu wenig von der Spielmechanik wird vorab bekannt um einschätzen zu können, ob man z.B. nach ein paar Spielstunden wesentlich bessere Gegenstände im Spiel entdeckt und man deshalb eh nichts von den Beigaben hat.

Oftmals hat man bei neuen Entwicklungen in der Spiele doch das Gefühl, dass man sich nur Gedanken darüber macht, mehr Geld zu verdienen. Aber nicht, wie man ein tolles Spiel abliefert. Ein Online-Pass ist doch wirklich nur rein eine Schikane für Leute, die Spiele gebraucht kaufen wollen. Die müssen dann noch mal 10,- € (ein aktuell gängiger Preis) dafür zahlen, dass sie das Spiel online spielen dürfen. Dabei ist es ja nicht so, dass durch den Gebrauchtkäufer die Last auf dem Server erhöht würde. Denn der Verkäufer kann das Spiel ohne Datenträger ja eh nicht mehr spielen. Rein um den Verkaufspreis der Spiele kann es auch nicht gehen, da man die meisten Spiele nach zwei bis drei Monaten sowieso stark reduziert bekommen kann. Viele Spiele werden ja noch in der Woche der Veröffentlichung von 65,- € auf 44,- € reduziert. Im Endeffekt geht es nur um Gewinnmaximierung. Kein Wunder, dass hier das Wort „Abzocke“ gerne bemüht wird.

Für mich als Käufer sind das alles keine Kaufanreize, sondern Ausdruck einer Verzweiflung. Einer Verzweiflung darüber, dass das Spiel nicht gut genug sein könnte um sich ohne diese Tricks verkaufen zu können. Welche Meinung die Hersteller solcher Spiele von den Käufern haben, ist ein weiter Punkt, der mich nervt. Ich will nicht für so blöd gehalten zu werden, dass ein paar Zusatzitems mich dazu veranlassen würden ein Spiel vorzubestellen. Begeistert mich vom Spiel und ich werde es schon kaufen.

Aber nein, viel lieber wird Marketinggewäsch gesprochen. Ich habe mir nie ein DLC für Litte Big Planet gekauft, weil ich nicht herausfinden konnte, ob es sich nur um bunte Kostüme und Bausteine für neue Level handelte, oder tatsächlich neue spielbare Level. Dabei mag ich LBP sehr. Aus einem ähnlichen Grund werde ich mir Sim City nicht vorbestellen. Der Always-On-Zwang stört mich nicht. Ich werde ja selbst nervös, wenn ich nicht ständig online bin und kann das Spiel deshalb gut verstehen. Aber nein, es ist ein anderer Punkt: Das neue Sim City soll auch auf dem Mac laufen. Will ich mir das Spiel bei Amazon.de vorbestellen, kriege ich dort nur die PC-Version zum Kauf angeboten. Ob da dann automatisch die Mac-Version mit dabei ist, kann ich nicht herausfinden. Die Beta von Sim City läuft nur auf dem PC, für Mac-Besitzer gibt es in der MacOS-Version des Origin-Clients nur die lapidare Information, dass die Beta nur unter Windows funktioniert. Konkrete Hinweise zur Mac-Version? Fehlanzeige.

Nun also wartet eine neue Generation von Konsolen auf uns. Die Wii-U hat den Anfang gemacht und für mich habe ich bislang noch nichts gesehen, was mich reizen würde. Die Wii war eine Revolution aus deren Bann man sich nicht entziehen konnte. Wegen Super Mario überlege ich mir immer wieder, mir doch noch eine Wii zu holen (ich hatte meine damals verkauft, bevor ich Super Mario Galaxy durchgespielt hatte). Aber die Wii-U lässt mich absolut kalt. Die Videos die ich zur Konsole gesehen habe, gehen von mehreren Spielern aus. Ich sitze zu 99% alleine vor der Konsole. Multiplayer ist für mich nur für ganz wenige Genre interessant. Und selbst bei denen bevorzuge ich Onlinespiele. Vor der Konsole zu sitzen und zu zocken verbinde ich mit rumgammeln und Gemütlichkeit. Das lässt sich für mich persönlich nur ganz schwer realisieren, wenn noch andere Leute bei mir vor dem Fernseher rumhampeln.

Ich kann nur beten, dass die nächste Spielegeneration nicht so viel Gebrauch von Features wie Kinect oder Move macht. Das Rumgehampele macht bei einer Handvoll Spielen Sinn, bei dem Rest ist das nur störend und wirkt zumeist draufgepflanscht. Ich weiß bis heute nicht, wo das Move-Feature bei Need For Speed: Hot Pursuit wohl zum Einsatz kommt. Es wird auf der Verpackung und beim Spielstart beworben, aber wo um Himmels willen macht das bei einem Autorennspiel Sinn? Und bitte, bitte, keine Touchsteuerung auf dem Controller. Touchsteuerung macht nur auf dem Bildschirm Sinn. Nein, Sony, auch auf der Rückseite des Bildschirms macht die Touchsteuerung zu 99% keinen Sinn. Denn da halte ich in der Regel die PS Vita fest. Die zwei Mulden, nicht größer als die Hälfte meines kleinen Fingers sind keine sinnvolle Fläche um die PS Vita dort dauerhaft zum Spielen festzuhalten.

Und doch bin ich keiner von denen, die den Konsolen den Tod vorhersagen, weil sie von iPhone und iPad kannibalisiert werden. Die paar Spiele, die ich auf iPhone und iPad spiele, sind genau die, die nur mit der Touchsteuerung funktionieren. Dein iOS-Spiel hat einen virtuellen Joystick? Leider verloren. Nichts für mich. Ich liebe die Steuerung per Controller und tue mich auch deshalb mit PC-Spielen so schwer. Es gibt so viele Spiele, die nur mit einem Controller und einer Konsole optimal funktionieren. Wenn die Spieleindustrie mich nur nicht für blöd verkaufen wollen würde…

Und trotzdem werde ich bei der nächsten Playstation mit ziemlicher Sicherheit zuschlagen. Zu sehr freue ich mich auf geniale Grafiken in offenen Spielewelten. Aber treibt es nicht zu weit! Sonst spiele ich bald vielleicht doch nur Tiny Wings, Plants vs. Zobies und Bejeweld auf meinem iPhone.