Linie 16, Rodenkirchen

Gegen 20:45 Uhr. Ein Kind von etwa 8 Jahren kommt verschneit in die Bahn und setzt sich in den sonst leeren 4er-Sitzplatz mir schräg gegenüber.

Eine Weile danach kommt eine Frau, Ende dreißig dazu. Seine Mutter. Sie sitzt noch nicht ganz, da entfaltet sich schon der ganze Duft von einigen Stangen Zigaretten aus ihren Klamotten, Haaren und wahrscheinlich auch ihrer Haut.

„Armer Junge“, denke ich so, dabei wusste ich noch nicht, was als nächstes kommt. Mit farblosen, kalten Fingern kramt sie ein altes Windows-Handy aus der Tasche. Fummelt den kleinen Stift für den Touchscreen mühselig aus dem Gehäuse.

Und spielt Solitär.

Tief über dem Gerät gebeugt zieht sie Karte um Karte, während ihr Sohn neben ihr sitzt. Der schaut einmal kurz über ihre Schulter um einen Blick zu erhaschen. Ansonsten freut er sich über den Schnee draußen.

„Armer Junge“, denke ich wieder. Obwohl, wer weiß, was ich sonst noch alles nicht weiß.

Liveblogging aus dem Woyton

Samstag, 9:55 Uhr, ich sitze im Woyton in der Krebsgasse in Köln und frühstücke.
Gleich werde ich versuchen, mal ein bisschen aufzuschreiben, was ich hier so sehe. Es kann also sehr langweilig werden :)

Erst mal den O-Saft und meinen Käse-Pute-Bagel aufessen. Danach in Ruhe mit dem restlichen Cappuccino den Samstag einläuten…

10:06 Uhr und schon in die ersten technischen Probleme. Eigentlich wollte ich nämlich auf Plazaa (Link siehe oben) noch ein Foto zum Woyton hochladen, aber 2,1 MB über UMTS zu übertragen übersteigt wohl das Zeitlimit. Da muss ich mal ein ernstes Wörtchen mit dem Betreiber reden…

Ansonsten bin ich Zeuge eines kleines Unfalls am Smoothiezubereiter (oder was auch immer dieses Gerät ist) geworden. Unfall hört sich jetzt dramatischer an, als es ist. Irgendein Teil ist beim montieren nicht da geblieben wo es war, sondern in den Behälter gefallen. Also musste (fachmännisch mit Einweghandschuhen), in dem Tank gefischt werden.
Ja, so früh morgens ist man schon für die kleinen Dramen dankbar…

Das Verhältnis von Angestellten / Gästen beträgt im Moment 3:5, nein ich muss mich korrigieren 3:4. Der Typ, der vorhin gleichzeitig mit mir rein kam und mich leichtsinnigerweise vorließ (1 x Cappuccino, 1 x frischgepresster O-Saft und ein Bagel dauern), ist schon wieder weg.

10:23 Uhr: immer noch kein richtiges Drama hier. Zwei Damen sitzen hier rum und Lesen (haben die kein Zuhause?) und neben mir (nein, ich habe auch kein Zuhause) sitzt noch ein lesender junger Mann hier rum und eine Frau frühstückt hier mit ihrem etwa 5 Jahre alten Sohn.

Heute morgen war es in der Stadt nicht so voll wie letzte Woche zur selben Zeit, was wohl dem Wetter geschuldet ist. Gut für mich, da ich noch die letzten Weihnachtsgeschenke besorgen will (auch für mich) und sehr, sehr ungern irgendwo warte.

10:33 Uhr: es wird voller! Äh, stimmt gar nicht… Ich habe doch gerade noch einige Leute hier gesehen… Also entweder war das doch alles „To-Go“, oder die sitze versteckt in der Ecke, die ich nicht einsehen kann. Mutter-und-Kind-Frühstücken ist ebenfalls beendet, aber die beiden anderen Frauen haben immer noch kein Zuhause.

10:45 Uhr: Es wird draußen voller, Zeit für mich aufzubrechen. Die eine Frau ohne zuhause denkt wohl ähnlich, ich glaube nicht, dass es an dem holländischen Pärchen liegt, welches sich hier gerade eine Pause gönnt. Interessant ist aber, dass die meisten Leute sich einen Kaffe zum Mitnehmen holen, obwohl es hier doch sehr gemütlich und gar nicht überfüllt ist. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass die alle noch keine Weihnachtsgeschenke besorgt haben, oder noch mehr Unlust auf eine volle Stadt haben als ich…

Tot ziens!

Internetcafé

Wenn ich ein Café eröffnen würde, wäre das ein richtiges Internetcafé: natürlich unbegrenzt viel und oft surfen, aber statt Sport oder Nachrichten auf Bildschirmen an den Wänden würde ich Fotos der Besucher anzeigen. Also sowohl solche, die diese gemacht haben, aber auch z.B. einen Gowalla- und Fourswuare-Stream, wo angezeigt wird, wer sich gerade eingecheckt hat, wer zu den Stammgästen zählt, etc..

Auch die Musik würde von den Gästen bestimmt werden können und eine eigene Community-Website würde es geben, mit einem speziellen Bereich für Leute, die gerade im Café sind.

Meine Gäste sollen ihre „Arbeiten“ aus dem Internet präsentieren können. Und gefundene, lustige YouTube-Videos – wie die Musik – in eine Warteschlange für den entsprechenden Bildschirm, für jeden sichtbar, einreihen können.

Ich habe keine Ahnung, ob so etwas finanziell Sinn macht, aber so ein Café würde die Prinzipien des Internets greifbar machen: entdecken, teilen, kommunizieren.

Vielleicht habe ich endlich das Projekt gefunden, welches ich mit meinen kommenden Lotto-Millionen verwirklichen könnte :)