Die Behandlung, Trilogie der sexuellen Abhängigkeiten, Sunrise, Mrs Fry’s Diary

Ich kann das Ende des Stapels so langsam sehen :)

Die Behandlung von Mo Hayder wird als „Roman“ ausgezeichnet, dahinter steckt aber eher ein Krimi. Und ich bin kein Krimifan. Trotzdem war ich sehr angetan von diesem Buch. So sehr, dass ich mir jetzt auch noch den Vorgänger Der Vogelmann bestellt habe. In der Hoffnung, dass das Ende genauso unvorbereitet kommt, wie in „Die Behandlung“.

Die Trilogie der sexuellen Abhängigkeiten von Michael Köhlmeier ist eine Geschichte aus drei Teilen, die lose miteinander verbunden sind. Kein überragendes Buch, aber eine schöne kurze Abwechslung.

Sunrise von Michael Köhlmeier ist eher eine lange Kurzgeschichte in Buchform. Aber eine sehr interessante und tiefgehende. Ich müsste sie eigentlich noch mal lesen um das Ende besser zu verstehen – das spricht hierbei nicht gegen, sondern für die Geschichte!

Mrs. Fry’s Diary ist das Tagebuch von Mrs. Stephen Fry, der Frau von Stephen Fry – wer hätte das gedacht? Wer Stephen Fry nicht kennt, wird mit dem Buch nicht soooo viel anfangen können, aber auch ohne den Bezug zu ihrem Mann sind einige sehr köstliche Stellen zu finden.

I’m taking advantage of all the kids being out by doing those little jobs – cleaning the oven, defrosting the fridge, changing the locks…

That’s the last time I let Stephen watch Star Trek. He’s refusing to gout to work in case his actions affect the future. Considering the rate he works I should think that’s highly unlikely.

Typisch britischer Humor in einem nicht zu anspruchsvollem Englisch. Wobei ich ja fast hoffe, dass es nie ins Deutsche übersetzt wird. Das kann nur schief gehen…

Flug der Pelikane, Nacht, Kleine Schule des Karussellfahrens

Weiter geht’s mit dem Abarbeiten des Stapels der gelesenen Bücher.

Flug der Pelikane von Benjamin Lebert ist ein kurze Geschichte, die mich alleine schon wegen der Worte „New York“ auf dem Buchrücken dazu veranlasste, das Buch zu kaufen. Leider konnte es mich darüber hinaus nicht so sehr begeistern.

Ganz anders dagegen Nacht von Edgar Hilsenrath. Die Kurzzusammenfassung: „Hilsenrath schildert den Überlebenskampf zweier junger Männer in einem rumänischen Ghetto“. Ein Buch mit so viel zum Nachdenken drin, dass ich jetzt schon wieder damit loslege, wo ich das Buch noch einmal vor mir auf dem Tisch liegen habe.

Fünf kleine Fähnchen ragen bei mir seitlich aus Arno Geigers Kleine Schule des Karussellfahrens. Eine etwas wirre Geschichte, die sich deshalb aber auch so leicht liest und eben ganz viele Momente für ein „Aha!“. Zum Beispiel:

Hundertdrei, das ist eine schöne Zahl, vermutlich eine Primzahl. Ich überlege mir gerade, wie das mit Mädchen ist wie dir, ob man die auch mit nichts und niemanden teilen kann.

Oder:

[…] in der Liebe sei es wie mit Testamenten, das jüngste setze alle vorangegangen außer Kraft.

Wie man sieht, geht es viel um Liebe, das Buch handelt aber auch von einem jungen Mann, so dass dies nicht ungewöhnlich ist. Und nein, das Buch ist kein Liebesroman…

„Monogam“ – Marek van der Jagt

Marek van der Jagt ist ein Pseudonym von Arnon Grünberg und Monogam habe ich mir nach dem Lesen von Phantomschmerz gekauft, zusammen mit zwei weiteren Büchern von Arnon Grünberg.

„Monogam“ ist ein seltsames Buch. Es wird keine Geschichte im eigentlichen Sinne erzählt, vielmehr referiert der Autor über das Wechselspiel von Liebe und Macht, Einsamkeit und sonst so ziemlich allem, was zu Liebe und Leben dazugehört. Das alles mit einer guten Portion „Seltsamkeit“, aber flott geschrieben und so kurz, dass man es auch sehr gut in einem Rutsch durchlesen kann. Länger als 45 Minuten habe ich nicht dafür gebraucht.

Kein Buch, dem ich länger nachhängen werde und auch keines, wegen dem ich nach mehr Büchern des Autors Ausschau gehalten hätte, aber sicherlich auch kein Fehlkauf, oder vergeudete Zeit.

„Unterwegs im Namen des Herrn“ – Thomas Glavinic

Ich mag die Bücher von Thomas Glavinic und deshalb habe ich auch gar nicht lange überlegt, als ich das hier zufällig entdeckt hatte. Unterwegs im Namen des Herrn ist kein Roman, sondern ein Reisebericht seiner Pilgerfahrt nach Medjugorje. Thomas Glavinic hat die Reise offensichtlich aus Neugierde angetreten und nicht, weil er gläubig ist. Zusammen mit seinem Freund Ingo, der Fotograf ist, ziehen sie also mit dem Bus los und erleben bis zu ihrer Rückkehr nach Wien mitunter sehr seltsame Dinge. Meistens zwar auch nur ganz banale, aber interessant ist der Bereicht allemal.

Ich würde nur zu gerne die Fotos sehen, von denen im Buch auch immer berichtet wird. Vielleicht wird es die ja noch auf dem Blog von Thomas Glavinic zu sehen geben…

Wordcamp 2011 in Köln – Nicht meine Veranstaltung

Ich habe schon ein paar PlugIns für WordPress geschrieben – beruflich und privat (unter anderem für die Buddypress-Installation Plazaa). WordPress und Buddypress sind gerade deshalb aus Entwicklersicht so toll, weil sie (a) weit verbreitet sind und (b) alles im Quelltext vorliegt.

Was ich aber vermisse, sind gute Beispiele, wie man etwas macht. Inzwischen bin ich als Entwickler an einem Punkt angekommen, wo ich etwas nicht nur ans Laufen kriegen möchte, sondern das auch gut und zukunftssicher zu machen.

Ich hatte damit gerechnet, bei diesem Wordcamp auf viele Gleichgesinnte zu treffen und tatsächlich fachsimpeln zu können. Darüber zu diskutieren, wie andere ein Problem lösen und Anforderungen umsetzen. Und das es viele unterschiedliche Wege gibt, kann man an den diversen populären PlugIns sehen, die grundsätzliche Dinge absolut unterschiedlich lösen.

Ich finde so etwas sehr unbefriedigend und weiß, dass es anderen Entwicklern ähnlich geht. Leider wurden die Sessions von Leuten gehalten, die diesen Status noch nicht erreicht haben.

Der Frust und die Enttäuschung einiger Besucher lag vielleicht auch am Format dieses Barcamps. Im Vorfeld gab es wohl schon Kritiker, die die vorab eingestellten Sessions aus Prinzip abgelehnt haben. Ich sah das relaxter, weil es den Besuchern potentiell erlaubt, sich vorab ein Bild von der Veranstaltung zu machen. Bei einem Themen-Barcamp vielleicht gar nicht so schlecht. Leider hat das überhaupt nicht funktioniert.

Zwei Dinge, die für mich ein Barcamp ausmachen, wurden komplett ignoriert: die Vorstellung der Teilnehmer und die Vorstellung der Sessions. Ich hatte nicht gedacht, dass mir die Vorstellung der Teilnehmer so fehlen würde, aber es gibt einem ein Gefühl für das Publikum. Warum ist jemand hier? Was ist ihr/sein Background? Auch wenn so um die 200 Leute dagewesen sein sollen, ist die Zeit für diese Vorstellungsrunde gut „investiert“.

Dass der Sessionplan direkt aus dem Netz übernommen wurde, kam für mich komplett überraschend. Ich hatte damit gerechnet, dass jeder trotzdem seine Session „pitchen“ müsste. Das macht doch ein Barcamp gerade aus: gibt es ein paar Leute, die Lust haben, sich zu einem Thema zusammen zu finden und darüber zu Reden? Das hätte auch sehr dabei geholfen herauszubekommen, worum es in den Sessions gehen sollte.

In allen vier Sessions die ich (wenn auch teilweise nur kurz) besucht habe, wurde ich inhaltlich komplett enttäuscht, weil ich unter dem Einzeiler der Sessionbeschreibung etwas völlig anderes erwartet hatte. Das hätte man vermeiden können und ist mir auf „klassischen“ Barcamps nicht so passiert.

Und auch sonst habe ich das Gefühl gehabt, in einer schmutzigen Ecke des Internets gelandet zu sein – nur halt in der Barcamp-Version. Mit welcher Selbstverständlichkeit in den Sessions eigentlich nur Werbung betrieben wurde, halte ich für widerlich. Vor dem Barcamp hatte ich überlegt, was man selbst machen könnte. Aufgrund mangelnder Zeit wäre entweder eine Vorstellung von unseren Erfahrungen mit WordPress im Einsatz für Kundenprojekte eine Möglichkeit gewesen, oder aber der Aufbau einer Community (Plazaa) mit WordPress und Buddypress. Beides haben wir verworfen, weil es inhaltlich nicht viel hergegeben hätte und letztendlich nur als Werbung für die jeweiligen Projekte hätte angesehen werden können.

Hier aber war es gar kein Problem unter der Überschrift „Wir bauen eine Community“ nicht etwa Buddypress selbst vorzustellen, sondern ein Theme, welches auf Buddypress aufbaut. Ich finde das äußerst unehrlich. Warum heißt die Session nicht „Einführung in [Name des Themes]?

Ich höre jetzt besser auf und konzentriere mich darauf, was ich aus dem Wordcamp mitgenommen habe: es gibt noch keine wirkliche Entwicklercommunity zu WordPress in Deutschland, also liegt es an uns, diese selbst mit Leben zu füllen.