„Anna nicht vergessen“ – Arno Geiger

Nach Uns geht es gut ist dies mein zweites Buch von Arno Geiger. Anna nicht vergessen ist eine Sammlung von 12 Kurzgeschichten. Nicht alle davon fand ich umwerfend, aber die meisten doch zumindest originell und ein paar auch wirklich toll.

Heute morgen habe ich mir dann in der Bahn die folgende Stelle markiert:

Das Schwere ist, daß der Mensch Gefühle nicht nur hat, sondern auch weiß, daß es Gefühle sind, und daß er diese Gefühle in ein Verhältnis setzt zur Vergangenheit, zu gewissen Dingen, die irgendwann vorgefallen sind. Sie sind ein Teil des Tages, aber doch lebensfähiger als ein Moment, weniger gebunden an die Zeit der Uhren. Man empfindet auch, wenn man an etwas denkt, das Jahre zurückliegt.

Mal schauen, ob ich den Text in ein paar Wochen ohne den Kontext der Geschichte immer noch so mag.

„Tschick“ – Wolfgang Herrndorf

Ein wirklich tolles Buch von Wolfgang HerrndorfTschick. Hinten auf dem Buch steht: Zwei Jungs. Ein geknackter Lada. Eine Reise voller Umwege durch ein unbekanntes Deutschland.

Aber einen noch viel besseren Einblick erlauben folgende Zeilen:

Zack, krachte es in mein Gesicht, und ich fiel zu Boden. Alter Finne. Auf der Schule heißt es ja immer, Gewalt ist keine Lösung. Aber Lösung mein Arsch. Wenn man einmal so eine Handvoll in der Fresse hat, weiß man, dass das sehr wohl eine Lösung ist.

Das ist die einzige gewalttätige Szene in dem Buch – wenn man von der Schießerei absieht und dem gebrochenen Fuß. Aber letzteres war ein Versehen!

Leider ist das Buch mit seinen 250 Seiten viel zu kurz, man möchte noch ewig weiter lesen. Unbedingt lesen!

Sehr traurig, dass Wolfgang Herrndorf an einem wohl unheilbaren Hirntumor erkrankt ist. Aber Danke für die schöne Zeit, die ich beim Lesen haben durfte!

Herzzerreißend

Ich weiß nicht, ob Wolfgang Herrndorf bereits vollkommen von seiner Hirntumor-OP genesen ist, ich wünsche es ihm. Sein Tagebuch aus den Tagen nach der OP ist voller bemerkenswerter Texte:

Liste von Dingen, die besser geworden sind: Nie wieder Steuererklärung, nie wieder Rentenversicherung, nie wieder Zahnarzt. Ich werde meine Eltern nicht zu Grabe tragen. Größte Horrorvorstellung meiner letzten Jahre: Ich stehe in ihrem Reihenhaus, umgeben von Erinnerungen und einem riesigen Hausstand, den ich weder entsorgen noch bewahren kann.

(aus Rückblende, Teil 2: Eine Nacht)

Und eine der schönsten Liebeserklärungen, die ich je gelesen habe:

C. geht es beschissen, mir geht es beschissen. Zusammen ist es okay.

(aus Acht)

Seine Werke stehen bei mir jetzt jedenfalls auf der Liste der als nächstes zu kaufenden Bücher. Und zwar nicht aus Mitleid, sondern weil ich seine Formulierungen so schön finde.

(via Don’s Blog)