Manchmal schwanke ich zwischen Schock und Dankbarkeit. Auf der einen Seite bin ich fassungslos, was man alles so zu hören bekommt, andererseits dankbar für jede Anregung zum Bloggen. So also auch heute Abend, als wir in Bonn bei einem Japaner einkehrten, um bei Misu-Soup und Sushi unseren Hunger zu stillen.
Etwa zehn Minuten nach uns betrat ein sehr junges Pärchen (so um die 20, was für mich leider schon sehr jung ist, wenn ich mich selbst doch noch als jung bezeichnen möchte) den Laden und setzten sich an den Tisch neben uns. Dazu muss man sagen, dass die Tische sehr eng beieinander stehen und auch nur für jeweils zwei Leute Platz bieten. Ich will damit nur sagen, dass ich nicht gelauscht habe. Nein, später erklärten wir sogar den Sinn der kleinen Porzellanschälchen (für die Soja-Soße) und der „grünen Paste“. Ich wollte es nicht komplizierter machen und blieb deshalb bei „grüner Paste“. Das war hinreichend gut erklärt, wie sich später zeigen sollte.
Jedenfalls fing es schon sehr lustig damit an, wie die beiden die Karte studierten, wobei er noch meinte, dass sie aussuchen solle, da sie sich ja in dem Laden auskennen würde. Auch uns gegenüber wiegelte sie später bei den guten Ratschlägen immer mit Gesten und passender Mimik ab, die uns sagen sollten: „Ja, ich weiß!“
Aber zurück zur ersten Kuriosität des Abends. Sie (die sich Auskennende) fragte ihn „Was sind Kürbisse?“. Worauf er souverän eine kübisgroße Frucht mit den Händen formte und dabei sagte: „Das große orangene Ding mit den Sonnenblumenkernen.“
Es schüttelte mich kurz und ich war erstaunt, wie selbstsicher dieser – für mich – unlösbare Konflikt mit Kürbis und Sonnenblume über seine Lippen kam und bei ihr auch für keinerlei Stirnrunzeln sorgte. Wahrscheinlich waren sie zu dem Zeitpunkt schon zu sehr damit beschäftigt, ihre Photo-Handys zu zücken, um sich Minuten später gegenseitig beim Essen abzulichten.
Aber vielleicht verwechsele ich da zeitlich auch was, denn nachdem die Bedienung das bestellte Essen an den Tisch nebenan brachte, warteten sie erst einmal ein paar Minuten. Worauf, sollten sie uns bald darauf lautstark mitteilen: „Wo bleibt denn die Süß-Saure Soße?“ Wir bereiteten sie sanft darauf vor, dass es nur Soja-Soße gäbe, wobei wir uns verkniffen darauf hinzudeuten, dass die mit der Süß-Sauren Soße geographisch ein wenig nordwestlich von Japan wohnen.
Vom Wasabi hatte die sich Auskennende aber wohl auch noch nichts gehört, oder zumindest probiert, wie wir kurz darauf grinsend feststellen konnten, als ihr ein kleiner Schrei entfuhr, mit dem sie sicherlich mitteilen wollte, wie scharf die grüne Paste ist, wenn man zu viel davon auf einmal probiert.
Die beiden sahen aber zufrieden und wohlgelaunt aus, somit haben sie unser Dauergrinsen heute Abend sicherlich wohlwollend, wenn überhaupt, zur Kenntnis genommen.