Er lag da und versuchte ganz langsam zu atmen. Jeder Atemzug sollte weniger Luft in Bewegung versetzen, als der Flügelschlag eines Schmetterlings. Es gab schon genug Naturkatastrophen da draußen.
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Boris Vian – Der Voyeur
13 Kurzgeschichten verbergen sich in Boris Vian’s „Der Voyeur und beinhalten dabei absurde Geschichten nach dem Strickmuster aus Der Schaum der Tage, aber genauso auch böse und anrüchige Geschichten, wie man sie nach dem Lesen von Ich werde auf eure Gräber spucken erwarten würde.
Sehr interessant fand ich dabei die Geschichte Liebe ist blind, die eigentlich der gleichen Idee nachgeht, wie Jose Saramagos „Die Stadt der Blinden“: was wäre, wenn niemand mehr sehen könnte? Bei Saramago ist der Auslöser eine ansteckende Krankheit, bei Vian ein dichter Nebel, der sich über die Stadt legt.
Die Umstände, die sich aus dieser Blindheit ergeben, könnten unterschiedlicher nicht sein. Die Realität ist bei Jose Saramago sicherlich besser wiedergegeben, die knapp zehn Seiten von Vian lassen den Leser aber genau so fasziniert zurück.
Mich würde ja schon sehr interessieren, ob Saramago die Kurzgeschichte von Boris Vian kannte…
Ich werde auf eure Gräber spucken
Was für ein Buch! Ganz anders als Der Schaum der Tage, nicht so poetisch und phantastisch, dafür aber mit sehr viel Energie. Im Untertitel heißt es: ein amerikanischer Roman, was auch gleich schon einen Vorgeschmack auf den Zynismus des Buches leistet.
Boris Vian hatte eine Wette abgeschlossen, innerhalb weniger Wochen einen amerikanischen Roman zu schreiben: Sex & Crime. Es wurde 1947 zum größten Bestseller des französischen Buchhandels, wurde aber bald danach verboten und Vian mehrere Male angeklagt. Wer das Buch gelesen hat, kann sich vorstellen, dass es 1947 für eine Menge Aufregung gesorgt hat.
Erst 1973 ist das Buch dann wieder erschienen und ich kann erahnen, warum ich das Buch nur im Marketplace vom Amazon bekam und nicht über Amazon direkt.
Ich bin sehr gespannt auf die anderen Bücher von Vian, die ich hier noch rumliegen habe…
So true
Work like you don’t need money
love like you’ve never been hurt
and dance like no one’s looking
[via FFFFound!]
Der Schaum der Tage – Boris Vian
Achtung: Wer einfach nur eine Buchempfehlung möchte, sollte hier aufhören zu lesen. Es wird zwar nicht viel über das Buch verraten, noch besser ist es aber wahrscheinlich, wenn man es komplett unvorbereitet liest.
Auf der Rückfahrt von Berlin letzte Woche haben mich meine zwei Mitfahrer überrascht. Sie waren beide von einem Buch begeistert und lobten auch den Autor selbst, ohne aber wirklich über den Inhalt des Buches zu sprechen – eine sehr gute Eigenschaft der beiden, den ich mag ja keine vorweggenommenen Ereignisse in Büchern (oder Filmen). Christian erhob Boris Vian dann auch noch zu seinem Lieblingsschriftsteller und Melanie meinte, dass sie das Buch damals ganz unvorbereitet gelesen hätte.
Was sie damit gemeint hat, weiß ich jetzt. In einer anderen Rezension habe ich etwas gelesen, was sehr gut beschreibt, was den Reiz des Buches für mich ausgemacht hat: auf jeder Seite ist man auf der Suche nach einer besonderen Stelle – und wird auch meistens fündig. Dazu zwei Beispiele, die extra so gewählt sind, dass sie nur an der Oberfläche dessen kratzen, was den Leser des Buches wirklich erwartet:
Die Bücher waren in alphabetischer Ordnung aufgestellt, aber der Buchhändler kannte sich nicht sonderlich gut im Alphabet aus, und so fand Chick die Partre-Abteilung zwischen T und B.
Kein Blumengeschäft hat Eisengitter vor den Fenstern. Niemand will Blumen stehlen.
Ich liebe solche Gedankengänge und Verrücktheiten in einer Geschichte und dieses Buch ist voll davon und erzählt gleichzeitig noch eine bewegende Liebesgeschichte. Nachdem ich gestern in der Stadt bei den einschlägigen Buchhändlern keine weiteren Geschichten von Boris Vian gefunden habe, stöbere ich jetzt mal bei Amazon weiter. Der Schaum der Tage war einfach zu gut, um es dabei zu belassen.