Tokio, Japan

Mein Plan ist, diesen Beitrag zu Ende zu schreiben, wenn ich mit meiner Nichte im Shinkansen von Tokio nach Kyoto sitze. Im Moment ist es kurz vor 7:00 Uhr am Donnerstag, dem zweiten ganzen Tag hier in Tokio.

Montag/Dienstag war Anreisetag. Um 11:15 Uhr stiegen wir in den Flieger von München nach Tokio um knapp 12 1/2 Stunden später gegen 6:50 Uhr Ortszeit in Tokio wieder auszusteigen. In unser AirBnb konnten wir erst nachmittags, so mussten wir also zuerst unsere Koffer verstauen. Überwältigt von den Menschenmassen an der Tokio Station fanden wir dort einen Service, der unsere beiden Koffer für je 700 Yen (4,20 €) bis abends um 20:00 Uhr aufbewahrt hätte. Das fand ich schon einmal ziemlich günstig.

Den Rest des Tages versuchen wir ein wenig die Gepflogenheiten des Lebens in Tokio kennen zu lernen. Also wie man im 7-Eleven einkauft, oder die Suica-Karte benutzt. Unser erstes richtiges Ziel ist dann der Stadtteil Shibuya, der uns sehr warm und sonnig empfängt. Im Kern erinnert das Viertel an den Times Square in New York – nur viel bunter. Wir stehen gut 10 Minuten in der unorganisiert entstandenen Schlange an der Hachiko-Statue um ein paar Fotos zu schießen. Alles mit sehr freundlichen und hilfsbereiten Mitmenschen aus aller Welt – kein Vergleich zu dem Chaos, wenn man in New York versucht, ein Foto am Wall-Street Bullen zu machen.

Auch den Mega-Donki besuchen wir, allerdings nicht alle Stockwerke, da die Wärme bei mir ihren Tribut forderte und ich mehr auf Wasser angewiesen war, als auf noch mehr Nippes. Daraus bestehen die vier von uns besuchten Stockwerke. Es ist unglaublich wuselig und eng. Und überall werden Regale nachgefüllt. Für heute (Donnerstag) steht ein Shopping-Tag an, da werden wir dem Laden noch mal einen Besuch abstatten. Ich hoffe, dass sich neben dem ganzen Billigkram auch noch ein paar Kleinode finden lassen werden.

Den Rest des Tages suchen wir noch ein paar verbliebende Sakura-Blüten und versuchen ansonsten wach zu bleiben. Das AirBnb befindet sich im fünften Stock (ohne Aufzug) und trotz der Fotos und des Grundrisses bin ich doch überrascht, dass das eine Schlafzimmer gleichzeitig die Küche ist – nun ja, wir bleiben auch nur eine Woche hier. Dafür haben wir eine große Dachterrasse im Stadtteil Taito und können so Tokio noch ein bisschen auf uns wirken lassen und Pläne für den nächsten Tag schmieden.

Mittwoch sollte es dann nämlich zuerst zum Tokyo Tower gehen. Social Media ist zwar voll von Tips für die besten Locations um den Turm zu sehen und zu fotografieren, aber meiner Meinung nach reicht es tatsächlich aus, mit der Bahn in die Gegend zu fahren und dann einfach zu Fuß in seine Richtung zu gehen. Auf den Tower selbst wollten wir gar nicht. Für mich macht der Anblick des rot-weißen Verwandten des Eiffel-Turms selbst den größeren Reiz aus. Das Wetter ist auch wieder toll und in der Nähe des Tokyo Towers statten wir mit dem Zojoji-Tempel unserem ersten „richtigen“ Tempel in Japan einen Besuch ab. Am Vortag waren wir zwar schon am Kaiserpalast, der aber nur mit bezahlter Führung zu besichtigen ist und von dem sonst leider nicht viel zu sehen war. Uns war so früh nach der Ankunft aber nicht wirklich danach.

Da wir am Tag vorher die 22.000 Schritte geknackt hatten, wollten wir den Tag etwas ruhiger angehen und schmiedeten so den Plan, mittags ein wenig in einem kleinen Park zu sitzen, dann etwas Sushi zu Essen und nach einer Pause im AirBnb dann abends zum Tokio Sky Tree zu fahren. Als Restaurant hatten wir uns Sushiro an der Bahnstation Yurakucho ausgesucht – einem Conveyer-Belt Restaurant, wo die Teller mit dem Essen an einem vorbei fahren, bzw. man das bestellte Essen an den Tisch gefahren bekommt. Das Essen war super lecker und sehr, sehr günstig (11 Teller Nigiri & Co., dazu Miso-Suppe, Getränke und Nachtisch für 20 € – für zwei Personen zusammen!), das größte Abenteuer war aber, den Ort überhaupt zu finden. Das Gebäude, in dem sich das Restaurant befinden sollte, war nämlich ein riesiger Elektronik-Laden und rund um das Gebäude selbst wollte sich kein Eingang zum Restaurant finden. Da die U-Bahn-Station unter dem Gebäude liegt und auch noch Geschäfte beherbergt, suchten wir also auch noch dort. Irgendwann hat uns unser leicht genervter Detektivsinn aber dazu geführt, das Restaurant in der siebten Etage des Elektronikladens in einer Ecke zu finden. Das Bestellsystem und insgesamt das Ambiente war so, wie wir uns Tokio vorgestellt hatten und so war das Essen auf jeden Fall ein Highlight des Tages.

Im Elektronikladen – wohl besser „Kaufhaus“ – besuchten wir dann noch die Etage mit Video-Spielen und Spielen insgesamt. Auch eine ganze Reihe von Gashapon-Automaten wartetet hier auf uns. Ein paar der Plastikkugeln landeten so auch in unsere Taschen, sowie ein paar andere Souvenirs.

Nach der angesprochenen Pause in unserem Tokio-Zuhause ging es dann gegen 20:00 Uhr zum Tokyo Sky-Tree. Schon von Außen mit den vielen Lichteffekten ein imposanter Anblick und zusätzlich noch nett an einem Wasserlauf gelegen, an dem ebenfalls noch ein paar Kirschblüten zu entdecken waren und zu Fotos einluden. Man sah zwar, dass der Ticketkauf, sowie der Einlass zu den Aufzügen auf viel mehr Besucher ausgerichtet sind, für uns ging es aber praktisch komplett ohne Wartezeit zu den Ticketautomaten und dann in den Aufzug nach oben. Das Standard-Kombinationsticket, welches zum Besuch der Besucherdecks auf 350m und 450m erlaubt, kostet pro Person 19 €. Unsere New York Erfahrung sorgte für ein überraschtes Gesicht, ob der günstigen Preise. Alleine für sich betrachtet mögen 19 € vielleicht etwas viel sein.

Jedenfalls war die Aussicht wirklich toll und gerade in der Dunkelheit ziemlich beeindruckend. Es gibt allerdings keinen wirklichen Außenbereich, also muss man mit den Reflektionen in den Scheiben leben. Ein kleiner gläserner Boden lädt zu weiteren Fotos ein, wobei mich irritiert hat, warum etwa einem Meter unter diesem Boden noch einer zu sehen war: traut man dem ersten so wenig, dass man den zweiten darunter angebracht hat?

Wir hatten vorher am Fuße des Turms einen McDonalds entdeckt, den wir jetzt mal ausprobieren wollten. Die anderen zwei, die wir bis dahin gesehen hatten, verfügten nicht über die inzwischen bekannten Bestellkioske und unsere Zuversicht, eine rein mündliche Bestellung abzugeben, war doch eher gering. Hier aber bestellten wir einen Teriyaki Chicken Burger und einen Burger, dessen „Brot“ aus Reis bestand. Beides war sehr lecker, es wird aber wohl trotzdem der letzte Ausflug dieser Art gewesen sein. Zu viel haben wir noch auf der Liste der Dinge, die wir in Japan gerne kulinarisch ausprobieren möchten.

Es ist recht erstaunlich, wie schnell sich der Körper an die Zeitumstellung gewöhnt, wenn man den ganzen Tag über irgendwie unterwegs ist. In Europa merke ich immer, wie die Stunde bei der Umstellung zwischen Sommer- und Winterzeit, bzw. auch in die andere Richtung, meinen Tagesrhythmus aus dem Takt bringt. Mein Appetit/Hunger ist total verspätet und sowohl Morgens, als auch Abends bin ich entweder viel zu müde, oder kann nicht einschlafen. Hier sind zwar erst zwei Nächte vergangen, aber irgendwie fühlt sich das doch „richtig“ an.

Donnerstag war dann ein bisschen Shopping angesagt. Dazu wollten wir in das „Gaming-Viertel“ Akihabara und sind zuerst in einen Second-Hand Buchladen gegangen. Über gut fünf Etagen (die genaue Zahl weiß ich schon nicht mehr) sind wir durch die Gänge geirrt. Ich, weil ich Bücher von Haruki Murakami (1Q84 habe ich leider nicht gefunden) gesucht habe, während meine Nichte nach dem Anime Banana Fish Ausschau hielt.

Irgendwann haben wir unsere Schüchternheit abgelegt und nachgefragt. Das war auch ziemlich erfolgreich, so dass wir beide mit ein paar Büchern den Laden wieder verließen.

Anschließend fanden wir noch ein Geschäft mit Anime-/Manga-/Comic-Figuren. Ich kannte die meisten Figuren gar nicht, aber einen kleinen Mech habe ich dann als Erinnerungsstück doch mitgenommen. Ich muss auch zugeben, dass mich die ganzen Gundam Roboter-Bausätze sehr fasziniert haben. Das würde aber wohl auch den Platz in meinem Koffer sprengen.

Ich bin zwar kein Sammler von Pokémon-Karten, wollte aber unbedingt ein paar aus Japan haben. Zwei verschiedene Booster-Packs gab es in einem 7-Eleven zu kaufen, in einem der vielen kleinen Geschäfte auf unserem Rundgang habe ich auch mal 1.000 Yen (ca. 6 €) investiert, um bei einer kleinen Lotterie mitzumachen. „Gewonnen“ habe ich 5 Pokémonkarten – keine Ahnung, wie selten die sind. Ein schönes Andenken sind sie allemal.

Am Nachmittag/Abend wurde das Wetter schlechter und so gab es nur ein bisschen was zu Essen (super leckere Tako-yaki) und anschließend war der Tag dann für uns auch schon zu Ende.

Am darauffolgenden Tag wartete ein besonderer Ausflug auf uns. Es ging nämlich mit dem Shinkansen nach Fuji-Shin um ein paar tolle Fotos des Mount Fujis zu machen. Nebenbei war es auch sehr interessant zu sehen, wie kleinere Städtchen abseits von Tokio aussehen.

Der Ort selbst machte auf mich keinen touristischen Eindruck, aber eine Brücke, etwa 40 Minuten zu Fuß entfernt vom Bahnhof, ist in Social Media berühmt. Das zeigte sich gleich an den ganzen Leuten (etwa 20 an der Zahl), die am Fuße der Brücke geduldig warteten, bis die Personen vor ihnen mit ihren Fotos fertig waren. Das war ein ganz cooles Erlebnis, weil die Leute augenscheinlich aus aller Herren Länder kamen und sie alle sehr rücksichtsvoll waren.

Als wir abends zurück in Tokio waren, hakten wir einen weiteren Punkt von unserer Essens-Bucketlist ab und genossen ein leckeres Curry.

Tags drauf, am Samstag, machten wir erneut einen Ausflug. Dieses Mal nach Gotokuji zum sogenannten „Katzentempel“. Die Tempelanlage ist eigentlich schon schön genug, besonders wird das aber noch durch die vielen hundert Keramik-Winkekatzen, die dort stehen. In einer kleinen Hütte auf dem Gelände kann man diese in verschiedenen Größen käuflich erwerben (pro Person nur eine). Mit dem Kauf verbindet man in der Regel einen Wunsch. Man nimmt die Katze nun mit nach Hause und wenn der Wunsch in Erfüllung gegangen ist, so bringt man die Katze zurück zum Tempel und stellt sie neben die ganzen anderen Zeugnisse erfüllter Wünsche.

In dem Tempel kann man sich außerdem noch „Fortunes“ holen. Handelt es sich um eine positive Botschaft, nimmt man diese ebenfalls mit nach Hause. Schlechte werden in dem Tempel an einer bestimmten Stellen an Seile geknotet um so hinter sich gelassen zu werden.

Das Wetter an dem Tag war wirklich gut und so beschlossen wir, zurück in Tokio noch den Tempel Senso-ji zu besuchen. Dort war es allerdings sehr voll. Die Kombination aus Wochenende und gutem Wetter hatte nicht nur uns dorthin geführt. Hinzu kommt noch, dass fast unzählig viele Souvenirlädchen rund um das Tempelgelände angesiedelt sind. Wir haben uns anstecken lassen und das eine oder andere kleine Erinnerungsstück eingekauft.

Zum Ausklang des Abends ging es noch einmal in das Viertel Chiyoda für ein paar Fotos, da die kleinen Restaurants in der Nähe des Bahnhofs Vorlage für „Spirited Away“ (Chihiros Reise ins Zauberland) von Studio Ghibli waren und auch sonst ein sehr stimmungsvolles Bild abgaben.

Gestern (Sonntag; ich schreibe dies also tatsächlich im Shinkansen von Tokio nach Kyoto) war dann noch einmal ein gemütlicherer Tag mit ein bisschen Shopping, aber auch ein Besuch zum Suga Schrein stand auf dem Programm, da dort in der Nähe eine Treppe in einer Szene von Your Name vorkommt.

Zum Mittagessen kehrten wir in ein Tonkatsu-Restaurant ein, was wie bisher alles hier, einfach wieder sehr lecker war.

Ab Sonntag Nachmittag begann es wieder zu Regnen und so endete der letzte Abend in Tokio recht unspektakulär. Die Eindrücke der ganzen Woche waren aber wirklich toll. Die Stadt und ihre Menschen ticken anders, als in mir bekannten Großstädten. Die Ruhe, Rücksichtsnahme und Gelassenheit kenne ich sonst nur noch aus Schweden. Gleichzeitig ist es aber eben auch viel, viel voller. Mir ist in der ganzen Zeit auch nirgendwo ein Schild aufgefallen, auf dem vor Taschendieben oder ähnlichem gewarnt worden wäre. Es gab auch keine diesbezüglichen Ansagen auf den Bahnhöfen oder anderen vielbevölkerten Plätzen.

Tokio ist auch wirklich sauber. Obwohl, oder gerade weil es keine öffentlichen Papierkörbe gibt, liegt nirgendwo etwas rum. Ich habe auch keine Graffiti gesehen und wenn ich so zurück denke, auch keine Aufkleber – darauf werde ich aber in Kyoto auch noch einmal genauer achten. Dort bleiben wir nämlich für die nächsten sieben Tage, bevor wir am Montag nach Seoul, Südkorea fliegen.

KI-Bullshit

Immer wieder werde ich mit diesem Thema konfrontiert. Zuletzt weil ein Update meiner bevorzugte IDE phpStorm plötzlich eine neue „1 Zeile KI“ eingeführt hat, die mir bei jedem Tastendruck irgendwas in meinem Quelltext angezeigt hat, von der sie meinte, dass ich das ja eigentlich tippen wollte. Stimmte aber gar nicht und hat nur genervt. Keine Ahnung, warum man so etwas als Opt-Out implementiert.

Ein paar Tage davor gab es bei uns in der Agentur wieder einmal eine Diskussion zu ChatGPT, weil wieder einmal darum gebettelt wurde, dass die Agentur doch bitte einen Team-Zugang zu ChatGPT bereitstellen sollte. Es scheint also so zu sein, dass man ChatGPT super findet, aber nicht so toll, als dass man dafür zahlen würde. Es gibt allerdings auch Kollegen, die für den Dienst privat zahlen. Und die „erfreuen“ uns immer mal wieder mit unheimlich langweiligen, generierten Texten.

Im Unterton kann man wahrscheinlich schon erkennen, dass ich kein Fan von ChatGPT bin. Ich würde sogar soweit gehen, dass ich das ganze Thema total überflüssig finde – deshalb auch der Titel dieses Beitrags.

Ganz grundsätzlich finde ich es schon mal blöd, dass der Begriff KI dadurch total entwertet wird. Diese Large-Language-Models und andere Technologien, die eher unter „Machine Learning“ einzuordnen sind, haben rein gar nichts mit Künstlicher Intelligenz zu tun. Da sie aber als KI bezeichnet werden, verwechseln die Nutzer auch die Ergebnisse von ChatGPT & Co. auch mit etwas, wo eine Absicht, also eine Art Bewusstsein dahinter steckt. Das ist natürlich Quatsch.

Ich habe LLM in verschiedenen Szenarien benutzt und bin dabei immer sehr schnell an die Grenzen der Technologie gestoßen. Der fehlende Determinismus und die systembedingten fehlenden Quellen sind für mich das größte Problem. Das geht ja schon bei einem einfachen Zusammenfassen von Texten los – eine Aufgabe, die gerne beispielhaft als sinnvolles Einsatzgebiet für LLM genannt wird. Der Vorteil sei, dass man Zeit sparen kann, wenn man sich Zusammenfassungen von E-Mails, Meetings, Berichten, etc. durchlesen kann, statt sich mit dem Original zu beschäftigen. Im Gegensatz zu einem fachkundigen Menschen, kann ich bei der maschinellen Lösung nicht davon ausgehen, dass der zusammengesetzte Text keine wichtigen Informationen weg gelassen hat. Ja, ein Mensch kann theoretisch auch Fehler machen, aber wenn jemand diesen Job grundsätzlich gut macht, ist die Fehlerquote zu vernachlässigen.

Die LLM haben kein Textverständnis und auch kein Verständnis von dem Thema, um das es geht. Entsprechend kann die Fehlerquote überhaupt nicht abgeschätzt werden. Wie immer beim Einsatz von LLM muss auch hier das Ergebnis von einem Menschen überprüft werden. Der Mensch muss also den originalen und den zusammengefassten Text lesen, um dann entscheiden zu können, ob die Zusammenfassung korrekt ist. Da geht schnell viel von der Zeitersparnis weg.

Im Internet wird die selbe Technologie ja auch gerne genutzt, um Texte zu generieren, weil man selbst entweder keine Ahnung vom Thema hat, oder keine Lust hat, die Texte selbst zu verfassen. Diese Zeitersparnis führt dann ebenso zu fehlerhaften Texten, die zusätzlich auch noch furchtbar langweilig zu lesen sind. Ich habe das selbst probiert, weil ich für die einzelnen LEGO-Themengebiete Texte auf noppenstein.io ausgeben wollte. Klassisches SEO. Die Texte beinhalteten aber jede Menge Behauptungen, ohne, dass diese irgendwie belegt wurden. Ich habe einiges an Zeit damit verbracht, die Informationen, die sich ChatGPT ausgedacht hat, irgendwo im Internet zu finden. Erfolglos.

Und es gibt ja genügend Beispiele dafür, wie LLMs komplett falsche, weil erdachte Texte erstellt. Wie oben schon angedeutet, handelt es sich eben um keine Künstliche Intelligenz. Es ist keine Frage-/Antwort-Maschine, da sie die Fragen nicht „versteht“ und eben nur plausible Texte ausgibt. Ja, das ergibt verblüffende Ergebnisse, die oftmals sogar zur Frage passen. Aber eben nicht zuverlässig. Und genau das ist das große Problem.

Mir wurde vorgehalten, dass meine Abneigung gegenüber ChatGPT damit zu vergleichen wäre, Taschenrechner, oder in der Programmierung IDEs zu benutzen. Bzw. dürfte ich diese Dinge nicht benutzen, weil es ja auch nur Werkzeuge sind und ChatGPT ebenso nur ein Werkzeug ist. Hier kommen wir dann aber zum Determinismus. Der Taschenrechner liefert nachvollziehbare Ergebnisse und wenn ich in phpStorm auf ein Symbol klicke, um z.B. zur Deklaration einer Klasse zu springen, so passiert das genauso zuverlässig und vorhersehbar. Die IDE springt nicht einmal dahin und ein anderes mal dorthin. Genau das macht aber z.B. ChatGPT. Die Ergebnisse werden zufällig aus einer Reihe von möglichen ausgewählt. Das ist absichtlich so und gehört dazu, wie diese Modelle funktionieren. Alleine deshalb sollte man sich schon Gedanken machen, wie gut so ein Ergebnis sein kann, wenn es doch gar kein Kriterium für „Bestes“ gibt. Denn sonst würde doch sicherlich das beste Ergebnis ausgegeben, oder?

Man hört außerdem immer mal wieder das Argument, dass ChatGPT einem ermöglicht, komplexe Ergebnisse durch reine Spracheingabe zu erreichen. In dem Zusammenhang wird einem dann auch schon einmal vorgeworfen, dass man sich einfach nur schwer damit täte, seine Anfragen mit natürlicher Sprache zu formulieren und man deshalb gegen ChatGPT sei.

Traurig finde ich, dass dies selbst von Softwareentwicklern als Argument angebracht wird. Gerade diese Personengruppe sollte doch eigentlich wissen, dass dies das Hauptproblem in unserer Industrie ist: die Kundenanforderungen exakt in Code umzusetzen ist etwas, was bei der Softwareentwicklung die meiste Zeit in Anspruch nimmt. Auch andere Wissensgebiete haben eine spezialisierte Sprache (wie die Programmiersprachen in der Softwareentwicklung), wie etwa Noten in der Musik, die Mathematik, Physik und Chemie natürlich, aber selbst Abfragesprachen wie SQL existieren aus dem Grund, ganz präzise Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, um einen Sachverhalt darzustellen, bzw. Ergebnisse zu ermitteln.

Das Einführen der natürlichen Sprache in diese Domänen erschließt diese zwar auch für unqualifizierte Personen, die Ergebnisse können aber aufgrund der Wahl des Werkzeugs ChatGPT nicht an die von Experten heranreichen. Und das Erlernen einer Sprache (mathematische Symbole, Programmiersprachen) führt noch lange nicht dazu, dass man damit auch das Wissen erlernt hat, mit diesen umzugehen.

Bei einer Diskussion dazu mit einem Kollegen machte dieser die interessante Beobachtung, dass es vielleicht einfach diese fehlende Qualitätsansprüche sind, die die ChatGPT-Fans dazu verführt, die Ergebnisse ihres Werkzeugs als viel zu gut einzuschätzen. Früher war eh alles besser, aber ich erinnere mich sehr lebhaft an eine Zeit im Internet, in dem Links noch wichtig waren und wo man keine Aussage tätigen konnte, ohne einen Link als Quellenangabe mit anzugeben. Das war ein sehr wissenschaftlicher Ansatz, den aber auch „Normalos“ nachvollziehen konnten. Irgendwann wurde das mit dem Verlinken schwieriger, weil Instagram, YouTube, Twitch und Tik-Tok durch ihre audiovisuelle Art ein Zitieren sehr schwierig machen, oder aber Bezahlschranken und Facebook es den Benutzern sehr schwer machen, Quellangaben überhaupt überprüfen zu können.

In der Folge wird heute gefakenewst, dass sich die Balken biegen und nur eine Minderheit scheint sich daran zu stoßen. In diesem Umfeld ist es dann vielleicht sogar zu erklären, dass ein Text, Bild oder Video aus ChatGPT genauso „gut“ ist, wie der ganze andere Müll, der im Internet schwimmt. Eine automatische Übersetzung ist ja trotz ihrer vielen Fehler immer noch besser, als etwas nicht zu verstehen. Trotzdem würde ich keine so übersetzten Verträge unterschreiben. Und genauso mag ich keine generierten Texte lesen, oder keinen generierten Code einsetzen. Ich habe da einfach einen anderen Qualitätsanspruch.

Jedes Mal, wenn ich an ein Softwareprojekt heran gehe, möchte ich es besser machen, als beim vorherigen Mal und ich kann zu so gut wie jeder Zeile in meinem Code sagen, warum diese genau so aussieht und nicht anders. Und was ich plane daran zu ändern, wenn sich zwei, drei Dinge in dem Projekt in eine andere Richtung entwickeln.

Als ich in meinem Studium in einem Lektorat gearbeitet habe und später dann ein Redakteur meine Texte mit Bemerkungen versehen hat, wurden Sätze und ganze Paragraphen mehrfach umgeschrieben um verständlicher zu sein, aber auch im Gesamtkontext des Textes einen besseren Fluss zu haben. Und in den Bachelorarbeiten, die ich bislang betreuen durfte, war es mir ebenso wichtig im Auge zu behalten, wo im Text dem Leser etwas evtl. nicht mit an die Hand gegeben wurde, obwohl das an dieser Stelle für das Verständnis wichtig gewesen wäre.

ChatGPT kann zwar gute Texte hervorbringen, aber eben nicht so gute, wie welche, bei der sich jemand wirklich Mühe gegeben hat. Und warum sollte ich meine Zeit damit verschwenden, einen Text zu lesen, den jemand selbst gar nicht schreiben wollte und es deshalb einer Maschine überlassen hat?

Meine Erfahrung zum Direktverkauf auf mobile.de

Autoverkäufer haben in meinen Augen nicht ganz zu unrecht einen etwas zweifelhaften Ruf, so geht mir das inzwischen aber eigentlich mit allen Berufszweigen, die mir etwas verkaufen wollen – aus Erfahrung wird man klug.

Jedenfalls musste ein fast sechs Jahr altes Auto verkauft werden und da der VW-Händler, über den die Bestellung des neuen abgewickelt wird, sich nicht mehr gemeldet hat in Bezug auf den Ankauf eines Autos, musste ich selbst tätig werden. Das letzte Auto hatte ich über autoscout24.de verkauft, mein subjektiver Eindruck ist es aber, dass mobile.de inzwischen präsenter auf dem Markt ist – und wahrscheinlich eh alle auf beiden Plattformen gleichzeitig ihre Fahrzeuge anbieten.

Wenn ich etwas verkaufen möchte, von dem ich keine Ahnung habe, was ein angemessener Preis dafür ist, gehe ich immer erst einmal auf die jeweilige Verkaufsplattform und gebe grob die Daten des Artikels ein. Die Suchergebnisse lassen mich dann meistens ganz gut einschätzen, was so der Preisbereich ist. Hier ging es um einen Mitsubishi Eclipe Cross Automatik mit Allradantrieb und gut 69.000 km auf dem Tacho. Die Preise lagen grob zwischen 17.000 € und 23.000 €. Da waren auch ein paar private Angebote dabei, aber auch sonst variierten Zustand, Kilometerleistung, Erstzulassung und die genaue Sonderausstattung.

Bevor ich mich überhaupt umgesehen hatte, war ein Betrag von 14.000 € aus verschiedenen Gründen für mich die unterste Schmerzgrenze. Neben dieser Preisfindung durch Suche nach ähnlichen Angeboten, bieten verschiedene Plattformen aber auch einen Preisvorschlagsservice an. Vor sechs Jahren hatte ich den von wirkaufendeinauto.de genutzt, der Unterschied zwischen dem Onlinepreis und dem, was mir dann bei der Besichtigung angeboten wurde, wich aber um mehr als 10 Prozent ab – nach unten natürlich. Es war mir also klar, dass diese geschätzten Preise mit Vorsicht zu genießen sind.

Jedenfalls bot mir mobile.de über diesen Weg 17.000 € an, bei wirkaufendeinauto.de waren es 15.500 €. mobile.de hatte aber auch nur sehr wenige Informationen abgefragt, entsprechend konnte die Einschätzung von wirkaufendeinauto.de genauer sein. Höchst ärgerlich war bei beiden Anbietern, dass man die geschätzte Summe erst nach der Registrierung zu sehen bekam. Da ich mich schon weit vor dem Kauf des neuen Autos mit dem möglichen Preis für mein altes Auto beschäftigt hatte, bekam ich seitdem fast täglich E-Mails von den beiden, um den Verkauf doch bitte jetzt bald wirklich anzugehen. Ich kann mich nur wiederholen: das war extrem nervig.

Ich machte mir dann also zwei Termine: den ersten bei mobile.de, bzw. einem Partnerhändler hier in Moers und für den nächsten Tag in Duisburg bei wirkaufendeinauto.de. Vorher noch kurz durch die Waschstraße und ein bisschen Aussaugen und dann ging es los. Der Händler in Moers ist keiner, den man kennen würde und auch weit ab von dem Gewerbegebiet, indem sich sonst die ganzen Autohäuser angesiedelt haben. Und während andere Gebrauchtwagenhändler in Moers zumindest an irgendwelchen Einfallstraßen positioniert sind, ist dieser hier fast versteckt in einem kleinen Gewerbegebiet gelegen. Das nur zum Hintergrund, um was für einen Händler es sich wohl handelt. Durch verschiedene Äußerungen des Händlers gehe ich aber davon aus, dass der irgendwie in einem Verbund mit anderen Händlern sitzt.

Das Auto wurde zuerst von Außen und Innen begutachtet und dann im Büro noch fehlende Informationen von mir erfragt. Danach ging es ans Eingemachte: die 17.000 € aus dem Onlineangebot wären halt nur ein Richtwert aus allen möglichen Fahrzeugwerten, etc. pp und welchen Preis ich mir denn vorgestellt hätte. An der Stelle muss ich vorweg sagen, dass ich kein Verkaufsprofi bin und ich nur durch die Beschäftigung mit der Materie in den letzten Wochen zu dem Schluss gekommen war, dass 15.000 € eigentlich drin sein müssten und dass das für meine ersten Termine die untere Grenze sein sollten. Ich habe ja noch bis Ende Mai Zeit, bevor der neue Wagen ankommen soll, allerdings steht in Kürze aber ja auch noch ein längerer Urlaub an.

Zurück zum Ankauf. Auf die Frage des Händlers antwortete ich mit 15.500 €, also dem Preis, den mir wirkaufendeinauto.de blind geboten hatte und von dem ich ausgehen konnte, dass ich bei denen nicht so viel bekommen würde („Irgendwas finden die immer zu beanstanden“). Daraufhin ging er noch mal raus um Fotos „für den Kollegen“ zu machen. Und auch sonst wurden noch ein paar mehr Details nachgefragt und fleißig auf den Computerbildschirm geschaut. Schließlich fragte er mich, ob ich ihm da noch etwas entgegen kommen könnte. Auf meine Gegenfrage, um wie viel, meinte er was von 14.000 €. Das war mir aber deutlich zu wenig und so legte ich meine Karten auf den Tisch, erwähnte das Angebot von wirkaufendeinauto.de und dass ich gehofft hatte, aus dieser Woche herauszugehen und dabei 15.000 € für mein Auto zu bekommen. Daraufhin bot er mir 14.900 € und ich willigte ein.

Der eine oder andere Verkäufer wird jetzt vielleicht mit den Augen rollen, ob meiner Verhandlungsstrategie, aber ich bin ehrlich zufrieden mit dem Ergebnis. 14.900 € sind in meinen Augen 15.000 € und ob ich mit einem Privatverkauf vielleicht bis an 17.000 € herangekommen wäre, steht auch in den Sternen. So habe ich alles erledigt und kann entspannt Ostern und dann Ostasien entgegen schauen.

Ich kenne die Automobilbranche nicht und somit auch nicht deren Margen. Ich habe aber höchsten Respekt dafür, dass sie 12 Monate Gewährleistung auf gebrauchte Autos geben müssen. An meinem Auto war jetzt zwar nichts dran, aber ein Grund, mich jetzt nach einem neuen umzusehen war auch, dass ich einfach keine Lust habe, mich um irgendwelche Probleme am Auto zu kümmern. In einem Jahr kann echt sehr schnell was kaputt gehen.

Ich habe übrigens auch sofort alle Suchaufträge abbestellt, weil es mir zwar einerseits völlig egal ist, wenn der Händler mein Auto jetzt vielleicht für 23.000 € einstellt, gleichzeitig muss ich das aber auch nicht unbedingt wissen :) Für ein Nischenauto wie den Eclipse Cross passt der Verkaufspreis, den ich nun bekommen habe, sehr gut mit den früher mal angenommen Restwerten bei der Finanzierung und ich fühle mich nicht über den Tisch gezogen. Und ich glaube, das ist ein ganz gutes Endresultat eines jeden Kaufs/Verkaufs. Ich hoffe nur, der Händler bereut den Kauf ebenfalls nicht.

Verbrenner, Adé

Gestern habe ich wohl zum letzten Mal ein Auto betankt (zumindest mein eigenes) und ich sehr happy damit. Bei etwa 12.000 km Fahrleistung pro Jahr habe ich jeweils nicht nur etwa 960 Liter Benzin getankt, sondern dabei auch gut 1.900 kg CO2 ausgestoßen. Das ist im Vergleich zu den Massen an CO2, die jedes Jahr insgesamt ausgestoßen werden, nicht so viel, als absolute Zahl gesehen, aber schon ganz erschreckend. Also wenn man sich den Becken voll Benzin und den Haufen CO2 im Garten so vorstellt.

Auf ein Auto selbst möchte ich zwar nicht verzichten, zukünftig wird es aber nun elektrisch voran gehen. Der Volkswagen ID.4 ist schon bestellt aber nur der Automobilgott in Wolfsburg, bzw. Emden weiß, wann ich ihn in Empfang nehmen kann.

Da mein letzter Wagen bereits einer mit Automatikschaltung war, muss ich mich dahingehend nicht umgewöhnen, andere Dinge werden aber eine gewissen Anpassungszeit benötigen. Dabei habe ich vor den Ladestopps auf der Strecke zwischen NRW und Småland gar keine Angst. Die zwischen 1.000 km und 1.200 km (je nachdem, ob ich die Fähre Rødby/Puttgarden nehme, oder nicht) habe ich in der Vergangenheit eher mit viel zu wenig Pausen hinter mich gebracht. Ich weiß eh, dass ich für die Reise einen ganzen Tag unterwegs bin. Da kann ich es auch insgesamt noch mit mehr Rastzeiten angehen.

Neu ist aber auch, dass ich den ID.4 jetzt nur lease (für 4 Jahre), weil einfach komplett unsicher ist, wie der Gebrauchtwagenmarkt für Elektrofahrzeuge in 4 Jahren aussehen wird. Und wie die Entwicklung im Automobilbereich bis dahin fortschreitet. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich auch in 4 Jahren wieder für ein Auto entschieden werden – ich weiß bis heute nicht, wie ich die Reise überhaupt mit der Bahn bewältigen sollte -, es darf dann aber wahrscheinlich auch ein kleineres sein.

Bis dahin habe ich auch mehr Erfahrung damit, wie viel reale Reichweite ich in Sommer und Winter wirklich hinbekomme. Die Ladeinfrastruktur schein aktuell schon ausreichend zu sein, nur das Bezahlen könnte gerne einfacher werden. Aktuell habe ich die fünf (!) meistgenannten Apps für die Ladesäule einmal auf mein iPhone installiert und meistens müsste man dann pro Ladepunkt tatsächlich nachsehen, mit welcher App es dann am günstigsten wäre. Ein bisschen umständlich, aber voraussichtlich werde ich nur auf diesen Reisen zwischen Deutschland und Schweden überhaupt öffentliche Ladepunkt ansteuern müssen.

Mein aktuelles Auto ist übrigens erst sechs Jahre alt, das Verbrennen von Benzin machte mir aber zunehmend ein schlechtes Gewissen. Insgesamt zahle ich jetzt zwar deutlich mehr pro Monat, für das Privileg ein Auto zu fahren, gleichzeitig freue ich mich aber auch ungemein auf die neue Technik – seien wir ehrlich: es ist auch ein schönes, neues Spielzeug.

Und genauso, wie eine einzelne Stimme bei der Wahl nicht wirklich etwas verändert, ist mein Umstieg auf ein Elektroauto aber eben auch eine Wahl, die auf hoffentlich viele weitere Nachahmer trifft. Und sei es auch erst in 4 Jahren, wenn mein Fahrzeug dann als Leasingrückläufer einen Gebrauchtwagenkäufer findet.

LEGO und das Preisdilemma

Drüben auf www.noppenstein.io beschäftige ich mit LEGO-Sets und -Minifiguren. Und da es sich dabei um eine Preisvergleichssuchmaschine handelt, ist der Preis natürlich ein großes Thema.

Die Meinung, dass LEGO teuer ist, ist dabei eigentlich schon gar nicht mehr erwähnenswert und scheint sich als Allgemeinwissen durchgesetzt zu haben. Ich finde das nur aus mehreren Gründen seltsam, oder zumindest zu kurz gedacht. Fangen wir mal damit an, dass die hohen LEGO-Preise die unverbindlichen Preisvorstellungen von LEGO sind. Viele Händler bieten die Sets also günstiger an. 30-40 % Rabatte sind keine Seltenheit. Ja, es gibt auch Sets, die man nur bei LEGO bekommt und da es dort nur selten Rabatte gibt (VIP-Punkte, 2x VIP-Punkte und tatsächliche Sonderangebote), ist die UVP tatsächlich das, was man als Käufer zahlen muss.

Ich finde es grundsätzlich schwierig, überhaupt zu sagen, ab wann etwas günstig oder teuer ist. Das kommt ja darauf an, wie viel einem selbst etwas Wert ist. Oftmals wird die Teilezahl der Sets mit herangezogen und dann berechnet, wie viel im Durchschnitt ein Stein in so einem Set kostet. Auch die Anzahl der Minifiguren wird dabei manchmal noch berücksichtigt. Und dann werden diese Zahlen mit den „günstigen“ Alternativen verglichen, die oftmals wesentlich mehr Steine für den selben Preis in die Verpackung legen.

Ich selbst habe von all den anderen Anbietern von Klemmbausteinen noch kein Set gesehen, was mir gefallen hätte. Ich mag die LEGO-Farbpalette, wobei das auch an frühkindlicher Prägung liegen kann – z.B. sind für mich „Chips“ auch immer noch die von Funny-Frisch. Ich habe bestimmt schon an die 50 andere Sorten in verschiedenen Ländern ausprobiert. Ich mag einfach keine anderen Kartoffelchips.

Und wenn man sich anschaut, was für Sets die anderen Anbieter so rausbringen, sieht man oftmals, dass sie sehr stark von LEGO „inspiriert“ wurden. Damit meine ich gar nicht einmal einzelne Sets – wobei es sowas von einigen Anbietern auch gibt. Da werden Harry-Potter-Sets dann einfach zu „Zauber-Sets“. Aber nachdem LEGO anfing Blumen zum Bauen auf den Markt zu bringen und damit erfolgt hatte, gibt es plötzlich auch Blumen von anderen Anbietern. Das ist alles legitim, aber eben auch sehr viel günstiger als wenn man sich selbst Gedanken machen muss.

LEGO engagiert sich außerdem sehr stark sozial und ob die diversen LEGO-Parks Geld kosten, oder einbringen, weiß ich zwar auch nicht, es steckt aber eben sehr viel mehr hinter LEGO, als nur ein paar Noppensteine. Dänemark ist auch nicht unbedingt dafür bekannt, ihre Arbeitnehmer auszubeuten, wenn man mal in Billund – der Heimatstadt LEGOs – war und man sich bewusst macht, dass die ganze Stadt praktisch von LEGO lebt, ist das auch eine Verantwortung, die dort getragen werden muss. Das müssen die anderen Hersteller nicht, die mal eben ein paar Sets bei LIDL verscherbeln, um nur über die Masse an verkauften Sets einen Gewinn einfahren.

Ich finde, dass das irgendwie selten eine Rolle spielt, wenn man sich über die hohen Preise von LEGO beschwert. Als wenn es einen Anspruch darauf gäbe, günstige LEGO-Sets kaufen zu können. Und es ist ja auch nicht so, als wenn die Sets nicht gekauft würden. Angebot und Nachfrage passen also vielleicht doch irgendwo zusammen.

Am meisten fallen mir diese Preisdiskussionen aber bei Reviews von Sets auf. Der Preis ist fast immer ein Thema. Aussagen wie „wäre es 10 € günstiger, würde ich das Set weiterempfehlen“ sind absolut die Regel. Und das verstehe ich überhaupt nicht. Zum einen wegen der oben bereits erwähnten Rabatte, die es bei vielen Sets gibt. Selbst Sets, die in den Anfangsmonaten nur exklusiv bei LEGO zu erhalten sind, können später auch noch im freien Handel auftauchen und werden dort dann auch günstiger angeboten.

Aber wie kann der Preis die Bewertung beeinflussen? Wenn man das Preis-/Leistungsverhältnis besprechen möchte, kann ich das ja noch nachvollziehen. Wobei ich das eben aus oben genannten Gründen (was ist einem selbst LEGO wert) auch schwierig finde. Aber warum hat man weniger Spaß an einem Set, nur weil es teurer ist, als man es sich wünscht? Wird ein geschenktes Set dadurch automatisch „gut“? Das wollen einem die „Influencer“ ja immer ausreden, da die Wertung natürlich gar nichts damit zu tun hat, dass sie ein Belegexemplar bekommen haben…

Statt bei einem Review mehr auf das Set einzugehen, wird leider immer wieder auf den Preis geschielt. Dabei sollte doch jeder für sich selbst entscheiden, wie viel einem dieses Hobby – oder das Spielzeug der Kinder – wert ist.

Die Funny Frisch haben mir früher schon besser geschmeckt als die wesentlich günstigeren Eigenmarken von ALDI. Und ich bin mit Nusspli aufgewachsen und konnte Nutella nichts abgewinnen. Der Preis war da irrelevant. Warum ist er dann bei LEGO so wichtig?