Passend zu meinem letzten Beitrag gehört auch, dass ich öffentlich kundtue seit Herbst 2019 Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen zu sein. Dabei bin ich nicht besonders politisch, tatsächlich ist es so, dass ich noch nicht einmal irgendwie aktiv war in meinem Ortsbündnis.
In erster Linie wollte ich etwas für die Umwelt und die Zukunft der Welt allgemein tun. Spenden fand ich in der Vergangenheit extrem nervig, da man dadurch nur unzählige weitere Male angeschrieben (per Briefpost!) wurde, noch mehr zu spenden. Den Fehler wollte ich also nicht noch einmal begehen. Und auch wenn meine Erfahrungen mit Parteien in der Vergangenheit nicht sonderlich gut waren, habe ich den Beitritt nicht bereut.
Seitdem ich an politischen Wahlen teilnehmen durfte, habe ich entweder die SPD oder die Grünen gewählt. Dabei habe ich jeweils mit den Erst- und Zweitstimmen „taktiert“ – soweit ich diese verstanden hatte. Seit längerem bekommen nun aber nur noch die Grünen meine Stimme. Spätestens, seitdem sie gezeigt haben, dass sie auch als kleiner Partner in einer Koalition etwas bewegen können.
Für mich war und ist der Parteieintritt ein einfacher Weg, „irgendwas mit Zukunft und Umweltschutz“ zu tun, ohne dass ich dabei wirklich den Hintern hoch bekommen müsste. Also so die absolute Basisvariante von Aktivismus. Aber: besser so als gar nichts.
Natürlich ist es aber ein wenig befremdlich, wenn man plötzlich sieht, wie sehr „Die Grünen“ angefeindet werden. Ich verstehe ja, dass man anderer Meinung ist. Das ist ja sozusagen die Hauptaufgabe einer Partei: verschiedene Positionen unter einem Dach zu vereinen und gemeinsam auf die Ziele hinarbeiten.
Und da fühle ich mich bei den Grünen sehr gut aufgehoben. Leider fehlt mir in Deutschland eine Diskussion hin zu einem Konsens, worauf man eigentlich hin arbeiten möchte. Der blöde Begriff „Leitkultur“ hat ja irgendwie nur sehr seltsame Themen. Ich habe noch nie einen Weihnachtsbaum gekauft, die letzten 18 Jahre wurde gemeinschaftlich in der Familie unter dem künstlichen Weihnachtsbaum bei meiner Schwester gefeiert. Zu Zeiten der Diskussion musste man ja schon fast ein schlechtes Gewissen haben und sich öffentlich bei den Weihnachtsbaumverkäufern entschuldigen. Das ist ja absurd.
Auf Döner, Pizza, Gebratene Nudeln oder Sushi will ernsthaft ja auch niemand verzichten. Es wäre also ebenso absurd, sich jeglichen „fremden“ Kultureinflüssen von außen zu verschließen. Und auf der anderen Seite sieht man TikToks zur Karnevalszeit, weil sich zugezogene über das bunte Treiben auf den Straßen freuen. Wenn eine Kultur etwas Gutes zu bieten hat, wird sie sich schon durchsetzen.
Ich kann also wirklich nichts Schlimmes daran finden, wenn unsere überaltete und veraltende Bevölkerung Zuwachs aus anderen Teilen der Welt bekommt. Das ist auch für unser Rente und den Facharbeitermangel gar nicht mal so unklug.
Und fast mitleidig schaut man auf die Social-Media-Beiträge von US-Amerikanern, die in Deutschland wohnen und sich über die medizinische Versorgung und das Sozialsystem freuen. Und es sollte auch jeden/jeder in Deutschland aufgewachsenen freuen: ohne Existenzangst aufgrund von Krankheit, Arbeitsverlust, oder sonstigen unverschuldeten Begebenheiten zu Leben, ist ein Luxus, den wir aufrecht erhalten sollten. Also, das wäre zumindest meine Vorstellung von einem Deutschland, auf das man stolz sein kann.
Es gibt noch viele andere, konkrete Einzelthemen, das gerade aber weltweit drängendste ist der Umweltschutz. Wir haben alle viel zu lange von günstigen Sprit- und Ölpreisen profitiert und müssen nun endlich etwas dagegen tun. Die nächsten zwanzig bis dreißig Jahre werden wahrscheinlich schon sehr ungemütlich werden, für mich persönlich wird es wahrscheinlich mit einer Klimaanlage und mehr Geld für Energie noch ziemlich glimpflich ausgehen – danach ist eh vorbei.
Aber die Generation, die gerade die Schule abgeschlossen hat – und alle jüngeren Kinder – werden komplett ausbaden müssen, was wir hier gerade so veranstalten. Wir machen dabei ja auch Fortschritte und ich könnte mir jeden Tag Berichte über neue Höchststände bei grüner Energiegewinnung anhören. Aber wir hinken tatsächlich hinterher und müssten noch viel mehr tun.
Ich wünschte mir, die Deutschen würden so voll Enthusiasmus Solar-Balkonkraftwerke kaufen, wie sie es mit Toilettenpapier und Pflanzenöl getan haben. Die gibt es inzwischen für 400 €. Das ist nicht für jeden eine Kleinigkeit, aber umgerechnet sind das auch nur 80 Starbucks-Besuche – wenn man sparsam bei Starbucks ist.
Dafür kann man dann aktiv dabei helfen, dass weniger Strom aus dem Verbrennen von Kohle und Gas erzeugt wird. Und auch wenn Deutschland prozentual weltweit nicht führend ist, was den CO2-Ausstoß angeht, so stoßen wir dennoch mehr aus, als wir alleine vom Anteile der Bevölkerung eigentlich „dürften“. Wir schulden der Welt also, CO2 einzusparen.
Und ich weiß ja nicht, wie euch das geht, aber ich finde es sehr cool, wenn Deutschland in irgendeiner Statistik ganz vorne auftaucht (also, bei den „guten“ Statistiken). So wie Norwegen bei der Zulassungsquote der E-Autos. Ich würde bei solchen Themen liebend gerne mehr Patriotismus erleben.