Felix‘ Frage bei Facebook hatte ich gestern schon verfolgt und heute hat er dann einen Blogbeitrag nachgeschoben: Partner. Auf Facebook hatte er gefragt, warum viele Leute ihre Amazon-Partnerlinks nicht entsprechend kennzeichnen. Ich hatte gestern keine passende Antwort und fühlte mich nicht wirklich angesprochen, obwohl ich auch Amazon-Partnerlinks einsetze und diese weder direkt kennzeichne, noch im Impressum darauf hinweise.
In seinem Blogbeitrag von heute hat Felix einen Tweet von mir verlinkt, weil ich dort über einen Amazon-Werbelink auf ein Kindle-Angebot verlinkt habe und dabei ebenfalls nicht gekennzeichnet habe, dass es sich um einen solchen Werbelink handelt.
Ein kurzer Einwurf für die, die nicht wissen, was ein Amazon-Werbelink ist. Diese Links, auch Affiliate-Links genannt, sind spezielle Links, die eine Information enthalten, über wen ein Besucher auf die Zielseite kommt. In diesem Fall ist es so, dass Amazon dann weiß, dass ich derjenige bin, der den Link gesetzt hat. Falls jemand nun also den Link klickt und anschließend was bei Amazon kauft, bekomme ich dafür eine Provision, die ungefähr 5% des Kaufpreises bei Amazon beträgt, allerdings nach oben hin auch auf 10,- pro bestelltem Artikel begrenzt ist. Kauft also jemand bei Amazon einen Fernseher für 1.000,- Euro und kam über einen Link von mir zu Amazon, bekomme ich dafür 10,- Euro – obwohl 5% sogar 50,- Euro wären. Bei einem Artikel für 10,- Euro bekomme ich 50 Cent.
In Wahrheit berechnet Amazon die 5% Provision vom Nettopreis, also ohne Mehrwertsteuer, so dass im Endeffekt bei einem 10,- Euro-Artikel wesentlich wneiger als 50 Cent dabei herauskommen.
Und um die Transparenz noch ein Stückchen weiter zu führen: für das dritte Quartal habe ich durch meine Links (nicht nur von meinem Blog) für 589,96 Euro Umsatz bei Amazon gesorgt und dafür 29,50 Euro von Amazon bekommen. Dieser Umsatz wurde ordnungsgemäß bei der Steuer angegeben.
Was auch ganz wichtig ist und was Felix auch schon beschrieben hat: der Preis für den Artikel verändert sich nicht, egal wie jemand zu Amazon kommt.
Nun also zurück zum Blogbeitrag von Felix. Um seine ursprünglichen Fragen zu beantworten: Amazon setzt zwar voraus, dass man einen bestimmten Text auf seiner Webseite einsetzt um auf das Werbeprogramm hinzuweisen, kümmert sich aber nicht darum, ob die Webseiten das tatsächlich tun. Also kümmere ich mich nicht um die Regel. Genauso wie Amazon (zumindest in einer seiner ersten Fassungen von vor ein paar Jahren) verboten hat, dass man diese Werbelinks selbst nutzt. Ich verrate euch wahrscheinlich kein Geheimnis: es funktioniert trotzdem und wird von Amazon nicht sanktoniert.
Ich nutze die Amazon Werbelinks gerade deshalb weil sie so einfach sind. Wären sie es nicht und weitaus mehr Restriktionen unterworfen, würde ich sie nicht nutzen. Das weiß wahrscheinlich auch Amazon.
In seinem Beitrag führt Felix aus, dass er sich durch solche nicht gekennzeichneten Links verarscht fühlt, weil sie ihm Werbung ungekennzeichnet vor den Latz knallen. In den Kommentaren zum Blogbeitrag führt er weiter aus, dass er davon ausgeht, dass zumindest einige der Werbelinks nicht gesetzt/getwittert worden wären, wenn sich dadurch kein finanzieller Vorteil erhofft worden wäre.
Vor diesem Hintergrund kann ich verstehen, warum Felix sich verarscht fühlt. Letztendlich führt das aber doch auch zu Frage, was denn nun genau Werbung ist. Die meisten meiner Buchbeschreibungen hier im Blog sind mit Werbelinks zu Amazon ausgestattet. Auch deshalb, weil es die einfachste Möglichkeit ist, auf weiterführende Informationen zu den Büchern zu verlinken. Ich schreibe diese Blogbeiträge nicht, damit ich einen Werbelink unterbringen kann und finde die Informationen bei Amazon zum Buch auch wirklich hilfreich. Deshalb ist für mich so ein Link auch keine Werbung, selbst wenn ich dadurch theoretisch Geld verdienen kann.
Was ist denn aber nun, wenn ich zu einem Produkt bei Apple verlinke? Ich nutze dazu keine Affiliate-Links, das ist mir einfach zu umständlich. Ich besitze aber Aktien von Apple und profitiere somit von einem Link, da mehr Käufe (wiederum theoretisch) zu steigenden Aktienkursen führen sollten. Ja, ich weiß, dass bekanntere Autoren durchaus in ihren Blogbeiträgen erwähnen, dass sie an einer Firma beteiligt sind, über die sie schreiben.
Um das noch abstrakter zu machen: wenn ich ohne Affiliate-Link auf eine App im Apple Appstore verlinke, ist das dann auch eine Werbelink, weil dadurch schließlich die iOS-Plattform gestärkt wird und das wiederum meinen Apple-Aktien zugute kommt? Jetzt mal komplett ohne die Annahme, dass meine Blogbeiträge und Tweets wohl kaum solche weitreichenden Konsequenzen haben.
Was ich damit aber sagen will: sind nicht alle Links irgendwie Werbung? Und ist es daher nicht wichtiger sich dessen bewusst zu sein? Man kann nie ganz durchleuchten, welche Konsequenz ein Link hat und auch nicht, mit welcher Intention er gesetzt wurde. Mir persönlich ist das auch egal. Falls es jemand fertig bringt ein Blog zu schreiben, dass nur aus Beirägen mit gesponsorten Inhalten oder Links enthält und das mich trotzdem interessiert, würde ich das trotzdem lesen. Die Wahrscheinlichkeit ist nur extrem gering.
Ich empfinde es nicht als Täuschung, wenn ich einen Werbelink zu Amazon setze, da ich den Link zu Amazon auf jeden Fall gesetzt hätte. Das war auch bei meinem Tweet zum Kindle der Fall. Die Mails vom Amazon-Partnerprogramm landen bei mir automatisch im Spam, auf genau dieses Angebot war ich nur gestossen, weil ich aus persönlichem Interesse (ich kaufe selbst sehr viel bei Amazon) morgens auf die Angebotsseite von Amazon gehe. Kurz nachdem ich den Link gepostet hatte, waren die Kindles auch schon alle weg. Hätte ich bei Twitter meine eigene Nichts-Löschen-Policy hätte ich den Tweet auch wieder gelöscht. Ich habe sogar extra nicht noch einen Tweet nachgeschoben, dass die Kindle zu dem Preis nun alle weg wären, gerade weil es eh schon so viele Tweets zum Kindle gab.
Und gerade weil ich es nicht als Täuschung empfinde, werde ich dahingehend nichts ändern. Diese Eigensinnigkeit gehört bei mir genauso dazu, wie die konsequente Kleinschreibung bei Felix.
Ich teste seit ein paar Wochen Skimlinks, welches automatisch Amazon Links in Blogposts mit einem Affiliatecode erweitert. Aktuell habe ich auch einen dicken Disclaimerbutton unter jedem Beitrag, der darauf hinweist. Skimlinks versieht theoretisch jedes erwähnte Produkt mit einem Affiliate Link, aber auf deutsch funktioniert das quasi gar nicht.
Dadurch, dass das ganze nun automatisch funktioniert, habe ich eine ansatzweise Trennung von Redaktion und Werbung (Hallo Kommunikationswissenschaft). Natürlich bleibt der grundsätzliche Anreiz Amazonlinks zu setzen, aber es nicht mehr so zentral.
Auf Twitter weise ich meist darauf hin, dass es sich um Affiliatelinks handelt. Finde es aber unproblematischer als Produkte zu verbloggen ohne zu sagen woher man sie bekommen hat. Stimme zu, dass Affiliatelinks ein Grenzfall von Werbung sind. Aber gerade bei der Studenten Prime Aktion habe ich mitbekommen wie gezwungen die Links überall verstreut wurden. Nervig.
Ich muss auch gestehen, dass ich sehr genervt bin, wenn mir jemand sagt: Oh, Du interessierst Dich für ABC? Sag‘ Bescheid wenn Du Dich entschieden hast, dann werbe ich Dich. Das ist ja nichts anderes als ein Affiliate-Link und sogar mit einem Opt-In. Trotzdem finde ich das nervig. Wahrscheinlich auch gerade *weil* es so persönlich ist und nicht nebenbei passiert.
nur so als beispiel: google setzt die grenze ganz klar: links für die bezahlt wird müssen mit nofollow markiert werden. das wirkt willkürlich, zieht aber die gleiche konsequenz wie alle anderen: bezahlte links sind OK, solange sie gekennzeichnet sind. das klärt zwar auch nicht die link-intention, hilft aber beim bewerten.
Mit dem nofollow-Diktat von Google habe ich eh meine Probleme, insofern greift die Analogie bei mir nicht so ganz.
Und gerade bei CPC-Links ist das ja auch so eine Sache die leicht philosophisch werden kann: wenn über einen Affiliate-Link nie Geld verdient wird, ist es dann ein Bezahllink? (Bitte zur Melodie von „Baum-fällt-in-Wald-um-niemand-hört-es“ singen.)
Ich setze auf Webseiten von mir auch schon mal Bezahllinks. Die sind dann als Werbung gekennzeichnet. Nie würde ich in einen Beitrag irgendwelche Links setzen, nur weil ich dadurch wohlmöglich Geld verdienen könnte. Deshalb würde ich auch nie so ein Skript wie von Luca angesprochen benutzen.
Dir scheint es ja bei der Diskussion stark um die persönliche Linie zu gehen: ich „kenne“ die Leute und bin deshalb enttäuscht. Ich habe Dir nie gesagt, dass ich solche Links nicht setzen würde und falls Du danach gesucht hast, wurdest Du in meinem Blog nicht fündig. Eine solche Information wäre etwas, was ich mir durchaus auf meiner „Über mich“-Seite vorstellen könnte. Ganz unabhängig von Amazons oder Googles Regeln.
Die Frage ist m.E. nicht, ob die „Werbelinks“ jemanden „vera…en“. Das ist jedem selbst ueberlassen, jedenfalls zahlt er/sie fuer das Produkt in beiden Faellen das gleiche. Und fuer die die glauben, dass Amazon ohne die Affiliate-Gebuehren generell weniger fuer seine artikel nehmen wuerde: das ist wahrscheinliche eine Milchmaedchenrechnung – denn entweder haette Amazon dann mehr Werbeaufwand und/oder geringere Verkaufszahlen = geringere Rabatte im Grosseinkauf und die Amazon-Produkte waeren vermutlich insgesamt teurer. Affiliate-Links verbilligen daher (vermutlich) die produkte generell (nicht jedes einzelne, das ist eine statistische Frage). Es gibt aber einen Grund, warum man (zumindest im impressum/den AGB einer Seite) einen Hinweis setzen sollte (wie von Amazon und anderen, z.B. Clickbank, stets gefordert, aber in den USA z.B. auch rechtliche Vorschrift, vgl. FTC-Richtlinien): es kann niemand behaupten, dass er dasselbe buch auch dann noch rezensiert haette, wenn er damit nicht die Chance haette, daran zu verdienen. Dabei spreche ich nicht davon, dass die Rezension sonst schlechter ausgefallen waere. Ich spreche davon, dass ein solcher Blog ansonsten mehr Rezensionen enthalten muesste zu Literatur, die Amazon nicht verkauft/verkaufen kann (doch, die gibt es, ist sogar die Mehrzahl aller Literaturerzeugnisse). Es waere daher ein Gebot „intellektueller Redlichkeit“, das zu erwaehnen; was vergibt man sich denn dadurch?