Wordcamp 2011 in Köln – Nicht meine Veranstaltung

Ich habe schon ein paar PlugIns für WordPress geschrieben – beruflich und privat (unter anderem für die Buddypress-Installation Plazaa). WordPress und Buddypress sind gerade deshalb aus Entwicklersicht so toll, weil sie (a) weit verbreitet sind und (b) alles im Quelltext vorliegt.

Was ich aber vermisse, sind gute Beispiele, wie man etwas macht. Inzwischen bin ich als Entwickler an einem Punkt angekommen, wo ich etwas nicht nur ans Laufen kriegen möchte, sondern das auch gut und zukunftssicher zu machen.

Ich hatte damit gerechnet, bei diesem Wordcamp auf viele Gleichgesinnte zu treffen und tatsächlich fachsimpeln zu können. Darüber zu diskutieren, wie andere ein Problem lösen und Anforderungen umsetzen. Und das es viele unterschiedliche Wege gibt, kann man an den diversen populären PlugIns sehen, die grundsätzliche Dinge absolut unterschiedlich lösen.

Ich finde so etwas sehr unbefriedigend und weiß, dass es anderen Entwicklern ähnlich geht. Leider wurden die Sessions von Leuten gehalten, die diesen Status noch nicht erreicht haben.

Der Frust und die Enttäuschung einiger Besucher lag vielleicht auch am Format dieses Barcamps. Im Vorfeld gab es wohl schon Kritiker, die die vorab eingestellten Sessions aus Prinzip abgelehnt haben. Ich sah das relaxter, weil es den Besuchern potentiell erlaubt, sich vorab ein Bild von der Veranstaltung zu machen. Bei einem Themen-Barcamp vielleicht gar nicht so schlecht. Leider hat das überhaupt nicht funktioniert.

Zwei Dinge, die für mich ein Barcamp ausmachen, wurden komplett ignoriert: die Vorstellung der Teilnehmer und die Vorstellung der Sessions. Ich hatte nicht gedacht, dass mir die Vorstellung der Teilnehmer so fehlen würde, aber es gibt einem ein Gefühl für das Publikum. Warum ist jemand hier? Was ist ihr/sein Background? Auch wenn so um die 200 Leute dagewesen sein sollen, ist die Zeit für diese Vorstellungsrunde gut „investiert“.

Dass der Sessionplan direkt aus dem Netz übernommen wurde, kam für mich komplett überraschend. Ich hatte damit gerechnet, dass jeder trotzdem seine Session „pitchen“ müsste. Das macht doch ein Barcamp gerade aus: gibt es ein paar Leute, die Lust haben, sich zu einem Thema zusammen zu finden und darüber zu Reden? Das hätte auch sehr dabei geholfen herauszubekommen, worum es in den Sessions gehen sollte.

In allen vier Sessions die ich (wenn auch teilweise nur kurz) besucht habe, wurde ich inhaltlich komplett enttäuscht, weil ich unter dem Einzeiler der Sessionbeschreibung etwas völlig anderes erwartet hatte. Das hätte man vermeiden können und ist mir auf „klassischen“ Barcamps nicht so passiert.

Und auch sonst habe ich das Gefühl gehabt, in einer schmutzigen Ecke des Internets gelandet zu sein – nur halt in der Barcamp-Version. Mit welcher Selbstverständlichkeit in den Sessions eigentlich nur Werbung betrieben wurde, halte ich für widerlich. Vor dem Barcamp hatte ich überlegt, was man selbst machen könnte. Aufgrund mangelnder Zeit wäre entweder eine Vorstellung von unseren Erfahrungen mit WordPress im Einsatz für Kundenprojekte eine Möglichkeit gewesen, oder aber der Aufbau einer Community (Plazaa) mit WordPress und Buddypress. Beides haben wir verworfen, weil es inhaltlich nicht viel hergegeben hätte und letztendlich nur als Werbung für die jeweiligen Projekte hätte angesehen werden können.

Hier aber war es gar kein Problem unter der Überschrift „Wir bauen eine Community“ nicht etwa Buddypress selbst vorzustellen, sondern ein Theme, welches auf Buddypress aufbaut. Ich finde das äußerst unehrlich. Warum heißt die Session nicht „Einführung in [Name des Themes]?

Ich höre jetzt besser auf und konzentriere mich darauf, was ich aus dem Wordcamp mitgenommen habe: es gibt noch keine wirkliche Entwicklercommunity zu WordPress in Deutschland, also liegt es an uns, diese selbst mit Leben zu füllen.

16 Gedanken zu „Wordcamp 2011 in Köln – Nicht meine Veranstaltung

  1. Pingback: Webentwicklung: WordCamp 2011 und es kam einiges anders | Das Örtchen

  2. Pingback: WordCamp 2011 in Köln | Jenseits des täglichen Wahnsinns

  3. Du sprichst mir aus der Seele mit deinem Blogbeitrag, meiner wird wohl so ähnlich werden. Peinlich nur, wenn Organisatoren dann auch noch Campteilnehmer die sich öffentlich kritisch äußern als „Arschloch“ bezeichnen, so wie mir dies gestern widerfahren ist.

  4. Wie schon weiter als Pingback zu sehen, sehe ich die ganze Sache ähnlich kritisch. War zwar mein erstes BarCamp, aber nachdem was ich so von Torsten gehört habe, läuft normalerweise einiges anders und besser.

    @Torsten: Das ist echt hart.

  5. Pingback: Bookmarks for September 24th through September 25th – LostFocus

  6. Hmmm…scheinbar bin ich einer der wenigen, dem die WordCamp 2011 gefallen hat :) Das lag vielleicht auch daran, dass für mich eher die SEO- und weniger die Programmierer-Sessions interessant waren.

    Ich war allerdings auch zum ersten Mal auf einem Camp-Treffen und habe daher keinen Vergleich dazu, wie es bei vorherigen Veranstaltungen zugegangen ist.

  7. Pingback: Das WordCamp 2011 in Köln war (leider doch) kein BarCamp » Pottblog

  8. Pingback: Mein erstes Wordcamp » Hightech » Lelei 2.0

  9. Also vorneweg mal kurz: Dass WordPress und Buddypress „(a) weit verbreitet sind und (b) alles im Quelltext vorliegt“ scheint mir eine merkwürdige Argumentation zu sein, je nachdem wie man „weit verbreitet“ definiert, denn immerhin gibt es noch eine ganze Reihe von Blogsystemen und Redaktionssystemen, auf die das im Grunde zutrifft. Hier würde mich schon interessieren, was ich im speziell an WordPress interessiert, denn gerade weil ich meine Software eben auch „gut und zukunftssicher“ machen wollte, habe ich WordPress irgendwann den Rücken gekehrt und bin auf ein anderen weit verbreitetes und quelloffenes System gewechselt.

    Und dann: Weil wir in meiner kleinen Bude eben aber auch weiterhin auf WordPress setzen, bin ich für eine mit Leben-zu-füllende-Wordpress-Entwickler-Community zu haben … sag einfach bescheid!

  10. Hi Dirk

    gutes Feedback – gute Zusammenfassung
    (Und Kritik an unserer Session wahrgenommen)

    Am besten finde ich allerdings deinen Schlussatz:

    „… also liegt es an uns, diese selbst mit Leben zu füllen.“

    Damit hast du genau den kern getroffen: „Es gibt nichts Gutes – außer man tut es.“

    Meiner Meinung nach sollten wir alle zusammen nachdenken, was wir in kleinen und großen Schritten tun können um uns die Community / Szene zu schaffen, die wir uns wünschen.

    Hug!

  11. Mir schwebt eine Art Sammlung von „leeren“ PlugIns vor, die aber bereits bestimmte Funktionalitäten mit sich bringen. Vielleicht auch eine Art „Super“-PlugIn, von dem man dann sein PlugIn ableitet.

    Vorher versuche ich aber direkt bei wordpress.org nach „korrekten“ Beispielen zu suchen. Also was es da schon an Best-Practices gibt.

    Ich fände es ganz gut, wenn man später auch bei „fremden“ PlugIns nicht lange suchen muss, wie dort nun die Widgets definiert werden, wo sich die Methoden für den Adminbereich verstecken, etc..

    Leider gibt es dazu ja nicht so viele Vorgaben. Das macht es dann aber schwierig, Standards zu etablieren und auch so etwas wie Qualitätskriterien anzusetzen. Außerdem sollte so etwas dabei helfen, die eigenen PlugIns zukunftssicher zu halten, da man nicht irgendwelche wilden PHP-Funktionen benutzt hat, sondern die WP-Funktionen, die auch für einen längeren Zeitraum gültig sein sollten.

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