TL;DR: Ich bin für die Quote, weil sie hoffentlich das Bewusstsein dafür schärft, dass unsere Gesellschaft generell noch weit von einer Chancengleichheit entfernt ist – und das ist nicht nur auf die Geschlechter bezogen.
Ich verstehe gar nicht, wie man gegen eine Frauenquote sein kann. Jede Quotenregelung besagt ja nur, dass bei gleicher Qualifikation so lange Frauen eingestellt werden, bis die Quote erreicht ist. Wenn Männer dann also den Job nicht bekommen, bedeutet das doch nur, dass sie es vorher leichter hatten als Frauen. Ja, das mag dann für den aktuell Jobsuchenden ein Nachteil sein, da er nichts dafür kann, dass seine Vorgänger es leichter hatten. Aber das kann doch kein Grund sein, nun mit der Gleichstellung anzfangen.
Problematischer sehe ich ja vielmehr dieses „bei gleicher Qualifikation“. Wie soll das denn überhaupt bestimmt werden? Wie vergleiche ich einen Mann, der 5 Jahre Berufserfahrung mitbringt, aber „nur“ eine Ausbildung gemacht hat mit einer Frau, die gerade frisch von der Uni kommt?
Vielleicht liegt die Ablehung der Quote ja in der Angst begründet, dass Unternehmen dann offen legen müssen, wie sie Jobsuchende bewerten. Und seien wir mal ehrlich: da gibt es doch sowieso kaum harte Fakten nach denen man unterscheiden könnte. Meistens sieht man doch erst während der Probezeit, ob ein Kandidat passt, oder nicht. Wenn die Quote aber gesetzlich festgeschrieben wird, könnten abgelehnte Bewerber versuchen sich in den Job zu klagen. Der Mann, weil er sich für höher qualifiziert hält und die Frau, weil sie sich für mindestens genauso qualifiziert hält. Das würde ein ganz schönes Chaos werden, könnte ich mir vorstellen.
Aber mit diesen (von mir durchaus nachvollziehbaren) Gründen wird ja gar nicht argumentiert. Überraschenderweise gibt es eigentlich gar keine Argumente gegen die Quote. Also keine, die korrekt wäre. Immer mal wieder wird das Schreckgespenst des Mittelmaß aufgeführt, da nicht die Leistung, sondern die Quote bestimmen würde, wer eingestellt wird. Das ist aber doch Quatsch, da eine Quote genau das nicht will. Die Qualität leidet ja nicht, da genauso qualifizierte Frauen den Job bekommen werden. Oder wollen die Leute, die dieses Argument anbringen etwa behaupten, dass gleichqualifizierte Frauen trotzdem einen schlechteren Job machen?
Ein anderes Argument ist vordergründig erst einmal ziemlich schlüssig: Durch die Quote werden Männer diskriminiert, da sie bei gleicher Qualifikation keine Chance hätten einen Job zu bekommen. Dieses Argument macht ziemlich deutlich, warum wir eine Frauenquote brauchen: es scheint ja so zu sein, als wenn kein Unternehmen in Deutschland jetzt schon die Quote erfüllt. Denn nur dann müssten Männer ja wirklich Angst davor haben, keinen Job mehr zu bekommen. Und was ist, wenn eine Frau den Vorzug bekommt, weil das Unternehmen sich einer freiwilligen Quote unterwirft? So wie es ja durch die „Flexi-Quote“ vorgeschlagen wird? Ist es dann nicht so schlimm, wenn der Mann diskriminiert wird? Das sind doch alles an den Haaren herbeigezogene Argumente.
Ob die Quote wirklich was bringt, ist eine ganz andere Frage. Eben gerade weil kaum festgestellt werden kann, ob zwei Personen die gleiche Qualifikation haben. Aber auch als Zeichen finde ich die Quote durchaus angebracht. Und dass sich so viele Leute gegen die Quote aussprechen ist auch ein Zeichen. Ich bin für die Quote, weil sie hoffentlich das Bewusstsein dafür schärft, dass unsere Gesellschaft generell noch weit von einer Chancengleichheit entfernt ist – und das ist nicht nur auf die Geschlechter bezogen.
Ich bin gegen eine Frauenquote, weil es einen Eingriff in die Freiheit des Unternehmers ist, diejenige Person einzustellen, die er für am geeignetsten für einen Job hält.
Danke. Das ist doch wenigstens mal ein Argument.
Glaubst Du, dass dies auch in großen Unternehmen gilt, wo HR-Abteilungen darüber entscheiden wer eingestellt wird? Der Hintergrund meiner Frage ist: wenn der Unternehmer (CEO, Aufsichtsrat, etc.) gar nicht an der Entscheidung beteiligt ist, gilt Dein Argument dann noch?
Ja, sicher, weshalb soll dies in solch einem Fall anders sein? Es spielt letztendlich keine Rolle, wer entscheidet, das Ziel bleibt das gleiche: die geeignetste Person für einen bestimmten Job einzustellen. Und hierfür ist das Geschlecht als Kriterium irrelevant. Vielmehr hängt es von den involvierten Personen ab, welches die subjektiv „optimale“ Lösung ist.
Ist etwas Offtopic aber ich wollts trotzdem loswerden. Bin gerade nur mal so beim rumklicken hier vorbeigesurft und mit ist das tl;dr oben aufgefallen. Solltest du beibehalten, ist echt eine Bereicherung für den Blog. Finde es ne super Idee sowas anzubieten, wird aber leider noch viel zu selten genutzt.