Autoverkäufer haben in meinen Augen nicht ganz zu unrecht einen etwas zweifelhaften Ruf, so geht mir das inzwischen aber eigentlich mit allen Berufszweigen, die mir etwas verkaufen wollen – aus Erfahrung wird man klug.
Jedenfalls musste ein fast sechs Jahr altes Auto verkauft werden und da der VW-Händler, über den die Bestellung des neuen abgewickelt wird, sich nicht mehr gemeldet hat in Bezug auf den Ankauf eines Autos, musste ich selbst tätig werden. Das letzte Auto hatte ich über autoscout24.de verkauft, mein subjektiver Eindruck ist es aber, dass mobile.de inzwischen präsenter auf dem Markt ist – und wahrscheinlich eh alle auf beiden Plattformen gleichzeitig ihre Fahrzeuge anbieten.
Wenn ich etwas verkaufen möchte, von dem ich keine Ahnung habe, was ein angemessener Preis dafür ist, gehe ich immer erst einmal auf die jeweilige Verkaufsplattform und gebe grob die Daten des Artikels ein. Die Suchergebnisse lassen mich dann meistens ganz gut einschätzen, was so der Preisbereich ist. Hier ging es um einen Mitsubishi Eclipe Cross Automatik mit Allradantrieb und gut 69.000 km auf dem Tacho. Die Preise lagen grob zwischen 17.000 € und 23.000 €. Da waren auch ein paar private Angebote dabei, aber auch sonst variierten Zustand, Kilometerleistung, Erstzulassung und die genaue Sonderausstattung.
Bevor ich mich überhaupt umgesehen hatte, war ein Betrag von 14.000 € aus verschiedenen Gründen für mich die unterste Schmerzgrenze. Neben dieser Preisfindung durch Suche nach ähnlichen Angeboten, bieten verschiedene Plattformen aber auch einen Preisvorschlagsservice an. Vor sechs Jahren hatte ich den von wirkaufendeinauto.de genutzt, der Unterschied zwischen dem Onlinepreis und dem, was mir dann bei der Besichtigung angeboten wurde, wich aber um mehr als 10 Prozent ab – nach unten natürlich. Es war mir also klar, dass diese geschätzten Preise mit Vorsicht zu genießen sind.
Jedenfalls bot mir mobile.de über diesen Weg 17.000 € an, bei wirkaufendeinauto.de waren es 15.500 €. mobile.de hatte aber auch nur sehr wenige Informationen abgefragt, entsprechend konnte die Einschätzung von wirkaufendeinauto.de genauer sein. Höchst ärgerlich war bei beiden Anbietern, dass man die geschätzte Summe erst nach der Registrierung zu sehen bekam. Da ich mich schon weit vor dem Kauf des neuen Autos mit dem möglichen Preis für mein altes Auto beschäftigt hatte, bekam ich seitdem fast täglich E-Mails von den beiden, um den Verkauf doch bitte jetzt bald wirklich anzugehen. Ich kann mich nur wiederholen: das war extrem nervig.
Ich machte mir dann also zwei Termine: den ersten bei mobile.de, bzw. einem Partnerhändler hier in Moers und für den nächsten Tag in Duisburg bei wirkaufendeinauto.de. Vorher noch kurz durch die Waschstraße und ein bisschen Aussaugen und dann ging es los. Der Händler in Moers ist keiner, den man kennen würde und auch weit ab von dem Gewerbegebiet, indem sich sonst die ganzen Autohäuser angesiedelt haben. Und während andere Gebrauchtwagenhändler in Moers zumindest an irgendwelchen Einfallstraßen positioniert sind, ist dieser hier fast versteckt in einem kleinen Gewerbegebiet gelegen. Das nur zum Hintergrund, um was für einen Händler es sich wohl handelt. Durch verschiedene Äußerungen des Händlers gehe ich aber davon aus, dass der irgendwie in einem Verbund mit anderen Händlern sitzt.
Das Auto wurde zuerst von Außen und Innen begutachtet und dann im Büro noch fehlende Informationen von mir erfragt. Danach ging es ans Eingemachte: die 17.000 € aus dem Onlineangebot wären halt nur ein Richtwert aus allen möglichen Fahrzeugwerten, etc. pp und welchen Preis ich mir denn vorgestellt hätte. An der Stelle muss ich vorweg sagen, dass ich kein Verkaufsprofi bin und ich nur durch die Beschäftigung mit der Materie in den letzten Wochen zu dem Schluss gekommen war, dass 15.000 € eigentlich drin sein müssten und dass das für meine ersten Termine die untere Grenze sein sollten. Ich habe ja noch bis Ende Mai Zeit, bevor der neue Wagen ankommen soll, allerdings steht in Kürze aber ja auch noch ein längerer Urlaub an.
Zurück zum Ankauf. Auf die Frage des Händlers antwortete ich mit 15.500 €, also dem Preis, den mir wirkaufendeinauto.de blind geboten hatte und von dem ich ausgehen konnte, dass ich bei denen nicht so viel bekommen würde („Irgendwas finden die immer zu beanstanden“). Daraufhin ging er noch mal raus um Fotos „für den Kollegen“ zu machen. Und auch sonst wurden noch ein paar mehr Details nachgefragt und fleißig auf den Computerbildschirm geschaut. Schließlich fragte er mich, ob ich ihm da noch etwas entgegen kommen könnte. Auf meine Gegenfrage, um wie viel, meinte er was von 14.000 €. Das war mir aber deutlich zu wenig und so legte ich meine Karten auf den Tisch, erwähnte das Angebot von wirkaufendeinauto.de und dass ich gehofft hatte, aus dieser Woche herauszugehen und dabei 15.000 € für mein Auto zu bekommen. Daraufhin bot er mir 14.900 € und ich willigte ein.
Der eine oder andere Verkäufer wird jetzt vielleicht mit den Augen rollen, ob meiner Verhandlungsstrategie, aber ich bin ehrlich zufrieden mit dem Ergebnis. 14.900 € sind in meinen Augen 15.000 € und ob ich mit einem Privatverkauf vielleicht bis an 17.000 € herangekommen wäre, steht auch in den Sternen. So habe ich alles erledigt und kann entspannt Ostern und dann Ostasien entgegen schauen.
Ich kenne die Automobilbranche nicht und somit auch nicht deren Margen. Ich habe aber höchsten Respekt dafür, dass sie 12 Monate Gewährleistung auf gebrauchte Autos geben müssen. An meinem Auto war jetzt zwar nichts dran, aber ein Grund, mich jetzt nach einem neuen umzusehen war auch, dass ich einfach keine Lust habe, mich um irgendwelche Probleme am Auto zu kümmern. In einem Jahr kann echt sehr schnell was kaputt gehen.
Ich habe übrigens auch sofort alle Suchaufträge abbestellt, weil es mir zwar einerseits völlig egal ist, wenn der Händler mein Auto jetzt vielleicht für 23.000 € einstellt, gleichzeitig muss ich das aber auch nicht unbedingt wissen :) Für ein Nischenauto wie den Eclipse Cross passt der Verkaufspreis, den ich nun bekommen habe, sehr gut mit den früher mal angenommen Restwerten bei der Finanzierung und ich fühle mich nicht über den Tisch gezogen. Und ich glaube, das ist ein ganz gutes Endresultat eines jeden Kaufs/Verkaufs. Ich hoffe nur, der Händler bereut den Kauf ebenfalls nicht.