Früher war alles besser. Das gilt für Computerspiele genauso wie für den Rest des Alltags.
Und genauso ist dies natürlich nur die halbe Wahrheit. Das kriegt jeder schnell mit, wenn er nur mal von der aktuellen Konsolenversion auf die davor wechselt. Geschweige denn, man geht noch mal zurück zu den Zeiten des C-64 und vergleichbaren, oder sogar noch früheren „Spielemaschinen“.
Was sich in Sachen Grafik getan hat, ist einfach unglaublich. Ich erinnere mich noch daran, dass ich im Fernsehen einen Bericht über Flugsimulatoren der Bundeswehr gesehen hatte und ich ganz begeistert zu mir selbst meinte: „Wenn die Grafik irgendwann mal in Computerspielen verfügbar wird… Das wird ein Fest!“. Heute würde kein iPhone-Spiel mehr eine vernünftige Bewertung für diese Grafik bekommen.
Aber nicht nur die Grafikleistung hat sich verbessert, auch sonst sind die Konsolen und PCs wesentlich leistungsfähiger geworden. Das führt zu deutlich mehr Komplexität in den Spielen. Das beste Beispiel, wo das – für meinen persönlichen Spielspaß – gründlich in die Hose gegangen ist, sind z.B. Fußball- und Tennisspiele. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auch heute noch genauso viel Spaß mit SNES Super Tennis und SNES International Superstar Soccer hätte, wie damals.
Will man heute alle Tricks der aktuellen Sportspiele beherrschen, darf man sich für längere Zeit nur noch auf dieses eine Spiel vertiefen, da es unzählige Variationen gibt und die Fingerfertigkeit auch erst einmal erlernt werden will. Für ein schnelles Spiel zwischendurch sind die allenfalls mit ähnlich untrainierten Freunden geeignet.
Ich habe also ein gewisses ambivalentes Verhältnis zu komplexen Spielen. Und jetzt am Samstag geht die Frühstarterphase von Guild Wars 2 los und wir führen uns auf wie kleine Kinder vor Weihnachten. Damit stößt, zumindest für mich, die Komplexität von Computerspielen in ganz neue Bereiche vor. Ich habe inzwischen Webseiten zum Spiel gefunden, die sich über mehrere, sehr lange Artikel mit Teilbereichen des Spiels auseinandersetzen. Und egal welche Seite des offiziellen Wikis ich auch öffne, es gibt immer noch eine weitere Erklärung und einen weiteren Zusammenhang zu erkennen. Der dann natürlich irgendwo da draußen von Fans während der Beta bereits zusammengetragen wurden.
Es ist wirklich unglaublich wie groß die Welt ist und mit wie vielen Details jeder Aspekt der Welt, ihrer Bewohner und das gesamte Gameplay gespickt ist. Bislang habe ich das Spielen während der Stresstests genossen. Ein bisschen befürchte ich, dass mich die Komplexität irgendwann frustriert, aber bisher überwiegt meine Neugier. Und so werde ich mir für Samstag um 7:00 Uhr den Wecker stellen um so früh wie möglich loslegen zu können…