Gestern bin ich endlich mal dazu gekommen, There Will be Blood anzuschauen. Den Oscar für Daniel Day-Lewis kann man sicherlich vertreten, auch wenn ich sein Schauspiel jetzt nicht das Herausragendste an dem Film fand.
Nicht nur bei Filmen mag ich historische Begebenheiten (solange ich sie nicht kenne – einen Film wie Titanic habe ich mir noch nicht angeschaut, weil ich ja genau weiß, wie die Geschichte ausgeht) und frage mich dann immer, wie authentisch diese wirklich sind.
Die Person Daniel Plainview hat es wohl nie gegeben. Aber ist die erzählte Geschichte wahr? Wie sehr weichen die beschriebenen Umstände im Film von der damaligen Zeit ab? Irgendwie brennt sich bei solchen Filmen immer eine geschichtliche Wahrheit ins Gedächtnis, die vielleicht überhaupt nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat.
Ich habe den Film genossen, aber für bare Münze nehme ich ihn lieber nicht – nur als eine Version der Wahrheit.
Eine literatur-ethisch höchst empfehlenswerte Grundeinstellung. Beschäftigt man sich mal wirklich intensiver mit Kunstwerken die schon ein paar Jahrzehnte (oder Jahrhunderte) hinter sich haben, stellt man schnell feste, das wir praktisch ungefiltert unsere eigene Lebenswelt auf die Vergangenheit projezieren. Die Gedankenwelt eine vergangenen Epoche zu rekonstruieren ist eine unglaublich aufwändige – ich glaub inzwischen unmögliche – Arbeit. Da macht man sich echt kein Bild von.
Ganz davon ab. Ich liebe den Film. Der 2001esque Anfang. Die stets unheilverkündenden Stimmung. Und v.a. der Typ Mann, den Lewis gibt. Endlich wieder ein richtiger Kerl. So unmenschlich er auch ist, schön, dass wir wieder solchen Figuren im Kino haben.
Oh, ja: die Musik! Hatte ich total vergessen zu erwähnen, obwohl sie echt toll war. Genau wie Du habe ich mich auch an 2001 erinnert. Und dieses „Streicher-Chaos“ kommt ja noch mal vor. Wirklich toll!
Was ich auch gerne hätte: einen VR-Helm, mit dem ich an jedem beliebigen Punkt der Welt mir anschauen kann, wie es x Jahre vorher dort aussah…
@VR-Helm: Ich möchte wetten, dass Google das demnächst als Feautre in Google Earth bringt; rekonstruiert aus copyright-freien Gemälden.
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