Bildblog: Deutschlands erfolgreichstes Blog ist gar keines (Update)

Im Zusammenhang mit meinem Counter für Blogs habe ich schonmal darüber nachgedacht: wenn so eine Liste nur Blogs enthalten soll, würde ich Bildblog mit aufnehmen?

Ich habe den Machern des Bildblogs also geschrieben und auf die fehlenden Kommentare und Trackbacks angesprochen und wollte von ihnen wissen, ob und warum sie sich als Blog verstehen. Die Antwort darf ich leider nicht zitieren, da meine Frage nach Freigabe der E-Mail zur Veröffentlichung in meinem Blog leider unbeantwortet blieb. Es gab aber keine wirkliche Antwort auf meine anderen Fragen und somit auch nichts, was mich von meiner Meinung abgebracht hätte: Außer dem Namen hat das Bildblog mit einem Blog nichts gemeinsam.

Es ist zwar schwierig zu definieren, was ein Blog ist, aber zu den wesentlichen Merkmalen gehören sicherlich Kommentare, Trackbacks, persönliche Ansichten/Meinungen und dass Autoren eines Blogs auch in anderen Blogs kommentieren. Damit lässt sich ganz gut abgrenzen, warum der heise Newsticker (hat Kommentare) oder Golem.de (Kommentare und Trackback) keine Blogs sind. Wohl aber Lawblog.de und Shopblogger.de. Beide kommentieren zwar (nach meinem Wissen) nicht in anderen Blogs, Kommentare, Trackbacks und persönliche Ansichten und Meinungen sind aber eindeutig vorhanden.

Insofern wundert es mich ein wenig, dass nun auf dem Jonettag das Bildblog ohne zu Zucken als Blog wahrgenommen wird. Vielleicht ist es ja auch Mittel zum Zweck, denn welches Blogs sonst könnte man in Deutschland schon großartig vorzeigen? Nicht, dass das sein müsste, aber wenn schon ein Hype gepflegt wird, muss man ja auch Erfolge vorweisen können.

Wenn sich aber Spiegel-Online als Blog bezeichnet findet das sofort jeder (zu Recht) unangebracht.
Seltsam.

Update:
Christoph Schultheis hat sich gerade per Mail bei mir gemeldet und war etwas irritiert, dass ich davon ausgegangen bin, seine Antwort nicht veröffentlichen zu dürfen. Selbstverständlich dürfte ich das. Und da sie zur Diskussion beiträgt kommt sie hier:
[…] Und was ein Blog ist, muss jeder selbst entscheiden. Eine verbindliche Definition gibt es ja nicht. BILDblog.de ist unserer Auffassung nach ein Blog. Für uns spricht zudem nichts dagegen: Wir benutzen Blog-Technik. Unsere Einträge veröffentlichen wir in der Reihefolge ihrer Veröffentlichung, der aktuellste Eintrag steht oben, unabhängig von seiner Relevanz; Nebensächliches steht so neben Wichtigem. Wir arbeiten eng mit unseren Lesern zusammen, die uns per Mail mit sachdienlichen Hinweisen (sehr) unterstützen. Wir haben uns entschieden, keine Kommentarfunktion anzubieten, keine Trackbacks zu setzen – auch das eine Entscheidung als Blogger.

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36 Gedanken zu „Bildblog: Deutschlands erfolgreichstes Blog ist gar keines (Update)

  1. Bildblogger Christoph Schultheis hat gestern auf dem jonet-Tag erläutert, warum die Kommentare aus sind. Ob Kommentare oder Trackbacks unumgängliche Bestandteil eines Blogs sind, ist eine Definitionsfrage. Dass Autoren eines Blogs auch in anderen Blogs kommentieren, halte ich beispielsweise überhaupt nicht für ein entscheidendes Merkmal. Und aus meiner Sicht spiegelt Bildblog auch die eigenen Ansichten der Autoren wider.

    Spiegel Online erfüllt dagegen nicht einmal die Minimaldefinition eines Blogs, nämlich umgekehrt chronologische Sortierung.

  2. Das mit der umgekehrt chronologischen Sortierung weicht ja in mehr und mehr Blogs auf, da erkannt wurde, dass auch in älteren Beiträgen wichtige Informationen stecken, die man dem Leser ohne langwieriges Suchen präsentieren möchte.

    Wenn nun jedes „Blog“ wie das Bildblog wäre – also ohne Kommentare, Trackbacks und Beteiligung an anderen Kommentaren -, gäbe es keine Blogs. Dann gäbe es doch wieder nur Homepages.

    Bisher bin ich davon ausgegangen, dass die Kommentare – die es zu Beginn des Bildblogs ja gab – abgeschaltet wurden, weil einfach zu viel Müll reinkam und es halt sehr viel Arbeit ist, den Kommentaren nachzugehen. Gleichzeitig wird über Spiegel Online gelächelt, wenn sie sagen, dass sie zwar keine Kommentare haben, man aber Leserbriefe schicken könnte. Ähnlich ist es doch auch beim Bildblog. Das Bildblog entscheidet, was die Leser sehen können. Darüberhinaus werden Meinungen ausgeblendet. Kein Unterschied zu Spiegel Online.

  3. Nicht mal die Bildblogger sehen ihr Angebot eindeutig als Blog. Hab den Link jetzt auf die Schnelle nicht gefunden, aber ich erinnere mich an eine etwas ältere Aussage von Herrn Schultheiss, dass man halt Blogsoftware benutzt, weil man damit so einfach publizieren kann. Das heißt, die Jungs verstehen Blog mehr im Sinne eines CMS, aber die Community-Aspekte, Kommentare und Trackbacks spielen da keine Rolle. So gesehen ist Bildblog nach meinem Dafürhalten nur unwesentlich mehr Blog als etwa Spiegel Online.

    Bei allem Respekt vor der Arbeit der Kollegen Schultheiss und Niggemier: Aus der Schwanzvergleichsliste und den Blogstats-Rankings müßte Bildblog eigentlich draußenbleiben. Auch auf die Gefahr hin, dass der Blogosphäre dann ein sehr namhaftes Prestigeangebot fehlen würde…

  4. Bei anderer Gelegenheit wurde Schultheiss dazu bei Onlinejournalismus.de wie folgt zitiert:

    „BILDblog sei vor allem ein Blog, weil die „technisch einfach, praktisch zu nutzen und halbwegs bezahlbar sind“, so Schultheis weiter. Und damit leistete der Referent unfreiwillig einen weiteren Beitrag zur Definitionsfrage.“

    Das heißt, die Jungs verstehen Blog offensichtlich in erster Linie als CMS zum einfachen Publizieren. Kann man so sehen – muss man aber nicht. Ich finde (bei allem Respekt vor der Arbeit der Kollegen), in der Blogcounter-Liste und bei den Blogstats haben sie eigentlich nichts verloren.

  5. Ich sagte damit nur, dass MovableType von einer komischen Firma kommt, die ein Konkurrent ist. Ob der blogg.de-Code deshalb besser ist, dazu mache ich keine Aussage, jedenfalls nicht im Netz.
    Ich würde ja immer zu Serendipity raten. Das ist einfach nur genial.

  6. Darf Frank von argh.de denn mitmachen? Keine Kommentare, kein Trackback. Trotzdem wird Frank allgemein als Blogger bezeichnet. Komisch.

    Was ist wenn ich für 3 Wochen in Urlaub fahre und alle Kommentare/Trackbacks abschalte? Muss ich dann auch den Counter deaktivieren?

    Für mich sind solche Abgrenzungsdiskussionen sinnlos da die Grenzen sehr fliessend sind. Das Bildblog loggt die Fehler und Peinlichkeiten der Bildzeitung, insofern ist es schon ein webLOG.
    Auch die Interaktion mit dem Leser ist vorhanden, wenn auch nicht über Kommentare oder Trackbacks. Aber unter vielen Artikeln ist zu lesen: „Mit Dank für den sachdienlichen Hinweis an …“
    Eigene Meinungen und persönliche Ansichten sind, zumindest ansatzweise, vorhanden. Wobei man beim Bildblog das ganze Blog (oder die Webseite) als „Meinung“ ansehen kann. Bildblog hat als Gesamtwerk eine Aussage und dies ist eine Meinung.
    Ob es im Spezialfall Bildblog Sinn macht unter jeden Artikel seine persönliche Ansicht zu schreiben, welche ja eigentlich nur lauten kann „Bild ist doof“, wage ich mal zu bezweifeln.

    Wenn die Auswahlkriterien für einen Counter derart eng sind, kann man sie auch gleich auf die technischen Begebenheiten ausweiten. „Der Counter darf nur in Verbindung mit folgender Software installiert werden, wenn Funktion x, y und z aktiviert sind…“

  7. Ich kann einige Argumente hier und drüben bei Robert gut nachvollziehen und für mich ist die Grenze nun noch undeutlicher geworden.
    Ich finde es trotzdem sehr merkwürdig, wenn Spiegel-Online vorgehalten wird, sie würden nur per Leserbrief zu kontaktieren sein und beim Bildblog ist das dann plötzlich das natürlichste von der Welt.
    Ich bin gespannt, wie die Diskussion weitergeht.

  8. Ich denke Yetused hat schon das richtige Wort fallen gelassen. Es ist keine rationelle Entscheidung wann eine Webseite ein Blog ist und wann nicht. Die Unterscheidung zwischen Blog und nicht-Blog kann man nicht in Pixeln, Scripts und Funktionen ausdrücken. Es ist eine reine Gefühlssache.

    Das Bildblog fühlt sich wie ein Blog an, SpOn fühlt sich wie eine Zeitung an. Da Gefühle anders sind bzw. jeder seine Grenzen anders zieht, wird es darauf ob eine Webseite nun ein Blog ist oder nicht, nie eine eindeutige Antwort geben.
    Es wird immer eine Argument dagegen geben warum eine Webseite kein Blog ist. Genauso wird es aber immer ein Fünkchen Wahrheit enthalten, wenn man behauptet sie sei doch ein Blog.

    Grade aus dieser Ungenauigkeit heraus finde ich solche Diskussionen eher frucht- und sinnlos. Es muss halt jeder für sich entscheiden was ein Blog ist und was nicht.

  9. Pingback: {clausmoser|com}

  10. Für mich sind solche Abgrenzungsdiskussionen sinnlos
    Im Kern stimme ich Dir zu. Natürlich sind die Grenzen fliessend. Im Grunde kann man jede Website, die als Journa angelegt ist und Beiträge strikt nach Erscheinen ordnet als Weblogbuch ansehen.

    Ich vermute hinter dieser Diskussion eine ganz normale Entwicklung, wie sie in allen Communities auftritt, die irgendwann eine kritische Masse erreichen. Die Altvorderen der ersten Bewegung möchten sich abgrenzen. Das führt zu so komischen Stilblüten, wie dieser Diskussion. Die, übrigens auch lustig, irgendwann in eine bloggertypische Tooldiskussion umschlägt. Schon putzig und interessant, denn die Blogosphäre wird mit ihrem Erfolg immer unüberschaulicher, fremder. Da tummeln sich plötzlich Journalisten, PR-Leute, Futzis, die man nicht kennt. Das macht Angst und führt zu solche Phantomdiskussionen.

    So.

  11. Hallo,

    ein sehr interessanter Aufhänger … und zugleich eine Diskussion, die sich wohl um zwei Dinge dreht:
    1. Wie genau definiert sich ein Blog?
    2. Was entspricht gewissermaßem dem „Blogger-Codex“, damit ein Weblog auch als solches erkannt und von anderen Bloggern anerkannt wird.

    Auch bei Wikipedia gibt es rehelmäßige Aktualisierungen zu dieser Thematik:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Weblog

    Vielleicht hilft das ja zur Klärung.

    Grüße: Oliver (Kundensicht Blog)

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