Sexismus

Die Debatte über Sexismus wird in den letzten Tagen an vielen Stellen aufgegriffen, Berichte wie Normal ist das nicht lassen mich kopfschüttelnd zurück. Damit das klar ist: Kopfschütteln darüber, wie Männer reagieren.

Ja, es gibt auch Frauen die Jungs hinterherkreischen, -pfeifen und -schauen, oder auf der Autobahn auf der Nebenspur zum Küssen animieren, aber das ist zum einen nicht so massiv, wie das was Frauen tagtäglich widerfährt. Und vor allem wird kaum ein Mann wirklich Angst vor solchen Attacken haben.

Ich glaube hier liegt auch das Problem der uneinsichtigen Männer: sie würden sich wünschen, dass eine Frau sie auf offener Straße anspricht, weil sie es schmeichelnd finden – und deshalb können sie nicht verstehen, dass Frauen das nicht ebenso sehen. Leider ist es aber nun einmal so, dass Männer wesentlich aufdringlicher und häufiger gewalttätig sind als Frauen. Ich behaupte jetzt mal ganz kühn, dass 99,99% der Männer keine Angst davor haben von einer Frau vergewaltigt zu werden. Das ist irgendwie eine absurde Vorstellung.

Für Frauen ist das aber leider tägliche Realität. Ich finde es persönlich erschreckend, dass Frauen sich darüber Gedanken machen, welchen Weg sie nach Hause nehmen, oder ob sie ab einer bestimmten Uhrzeit/einem Dunkelheitsgrad überhaupt noch raus gehen. Oder vielleicht nur in einer Gruppe. Das muss man sich als Mann einmal vorstellen!

Das sind Verhaltensregeln, wie wir sie unseren Kindern mit auf den Weg geben: Zuhause sein, bevor es dunkel wird; Nicht alleine von der Schule zurückgehen, etc.. Ohne hier jetzt noch ein weiteres Fass aufzumachen, aber kann es sein, dass Männer diese Frauenrolle verinnerlicht haben und sie deshalb weniger ernst nehmen, was dann einer der Gründe ist, warum Frauen im Beruf weniger Chancen bekommen? Siehe hierzu auch den schönen Artikel Why James Chartrand Wears Women’s Underpants.

Ich weiß nicht, wie und ob diese Debatte über Sexismus überhaupt etwas ändern wird. So lange Frauen aber Angst haben müssen, werde ich weiterhin abends Umwege gehen, damit ich einer unbegleiteten Frau sprichwörtlich aus dem Weg gehe. Denn so sieht die Realität aus: als Mann musst Du keine Angst haben – außer vielleicht vor anderen Männern.

Nachtrag: Unter dem Hashtag #aufschrei wird bei Twitter der alltägliche Sexismus aufgezeigt.

4 Gedanken zu „Sexismus

  1. Um das „als Mann muss du keine Angst haben – außer vor anderen Männern“ aufzugreifen: Ich denke, dass es eine Erleichterung für Frauen wäre, sich „nur“ vor Überfall und Schlägen ängstigen zu müssen. Die Angst vor einer Vergewaltigung geht nämlich weit, weit tiefer – ich persönlich würde sagen, dass ist das Schlimmste, was du einer Frau antun kannst (natürlich völlig abgesehen von Horrorvisionen wie der Misshandlung ihres Kindes o.ä.). Ich behaupte mal, dass Männer, auch wenn das natürlich möglich ist, eher selten Angst vor Vergewaltigung [durch Männer] haben. Überfallen oder zusammengeschlagen zu werden, was wohl eher die Gedanken eines einsamen Mannes in der dunklen Gasse wären, sehe ich als deutlich geringeres Übel im Vergleich zur Vergewaltigung. So gesehen werden Frauen tatsächlich auch in dieser Gesellschaft ganz automatisch in eine traurige Rolle gedrängt.
    Und ja, jede Frau, die ich kenne, zückt ihren Schlüssel schon außerhalb der Sichtweite der entsprechenden Tür, um ihn im Notfall als Waffe parat zu haben. Traurig.

  2. Ja, einen Vergleich wollte ich da auch nicht machen. Angst vor Gewalt ist bei Männern so weit weg aus dem täglichen Gedanken, dass die Angst vor einer Vergewaltigung so winzig ist, dass der Gedanke daran sofort wieder aus dem Kopf ist.

    Wenn man sich dann vor Augen hält, dass die Angst davor (leider berechtigt) bei Frauen regelmäßig eine Rolle spielt, ist das für einen Mann absolut unvorstellbar – und sehr beschämend.

  3. „So lange Frauen aber Angst haben müssen, werde ich weiterhin abends Umwege gehen, damit ich einer unbegleiteten Frau sprichwörtlich aus dem Weg gehe.“

    Finde ich etwas heikel, auch wenn es gut gemeint ist. Ich würde, je nach Situation, erst recht misstrauisch werden, wenn ich sehe, wie jemand, sobald er mich sieht, „verschwindet“, und mich fragen, was diese Person im Schilde führt…

    • So krass meinte ich das auch nicht. Aber wenn ich z.B. von weitem schon sehe, dass mir auf dem Bürgersteig eine Frau entgegen kommt, dann wechsele ich die Strassenseite. Und wenn ich hinter einer Frau hergehe, mache ich das ebenfalls und überhole erst dann, statt sie einfach so zu überholen. Und würde halt auch schon mal in eine Strasse abbiegen, wo es für mich einen Umweg bedeutet ans eil zu kommen.

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