Da müssen wir jetzt durch

Ich glaube ja nicht, dass wir in nächster Zukunft ein wirkliches Auflehnen gegen die diversen Verschlechterungen in unserer Gesellschaft erleben werden.

Die momentan vorherrschenden Medien selbst interessieren sich mehr für Brot und Spiele, als für längerfristige Themenkomplexe. So sehr man sich als aufgeklärter und halbwegs gebildeter Mensch gegen die Bild-Zeitung ausspricht, ist sie doch leider in einer Stellung, von der viele Blogger nur träumen können: sie wird öffentlich wahrgenommen und Politiker haben Angst vor ihr.

Abseits der Bild-Zeitung gibt es im Print-Bereich aber nichts, was die pöbelnde Masse auf die Barrikade bringen würde. FAZ, Welt und wie sie alle heißen sprechen Gesellschaftsthemen zwar an, die Leserschaft interessiert das aber nicht wirklich – sie sind ja oft nicht betroffen, oder einfach zu bequem.

Auch das größte Massenmedium (das Fernsehen natürlich), besteht heute nur noch aus zwei, drei Sendern auf zig verschiedenen Kanälen. Und überall wird das gleiche Plätschern angeboten – und leider auch konsumiert. Die sehr wenig kritischen Sendungen werden kaum wahrgenommen und wenn doch, rütteln sie nicht auf. Man sitzt doch gerade so schön bequem vor dem Fernseher. Peinliche Promis im Urwald, auf Eis oder beim Abendessen sind wesentlich unterhaltsamer als eine politische Reportage.

Medien transportieren Unterhalten, oder das, was sie als Unterhaltung definieren. Selbst bei den politischen Talkshows scheint es ja wichtiger über die sexuellen Neigungen der Moderatoren zu diskutieren, als sich darüber aufzuregen, dass immer wieder die gleichen Fragen nicht beantwortet werden und Politiker nur in eine Fernsehsendung gehen, um ihr Image zu pflegen. Nicht um inhaltlich etwas zur Diskussion beizutragen.

Das Internet ist da nicht viel besser, auch hier gibt es viel Unterhaltung. Aber bislang hat es noch eine extrem kleine Verbreitung in der öffentlichen Meinung. Wenn ich irgendwo höre, dass sich bei einer Meldung auf die Bild-Zeitung berufen wird, zucke ich jedes Mal innerlich zusammen.

Dass keine x-beliebige Website oder Blogger als Quelle benannt werden hat nichts mit der Qualität der Inhalte im Internet zu tun. Denn die kann durchaus mit den klassischen Medien mithalten. Das wird uns ja jeden Tag vor Augen geführt.

Kurzfristig wird sich das in Deutschland aber auch nicht ändern. Leider gibt es niemanden, der momentan die Zugkraft hat, die Leserschaft ins Internet zu reißen. Ein Volker Pispers der bloggt, oder ein Scheibenwischer-Blog und schon könnte das etwas anders aussehen.

Irgend so etwas wird kommen. Nicht bald. Aber irgendwann. Und so lange müssen wir halt durchhalten. Denn ab dann werden viel mehr Stimmen, die von uns schon längst täglich konsumiert werden, auch bei anderen ihr Gehör finden. Und noch viel wichtiger: die anderen Medien werden dann keine so monopolartige Rolle in der Meinungsbildung mehr spielen.

Und dann müssen sich hoffentlich auch die Politiker wieder warm anziehen.

Nachtrag: Freitag: Das Internet als Ausrede via Don

2 Gedanken zu „Da müssen wir jetzt durch

  1. Aber: Nicht Ursache und Wirkung verwechseln. Ich für meinen Teil glaube nicht an den Mythos, dass ein besserer Journalismus eine bessere Gesellschaft hervorbringt. Jede Gesellschaftt hat ganz genau den Journalismus, den sie haben will. Er ist nur ein Spiegel der gesellschaft. Mehr vemag er nicht. Journalisten nicht nicht die Halbgötter mit Füllfederhalter, als die sie die Tradition gerne hinstellt.

  2. Das klingt plausibel und richtig. Es ist aber so, dass das Konzept „Journalismus“ (ein paar erzählen was, die anderen hören zu) anerkannt ist und drüber dann noch die Marktmacht der jeweiligen Medienhäuser steht.

    So wird bestimmt, wer Gehör findet und wer nicht. Wenn immer mehr Leute Gehör finden (und viele haben ja was zu sagen), hört vielleicht diese Ehrfurcht vor den Journalisten-Halbgöttern auf und man setzt sich wieder selbst mit dem Auseinander, was um einen herum passiert.

    Natürlich wird es immer die Konsumenten von Ideen geben und die Ideengeber selbst. Heutzutage sind in den Rollen der wahrgenommenen Ideengeber (Journalisten, Meinungsführer) aber so gut wie keine mehr vorhanden, die tatsächlich etwas bewegen können. Also zumindest abseits der Pöbelthemen bei der Bildzeitung.

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