Gut, Spiegel-Online mag Blogs irgendwie nicht besonders, aber ab und zu gibt es dort Artikel zu lesen, die so blogoresk sind, dass ich mich ja immer wieder wundere, warum man beim Spiegel diese nicht einfach unter die Kategorie Online-Tagebuch ablegt.
Denn diese Artikel sind natürlich nicht annähernd so gut wie die der A-Blogger – zugegeben, Spiegel-Online sagt ja auch nicht, dass das Blogbeiträge sind, die sie ab und zu veröffentlichen. Es sind halt kleine Anekdötchen von Leuten wie Du und ich, wie z.B. einem Sanitäter beim Bund. Soweit nichts ungewöhnliches, wurschtelt sich doch unsereins täglich durch zig Blogs mit jeder Menge authentischer Berichte.
Das Problem ist aber, dass man diesen Spiegel-Online Beitrag nicht kommentieren kann – zumindest noch nicht… Also darf da Maximilian Popp einfach so das Erzählte von Justus Linnepe aufschreiben und auf einer der Besucherstärksten Websites in Deutschland platzieren.
Dabei würde es bestimmt eine Menge Kommentare geben, wenn man so Passagen wie diese hier liest: So haben sie mich einfach in die Altenpflegergruppe gesteckt – für drei Jahre bin ich deswegen unter Zivilisten. Bei der Bundeswehr ist die Stimmung einfach besser. Es gibt unter den Soldaten mehr Kameradschaft und kein Rumgezicke. Das liegt daran, dass es feste Hierarchien gibt. Dafür ist das Kompetenzgerangel nicht so groß. Ich finde das sehr angenehm. Auch wenn ich manche Vorschriften unsinnig finde, muss ich sie trotzdem befolgen. So räume ich meinen Spind manchmal zweimal auf, wenn es mein Vorgesetzter so will.
Dabei wollte er doch mit den Vorurteilen der Bundeswehr gegenüber aufräumen: Beim Bund seien alle rechtsradikal, den ganzen Tag werde geschrieen oder salutiert und am Abend gesoffen. Aber das ist Quatsch. Rechte habe ich bisher nur im Fernsehen gesehen, aber nicht in der Kaserne. Gebrüllt wird eigentlich gar nicht, und Alkohol trinke ich so gut wie nie.
Schön, wenn man noch so naiv ist und meint, dass „Rechte“ dies offen zur Schau stellen und das Fernsehen immer die Wahrheit sagt. Aber zum Glück gibt es ja die Befehlsketten, da muss man nicht selbst denken. Hauptsache das Geld stimmt: Dass jetzt der Staat mein Arbeitgeber ist und ich meinem Land diene, interessiert mich nicht. Mir ist wichtig, dass ich einen Job habe, bei dem ich ordentlich verdiene und mich nicht langweile.
Ich bin ja schon länger dafür, sich nicht gegen, sondern für den Wehrdienst aussprechen zu müssen. Ein „Mir ist wichtig, dass ich einen Job habe, bei dem ich ordentlich verdiene und mich nicht langweile“ sollte da nicht reichen.
ich glaube, beim bund kommt es sehr stark auf die einheit an.
bei den eher technisch orientierten einheiten ist tatsächlich der „schrei“-anteil sehr gering und der umgang eher wie in einem normalen unternehmen. wenn man dann noch keinen zapfenstreich hat und deshalb nicht in der kaserne übernachten muss, gibt es auch die berüchtigten abendlichen saufereien nicht.
bei kampfeinheiten wird das aber komplett anders aussehen.
und um mal ein vorurteil zu bringen: leute mit abitur (und früher studium) werden eher in die technischen einheiten gesteckt. während leute mit schlechten noten oder hauptschulabschlüssen eher bei den kampfeinheiten landen.
vielleicht liegt darin auch einer der gründe, weshalb einige in ihrer bundeswehrzeit nichts von rechten kräften bemerken, andere aber umso stärker.
In der Tat ein interessanter Artikel.
Was die Authentizität des ‚Interviews‘ betrifft sollte man nicht alles blauäugig hinnehmen, wie es einem fertig geschrieben vor die Nase online gestellt wird.
Könnte ich den Artikel öffentlich kommentieren, ich hätte es längst getan.