In den letzten Jahren war ich mir nicht sicher, wo ich dieses Prinzip gehört hatte und ob es tatsächlich etwas war, dass im Journalismus noch berücksichtigt wird. Heute morgen habe ich dann endlich mal gegoogelt und das Prinzip gibt es tatsächlich:
Das Prinzip der umgekehrten Pyramide im Journalismus besagt, dass Nachrichten mit den wichtigsten Informationen beginnen und dann immer unbedeutendere Angaben folgen.
Man mag gar nicht glauben, wie häufig ich in den letzten Jahren z.B. nach Sportergebnissen auf Nachrichtenseiten gesucht habe. Eine Information, die man sehr einfach in der Überschrift unterbringen könnte. Ist diese Angabe doch das Wichtigste z.B. an einem Fußballspiel, oder?
Ich mochte das Prinzip und es machte natürlich in erster Linie für die gedruckte Ausgabe von Zeitungen Sinn: wenn die Meldung mit jedem Satz unwichtiger wird, kann man sie prima am Ende kürzen und trotzdem den Inhalt nicht verfälschen. Online ist Platz natürlich kein ausschlaggebendes Argument mehr, trotzdem vermisse ich die Anwendung des Prinzips.
Statt dessen geht es heute ja in erster Linie darum, dass man nicht nur auf der Übersichtsseite einer Nachrichtenseite eine Meldung sieht, sondern dann noch einen Klick, oder einen View auf einer Folgeseite erzeugt. Anhand einer Überschrift oder den ersten Sätzen kann man schon längst nicht mehr auf den Inhalt einer Onlinemeldung schließen. Und das ist nicht nur nervig, sondern auch ziemlich ironisch, weil wegen des Leistungsschutzrechtes ja argumentiert wird, dass Leute nur noch Überschriften in Suchergebnissen lesen und die Artikelseiten selbst nicht mehr besuchen.
Das ist dann ja schon irgendwie ein Henne-Ei-Problem: Sind die Überschriften Clickbait, weil Websites um Besucher kämpfen müssen, oder gehen Klicks auf Suchergebnisse zurück, weil die Überschriften so dämlich sind, dass niemand mehr einen vernünftigen Artikel dahinter vermutet?
Ich fände es jedenfalls gut, wenn mehr Artikel die wichtigsten Informationen zu Beginn ausführen würden. Das trifft natürlich in erster Linie auf Nachrichten zu, aber statt am Ende eines langen Artikels ein TL;DR zu packen, könnte man damit ja auch den Artikel beginnen. Ja, das ist eine Menge Arbeit, aber darüber könnten sich Journalisten sehr gut von Bloggern wie mir unterscheiden, die nur runter schreiben, was ihnen gerade in den Sinn kommt.