Okay, okay, okay. In der Überschrift stecken viele Verallgemeinerungen drin, die so nicht richtig sind. Natürlich gibt es auch Telefonate, die sehr sinnvoll sind und es gibt bestimmt auch Podcasts, bei denen die Macher sich vorher Gedanken darüber machen, was sie sagen wollen, wie sie diese Inhalte strukturieren und dann auch rüberbringen.
Und da auch exzellente Filme und TV-Serien in Videoform daherkommen, ist die Pauschalkritik an Videos ebenfalls nicht angebracht.
Und trotzdem nerven mich die meisten Videos, also die, die man so im Netz sieht. c’t zockt VR #4: Neue Spiele auf der Playstation VR, versprach gestern eine Überschrift im heise newsticker. Doch statt eines schön ausgearbeiteten Textes – in dem dann gerne auch Videos zu den Spielen auftauchen können – besteht der Beitrag eigentlich ausschließlich aus einem Video.
Mein grundsätzliches Problem damit besteht darin, dass ich ein Video nicht „überfliegen“ kann. Viele Videos bieten zwar beim „durchscrollen“ der Timeline kleine Thumbnails an, da der dazugehörige Ton aber inhaltlich gar nicht dazu passen muss, ist so etwas aus mehreren Gründen nicht dafür geeignet, ein Video zu überfliegen.
Bei einem guten Text kann man anhand von Zwischenüberschriften und Absätzen eine Struktur erkennen und mal ein paar Wörter, aber eben auch mal ein paar Sätze lesen um zu erkennen, um was es in dem Text geht. Das geht in einem Video nicht. Wann immer ich also im Netz nach irgendwas suche und dabei am Ende auf ein Video stosse, verlasse ich die Seite in den meisten Fällen wieder.
Da empfinde ich es vielmehr als sehr lustig, wenn mir eine Website statt eines Videos einen Platzhalter anzeigt, mit dem ich dazu aufgefordert werde meinen Adblocker auszuschalten, damit ich „endlich“ das tolle Video sehen kann. Wenn ihr wüsstet!
Podcasts sind da noch schlimmer. Hier kann man nicht einmal „durchscrollen“, sondern ist auf Gedeih und Verderb dem Gelaber der Podcaster ausgeliefert. Selbst Podcasts von Leuten die ich kenne finde ich langweilig. Da kommt es mir vor als sitze ich irgendwo an einem Kaffeetisch und bin Teil einer Unterhaltung, ohne dass ich bei interessanten Dingen etwas nachfragen oder beitragen könnte.
Ich muss ja gestehen, dass ich wohl noch nie einen Podcast zu Ende gehört habe und es auch insgesamt nur so etwa zwanzig Mal überhaupt versucht habe. Aber im Gegensatz zu einem schleppenden Film oder Buch glaube ich einfach nicht, dass der 08/15-Podcast am Ende irgendeinen Plot-Twist aufwartet, der es dann doch Wert war, irgendwo zwei Stunden gelangweilt herumzulungern.
Als Gegenbeispiel werden dann gerne irgendwelche aufwändig produzierten Podcast-Serien genannt. Ich glaube Serial ist so eines. So etwas geht dann wohl eher in die Richtung Hörspiel, oder Hörbuch – für beides fehlt mir ebenfalls die Geduld. Ich kann es einfach nicht, mich irgendwo hinzusetzen oder hinzulegen und nur zuhören. Ganz schnell mache ich dann noch was anderes nebenher und dann habe ich wieder irgendwas verpasst. Auch die gängige Praxis Podcasts oder Hörbücher während der Autofahrt zu konsumieren, kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht liegt das tatsächlich an einem mangelhaften Multitasking meinerseits.
Die wahrhafte Pest aber sind Telefonate. Also die nach dem Motto „rufen Sie doch kurz an, dann erkläre ich Ihnen das“. Das ist für mich das Paradebeispiel dafür, wo jemand selbst keine Lust hat sich Arbeit zu machen und mir die Arbeit aufhalst. Denn statt eine aussagekräftige Mail zu verfassen und sich dabei Gedanken zu machen, was der Gegenüber wohl überhaupt an Informationen benötigt und welche Vorkenntnisse jemand hat, muss ich nun plötzlich Zeit frei machen und mir Gedanken darüber machen, was ich denn nun wohl hören möchte und muss möglichst nichts vergessen nachzufragen. Dass diese Informationen dann natürlich nach dem Telefonat auch nicht festgehalten wurden und ich sie somit auch niemandem weiterleiten kann, ist dann ein weiterer, negativer Effekt.
Ich muss mir dann auch meist ein Kichern verkneifen, wenn am Ende einer Telefonkonferenz wieder der Standardspruch kommt, wie sinnvolll und zielführend es doch war, dass man jetzt mal alle Leute zusammen an die Strippe bekommen hat. Das wäre doch viel besser einfacher gewesen, als das per Mail zu klären…
Klar. So wie die meisten Mails verfasst und beantwortet werden, handelt es sich dabei tatsächlich um vergeudete Zeit. Wie toll diese Telefonkonferenzen waren, zeigt sich übrigens spätestens dann, wenn auf Basis dieser Telefonate weitere Schritte in Form von konkreten Aufgaben folgen. Da kommen nämlich meist wieder die selben Detailfragen auf, die in den Tagen und Wochen vor der Telefonkonferenz schon nicht geklärt werden konnten.
Es gibt natürlich auch im geschäftlichen Umfeld sinnvolle Telefonate, aber in den meisten Fällen empfinde ich es so, dass mein Gegenüber einfach keine Lust darauf hat sich die Arbeit und Gedanken zu machen, um mir in einer Mail etwas zu erklären. Diese Ausrede „lass uns kurz telefonieren, das geht schneller“, trifft ja nur auf eine Seite zu: das Erklären mag vielleicht zügiger gehen, aber ich lese schneller, als mir jemand was am Telefon erzählen kann. Zusätzlich muss ich auch noch Zeit freischaufeln und kann die – nicht geschriebene – Mail nicht dann lesen, wann ich Zeit und Lust dazu habe.
Es ist ein Kreuz. Zusammenfassend kann man also sagen, dass ich ein großer Freund des geschriebenen Wortes bin und wohl auch deshalb mein Blog hier nicht so einfach aufgeben kann, sondern quasi an jedem Tag, an dem hier in den letzten Tagen nichts reingeschrieben wurde, ein schlechtes Gewissen hatte.
Aber dem ist ja nun sogar schon an zwei aufeinanderfolgenden Tagen nicht so. Yippieh!