Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, umso klarer wird es, dass es für Twitter zu umfangreich wird.
Kurz zur Vorgeschichte: seit ein paar Wochen ist PS3Heroes.com online, eine kleine Website rund um Spiele, Statistiken und Trophäen zur Playstation 3. Angeregt durch die PS3 Xing-Gruppe sind ein paar Features hinzugekommen und irgendwann auch eine Facebook Application (der Name PS3Heroes war leider schon weg).
Die Facebook-App entstand eigentlich nur als Fingerübung, weil ein Kunde mich gefragt hatte, ob ich auch Facebook-Apps schreiben könnte. Nichts leichter als das habe ich dann sehr schnell festgestellt. Im Wesentlichen benötigt man nur einen eigenen Server, auf dem die App dann laufen soll. Schnell noch die App direkt innerhalb von Facebook angelegt und schon ist die eigene App online. Dazu kommt noch sehr viel Online-Dokumentation für Entwickler, so dass man sich wirklich gut aufgehoben fühlt.
Nachdem am Wochenende noch eine Twitter-Integration in PS3Heroes Einzug gehalten hat, fiel mir heute morgen ein: wieso gibt es PS3Heroes eigentlich nicht als Xing-App? Die PS3-Gruppe hat 700 Mitglieder und die könnte doch wirklich Interesse daran haben, ohne sich extra noch einmal irgendwo registrieren zu müssen.
Also habe ich mir das heute mal genauer angeschaut, in der Hoffnung, auch bei Xing einfach irgendwo die URL für den OpenSocial-Client angeben zu können und schon wäre PS3Heroes auch rudimentär bei Xing vertreten. Immerhin war OpenSocial ja angetreten, Facebook-Apps Konkurrenz zu machen.
Leider ist Xing nicht gewillt da mitzuspielen. In diesem 9-seitigen PDF (alleine schon der Umstand, dass das ein PDF ist und keine Seite in Xing selbst zeigt irgendwie die altbackene Geisteshaltung bei Xing bezüglich der Apps) wird beschrieben, was man machen muss, damit man eine App bei Xing einstellen darf.
Daraus möchte ich mal kurz zitieren um zu zeigen, warum ich hier vor Verzweiflung fast mit dem Kopf gegen die Wand laufe:
If you have an excellent idea for a new XING application that you would like to implement and bring to the platform, there are the steps to go:
1. Create a basic product concept
Write a concept that clearly states the scope and functionality of the application that you have in mind, as well as the value that it would bring to XING users. […]2. Send your documents to XING and wait for approval
Send an e-mail to […], containing both your concept and the mockups you created. XING will review your proposal and come back to you within one month. Upon acceptance, XING will invite you to discuss your proposal in a personal meeting or telephone conference.3. Discuss and improve your product proposal together with XING
[…]4. Sign a mutual non-disclosure agreement (NDA) with XING
[…]5. Get access to XING OpenSocial sandbox
[…]6. Negotiate a standard contract with XING
[…]
Das ganze geht noch bis Punkt 11 so weiter und bei jedem Schritt hat man das Gefühl, als Freelancer bei XING beschäftigt zu sein, statt seiner Zielgruppe (die XING-Nutzern) eine sinnvolle/coole/witzige Applikation zur Verfügung stellen zu können.
Jetzt weiß ich auch, warum bei Xing so gut wie keine Applikationen vorhanden sind: warum sollte das jemand wollen? Mit der Einführung von OpenSocial bei Xing hatte ich eigentlich gehofft, dass es auch in Deutschland eine Site wie Facebook geben würde, die das Web da draußen tatsächlich versteht.
Leider habe ich mich da komplett getäuscht. Xing ist so weit vom sagenumwobenen Web 2.0 entfernt, wie Microsoft’s Frontpage von HTML: da liegen Welten dazwischen. Während ich innerhalb weniger Stunden eine bereits bestehende Webapplikation auf Facebook anbieten und bewerben (!!) kann, dauert es bei Xing bis zu einem Monat, bis ich überhaupt was von denen höre!
Täglich tauchen bei Xing selbst Stellenanzeigen von Xing auf, wo es eigentlich um agile Softwareentwicklung geht. Was bei deren OpenSocial Vorgaben aber agil sein soll, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Mit diesem einen PDF werden jedem kleineren Entwickler die Zähne gezogen und die mittelgroßen werden auch zwei mal überlegen, ob sie so eine Xing-App wagen sollen. Denn mal ganz ehrlich: weder bei Facebook noch bei Xing weiß man doch überhaupt, was so eine App bringt. Das ist tägliches Trial-and-Error, bis man irgendwann das gefunden hat, was den Nutzer wirklich interessiert. Das PDF von Xing lässt sich dazu nicht im Detail aus (bestimmt gibt es dazu an anderer Stelle mehr Informationen), aber wie darf ich meine Xing-App weiterentwickeln? Und in welchem Rahmen, bevor ich erst wieder lange Besprechungen mit Xing darüber führen muss, was meine Applikation zukünftig können soll?
Die Regelungen gibt es wahrscheinlich nur zum Besten des Users. Man will nur hochqualitative Apps bei Xing haben, blah blah blah. Lasst doch die User entscheiden. Anstössige Apps sind vom User schneller gemeldet, als ihr überhaupt das eingereichte Konzept und die Mock-Ups gesichtet habt.
Man, was für ein rückständiger Haufen. Aber solche Hacks geben mir noch ein bisschen Hoffnung, dass ich persönlich irgendwann doch noch eine erste sinnvolle Anwendung für einen OpenSocial Container sehe. Vielleicht schaffen es die VZs ja, wobei ich da auch keine großen Wetten drauf abschließen würde.
Hallo Dirk,
tja, auf Xing sollen es eben nur hochqualitative Anwendungen wie „Xing Mitglieder fragen“ schaffen. Da lobe ich mir so einen qualitätssichernden Prozess, wenn so brauchbare Sachen dabei rauskommen.
Ups, habe die Ironie-Tags vergessen…
Gruss aus der Xing-PS3-Gruppe :)
Die Apps sind ein einziger Marketing-Stunt von Xing und haben nichts mit dem technologischem Antrieb dahinter zu tun. Schade eigentlich :-(
Kann mich nur anschließen, Xing ist diesbezüglich ein Witz.
Also: Noserub zur 1.0 führen, Webfinger-Support einführen (damit Google- und Yahoo-Nutzer mitspielen können), OpenSocial-Container einbauen und wir Nutzer schicken Facebook, Xing und StudiVZ in die Geschichtsbücher…. :-)