Im März diesen Jahres hatte ich noch vor, New Orleans von New York aus einen Kurztrip abzustatten. New Orleans war für mich der Inbegriff von Leichtigkeit und Harmonie, viele verschiedene Kulturen vereinen sich im Jazz…
Wo ist all das geblieben? Es ist die Rede von Plündereien, Vergewaltigungen und elendigen Zuständen, weil Hilfe entweder tatsächlich noch nicht auf dem Weg ist, oder aber die Bedürftigen nicht erreichen kann. Als Außenstehender steht man ungläubig vor dem Chaos, allenthalben Erstaunen darüber, dass die High-Tech Nation USA nicht in der Lage ist, ein vernünftiges Krisenmanagement hinzubekommen. Aber wie so oft wird dabei vergessen, dass in den USA kaum Grautöne vorhanden sind, neben High-Tech wie Google, Silicon Valley, NASA stehen oft gleich die sozial Benachteiligten.
Genauso ist es nun auch in New Orleans. Irgendwo stand es so schön geschrieben: die Leute in ihren SUV haben sich alle in Sicherheit bringen können, aber die, die sich nur ein Skateboard leisten können, mussten dableiben. Und wohin sollten sie nun auch flüchten?
Es gibt momentan vieles, was zu diesem Thema gesagt und geschrieben wird, über Bush wird hergezogen, die hohen Spritpreise stöhnend kommentiert und natürlich hatten die Klimaforscher recht, die vor solchen Katastrophen schon lange gewarnt haben.
Für mich sind es im Moment zwei Sachen, die mich dabei bewegen: wie wird es mit dieser Stadt in den nächsten Monaten und Jahren weitergehen? Sogenannte Experten haben die Bausubstanz der Stadt schon aufgegeben, aber selbst wenn es einen Wiederaufbau geben sollte, was machen die ganzen Einwohner, die jetzt geflüchtet sind, bis dahin? Es sind ja nicht nur Wohnräume, sondern massiv auch Arbeitsplätze vernichtet worden. Dieser Wirbelsturm wird die Region einige Jahrzehnte zurückwerfen, ich bin wirklich gespannt, wie die Regierung der USA dagegen angeht.
Das andere ist ein Bericht, den ich in den letzten Tagen gesehen habe. Eine Frau sitzt auf der Brücke und erzählt einem Reporter, dass tags zuvor ihr Mann gestorben wäre, mit dem sie 50 Jahre verheiratet war. Als wenn das noch nicht traurig genug wäre, zeigt sie dann ihren Mann, wie er neben ihr auf der Brücke liegt, ein wenig unter irgendwelche Streben geschoben, damit die Leiche nicht im Weg ist…
[Quelle des Photos: AFP]
Tja, dass ist schon eine schlimme Sache mit Bush und „seinem“ Amerika!
Hätte man auch nicht für möglich gehalten, dass im reichsten (und nach Selbsteinschätzung, größten) Land der Erde, Menschen sterben würden, weil sie kein Trinkwasser, keine Medizin, oder nichts zu essen bekommen, oder einfach nur auf der Strasse sterben.
Ok, für die, die schon mal in Amerika waren und die sozialen Unterschiede, die Diskriminierung und die Folgen der freien Marktwirtschaft „erleben“ durften, kam das vielleicht nicht ganz so überraschend, aber schlimm wird es doch, wenn es hier immer wieder Menschen gibt, die uns Amerika als „Vorbild“ aufzwingen wollen – alles nur das nicht, bitte!