Landtagswahlen ohne wählbare Alternativen?

Am 22. Mai sind in NRW Landtagswahlen und ich habe keine Ahnung, wen ich wählen soll. Ich habe bisher immer entweder SPD oder Die Grünen gewählt, so genau weiß ich das aber tatsächlich nicht, weil man sich so kurz vor einer Wahl ja dann plötzlich „strategisch“ entscheidet.

Ich bin also kein typischer Stammwähler und um meine Unentschlossenheit zu erklären, muss ich erstmal ein wenig ausholen. Denn ich war einer von denen, die damals Herrn Schröder ins Amt geholfen haben. Ich wurde angesteckt von der Aufbruchstimmung, wollte, dass in diesem Land endlich mal was verändert wird, wir endlich nicht nur hinterherlaufen, sondern selbst Maßstäbe setzen.

Wie ich oben schon erwähnt habe, weiß ich nicht mehr genau, wie ich meine Erst- und Zweitstimme verteilt habe. Ich fühlte mich jedoch immer schon eher zu den Grünen hingezogen, als zur SPD. Mit letzterer konnte ich eigentlich nie so viel anfangen, im Rückblick lag es wohl daran, dass auch damals schon von den Parteien kaum Inhalte vermittelt wurden. Da waren die Grünen doch schon etwas anders. Der Ausstieg aus der Atomenergie war für mich einer der Hauptgründe, mich für diese Partei zu interessieren. Wahrscheinlich hat mich dabei das Buch „Wendezeit“ von Fritjof Capra geprägt, welches in der Schule im Philosophieunterricht besprochen wurde. Es klang – und klingt – für mich absoult logisch, dass wir nicht jetzt hingehen können und uns irgendwo Atommüll ablegen, welcher erst in einigen Tausend Jahren unbedenklich sein wird. Wir können ja nicht einmal Bücher, Photos oder andere Dokumente lange genug lagern, unsere alten Gebäude werden vom Sauren Regen zerfressen und da wollen wir jetzt Garantien abgeben, dass der Atommüll für immer sicher gelagert sein wird?

Aber ich schweife ab. Zumindest zeigt dass so ein wenig meine ideologische Herkunft. Mit Politik hat das dann garnicht viel zu tun, sondern einfach ein Abhaken von Interessen auf meiner Seite, die mit denen der Parteien möglichst übereinstimmen sollte. So waren dann auch die anderen grünen Positionen immer eher an meiner abgehakten Liste, als andere Parteien.

Durch einen Freund wurde ich zum Ende meines Studiums an die FDP herangebracht. Zu dem Zeitpunkt war es allerdings fraglich, ob sie die damals kommenden zwei, drei Jahre überhaupt bestehen können würde. Bis dato war die FDP für mich aber nie als eigenständige Partei aufgetreten und ich hatte sie immer als Anhängsel der CDU/CSU gesehen. Seit dem Zeitpunkt ist die FDP zumindest in mein Gesichtsfeld gerückt.

Das wird die CDU wohl nie schaffen, sowas konservatives und besserwisserisches kann ich einfach nicht leiden. Da gehören so viele Einzelheiten dazu, die ich hier garnicht alle aufzählen kann, aber das schadenfrohe Getue eines Peter Hintze nach der damals letzten Bundestagswahl, die Herr Kohl noch für sich entschieden hatte, war einfach widerlich. Manchmal überlege ich ja, ob der Sturz von Helmut Schmidt, den ich damals als Kind mitbekommen habe, zu meiner Meinung bezüglich der CDU beigetragen hat. War ich damals doch wirklich erstaunt, dass dort ein Politiker einen anderen einfach so „stürzt“…

So langsam komme ich nun aber wieder zum aktuellen Geschehen. Nach der politischen Wende damals war ich doch recht schnell ernüchtert, weil einfach nichts passieren wollte. Im Gegensatz zu vielen hätte ich gerne radikalere Veränderungen nach skandinavischem Vorbild gehabt. Ohne dies natürlich spezifizieren zu können, für irgendwelche Aufgabe müssen die Politiker ja schließlich zu gebrauchen sein. Ich habe auch immer den Standpunkt vertreten, dass eine Partei auch mal was ausprobieren können müsste. Wenn sich dann nach ein paar Jahren zeigt, dass es nicht der richtige Weg war, kann man ja immer noch wieder zurückschwenken. Deshalb habe ich auch nicht verstanden, warum immer so lange nach Kompromissen gesucht wurde, bis am Ende keine Veränderung mehr übrig blieb. Ich habe wahrscheinlich den Wunsch der Menschen nach Beständigkeit unterschätzt…

Alles was geblieben ist, ist große Enttäuschung über die vertane Zeit, in der nur wirklich wenige Dinge angefasst und umgesetzt wurden. Hinzu kommt der Eindruck, oder vielmehr das Gelernte, dass Politik in der Hauptsache Machterhaltung bedeutet. Es wird nur darauf geachtet, wie man sich bestmöglichst verkauft und wieder gewählt zu werden. In Zeiträume jenseits einer Legislaturperiode denkt dabei natürlich niemand. Entsprechend kurzsichtig sind dann auch alle Entscheidungen.

Was also tun? Rot wählen, damit nichts schlimmer wird? Oder Rot vergessen, weil sie eh schon verloren haben und es dann besser wäre, der CDU mit den Grünen eine Alternative zu Schwarz-Gelb zu präsentieren? Wahrscheinlich wird es bei mir darauf hinauslaufen. Aber so richtig zufrieden bin ich damit nicht. Viel lieber wäre es mir, wenn die Parteien sich endlich auf ihre Arbeit, nämlich die politische Führung dieses Landes, konzentrieren würden. Dann könnte der Wähler endlich mal wieder anfangen seine Abgeordneten vor Ort zu wählen, weil diese seine Interessen vertreten. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus…

Noch bessere wäre es, wenn es gar keine Parteien mehr geben würde und alle Abgeordneten im Land- oder Bundestag ihre Meinung vertreten würden um an einer besseren Zukunft für dieses Land zu sorgen. Schon heute unterscheiden sich die Parteien ja nur noch in Kleinigkeiten. Und die Wöhler müssten sich auch mehr Gedanken machen, weil sie nicht einfach nur noch eine Farbe wählen, weil sie es immer gemacht haben. Ja, das wäre ein Gedanke, mit dem ich mich anfreunden könnte!

Bloggeria.de – Politik

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Allgemein von Dirk Olbertz. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert