Gestern kam endlich meine Lieferung der DVD Bowling for Columbine von Michael Moore an. An einen Oscar prämierten Dokumentarfilm bin ich eigentlich mit anderen Vorstellungen herangegangen, weshalb mich die Ziellosigkeit von Bolwing for Columbine doch etwas irritiert hatte. Wem es ähnlich geht, sollte auf jeden Fall die Pressekonferenz (43 Minuten) vor britischen Journalisten anschauen, die noch als Extra auf der DVD vorhanden ist. Dort erklärt er seinen Stil und seine Vorgehensweise.
Auch wenn man nie so richtig weiß, was Michael Moore denn nun am Ende der Dokumentation aussagen möchte, sprechen die einzelnen Szenen doch für sich. Der ganze Film fängt mit einer Bank an, in der sich Neukunden zur Eröffnung eines Kontos ein Gewehr aussuchen dürfen. Hierzulande gibt es Benzingutscheine wenn man Kunden wirbt (z.B. DiBa) und dort werden Gewehre verteilt.
Es sind immer wieder diese kleinen Absurditäten, an denen man hängen bleibt und wo man durch die fehlenden Erklärungen des Filmemachers selber nachdenken muss. Das ist man vielleicht nicht gewohnt, selbst wenn man sich nicht durch Pseudo-Dokumentationen des Privatfernsehens hat versauen lassen. Im Rückblick, also nachdem ich Bowling for Columbine gesehen habe, sind aber selbst die Dokumentationen bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ziemlich populistisch. Man kann sie einfach auf der Couch konsumieren. Das ist hier anders.
In einer Schlußfolgerung des Filmes, die Michael Moore eigentlich erst in den Extras der DVD veröffentlicht, bittet er die Europäer, nicht so zu werden wie die Amerikaner. Unsere Gesellschaft würde auf Helfen und Gönnen basieren, weshalb wir nicht den Fehler machen sollten und durch Kürzungen von Sozialleistungen diejenigen zu bestrafen, die es in unserer Gesellschaft eh schon am schwierigsten haben. Ich bin kein Sozialexperte und kenne mich in der Entwicklung der sozialen Systeme in den USA und in Europa zu wenig aus, aber vielleicht ist dies tatsächlich der Schlüssel zu einer möglichst gewaltfreien Gesellschaft.
Darüberhinaus bietet Bowling for Columbine jede Menge weitere Einblicke in die amerikanische Gesellschaft und sollte wirklich von niemanden verpaßt werden. Ein Ziel von Michael Moore war es auch, einen unterhaltsamen Film zu machen – das ist ihm ebenfalls gelungen.