Bevor ich den Sommer in Schweden verbringen wollte, wusste ich nicht wirklich, was mich erwartet. Es gibt zwar Diagramme, die die mittlere Temperatur eines Landes pro Monat darstellen, aber Schweden ist nun einmal verdammt groß und das vor allem in Nord-/Südausrichtung.
Aber eine Vorstellung hat man trotzdem und meine war: sehr warm und viele Mücken. Wobei ich mir bei dem Bild direkt eine einsame Hütte an einem See vorstelle. Da sind die Mücken nicht weiter verwunderlich, oder?
Was die Mücken angeht, sollte ich aber Recht behalten. An meinem ersten Wochenende hier Anfang Juni habe ich leichtsinnigerweise in kurzen Hosen und nur mit einem T-Shirt bewaffnet im Garten gearbeitet. Der Boden wollte als Vorbereitung zum Rasen säen geharkt sein und der bereits vorhandene Rasen benötigte dringend eine Behandlung mit dem Rasenmäher.
Als Ergebnis dieser Aktionen hatte ich am Abend auf den Schultern etwa 50 Mückenstiche, in der Nähe des Bauarbeiterdekolltées noch mal so 10 und noch mal so 30 verteilt auf Arme und Beine. Die paar im Gesicht und auf dem Kopf habe ich schon kaum noch wahrgenommen. Und auch wenn ich sonst Übertreibung als Stilmittel gerne benutze, ist dies hier nicht der Fall. Ich hatte überlegt Beweisfotos zu machen, aber das hätte einen nackten Rücken von mir bedeutet – und so weit wollte ich dann auch nicht gehen.
Einige der Mückenstiche am Fußgelenk sorgten sogar dafür, dass er über mehrere Tage hinweg angeschwollen war, da sich Flüssigkeit im Fuß gesammelt hatte. Alles das ohne einen See in der Nähe! Gut, hinter dem Haus, ausserhalb der Grenze meines Grundstücks, gibt es einen kleinen Bachlauf und ich muss auch zugeben, dass ich mich ziemlich häufig im Territorium der Mücken aufgehalten habe. Oft mit einem Gartenschlauch in der Hand und in den Abendstunden.
Inzwischen weiß ich es besser: Arbeiten die das Aufwühlen von Boden beinhalten oder Wasser verrichte ich inzwischen nur mit langen Hosen und einem dünnen Pulli. Ein Hoodie hat sich vorteilhaft gegen Stiche im Nacken erwiesen, allerdings nur wenn ich die Kapuze übergezogen habe. Und dafür ist es dann doch zu warm.
Womit wie beim zweiten Punkt sind, den ich mir korrekt vorgestellt habe. Denn es ist wirklich sehr warm, aber nicht schon heiß, was die ganze Sache sehr angenehm macht. An zwei Tagen kletterte das Thermometer draußen in der Mittagszeit auf über 30 Grad, aber ansonsten pendelt die Maximaltemperatur im Schatten irgendwo zwischen 25 und 28 Grad. Nachts kühlt es sich auf weit unter 20 Grad ab, an ein paar Morgen war es sogar ziemlich nebelig und das Thermometer zeigte gerade mal 12 Grad an.
Das Haus hat sich zwar inzwischen schon ganz schön aufgeheizt, so dass ich trotz lüften morgens bei 23 Grad Innentemperatur aufwache, aber wenn ich mir das aktuelle Gestöhne über die Hitzewelle in Deutschland anhöre, ziehe ich einfach den Bademantel, den ich morgens beim Lüften brauche, weil es sonst zu kalt wird, ein wenig fester an und freue mich, dass ich hier einen ziemlich optimalen Sommer erlebe.
In der letzten Stunde hat es zum ersten Mal seit gut zwei Wochen mal wieder so richtig geregnet, was mich wirklich erfreut, da der zuletzt ausgesäte Rasen noch nicht ganz so gut wächst wie die Bereiche, die ich über die letzten acht Wochen hier gepflanzt habe.
Der Regen bedeutet dann zwar auch, dass der restliche Rasen wieder wie wild wachsen wird und ich mich beim Rasen mähen erneut vor den Mücken in acht nehmen muss. Aber inzwischen haben wir uns ganz gut arrangiert und so ein, zwei Mückenstiche pro Woche kann ich im Austausch für diesen tollen Sommer in Schweden wirklich ganz gut vertragen.