Wenn man sich mit dem Hauskauf in Schweden beschäftigt, wird man recht schnell mit einem Thema konfrontiert, mit dem man sich als normaler Mieter nicht beschäftigen muss. Auch für die meisten Hausbesitzer in Deutschland ist das Thema meist nicht so kompliziert. Es geht um das Abwasser. Also um das, was mit dem passiert, was unsere Toiletten, Waschbecken, Spül- und Waschmaschinen so ausscheiden.
In Schweden gibt es hier zwei unterschiedliche Herangehensweisen: entweder ist das Grundstück am kommunalen Abwassersystem angeschlossen, oder aber man hat eine Sickergrube irgendwo auf dem Grundstück. Weitaus mehr als die Hälfte der Häuser, die ich mir damals online angeschaut hatte, waren mit einer Sickergrube ausgestattet. Das war ein Umstand, an den ich mich erst einmal gewöhnen musste. Bis dahin war ich zwei Mal mit Sickergruben in Berührung gekommen – zum Glück nur im übertragenen Sinne. Bei meiner Oma am Haus war zumindest noch eine auf dem Grundstück, wobei ich nicht einmal weiß, ob das Haus damals dann doch noch kommunal angeschlossen wurde. Und auf dem Grundstück der Mutter einer Ex-Freundin. Das Haus war ziemlich abseits der Hauptverkehrsstraße gelegen, weshalb ein Anschluß an das Abwassersystem wahrscheinlich einfach exorbitant teuer gewesen wäre.
Gestern stand nun also plötzlich dieser rote Wagen vor meinem Haus. Naja, so plötzlich war es eigentlich gar nicht. Denn schon vorher hatte ich ihn auf dem Nachbargrundstück gesehen und mich über den Schlauch gewundert, der aus dem Wagen kam. Denn die Nachbarn heizen mit Holz, eine Öllieferung war damit sehr unwahrscheinlich. Da war mir aber schon irgendwie klar, dass es sich um den Wagen handeln musste, der das Abwasser absaugt. Beim Kauf des Hauses sagte man mir damals, dass der einmal im Jahr vorbeikommen würde. So richtig konnte ich damals nichts mit der Information anfangen. Ich hatte ganz deutsch damit gerechnet, dass man vorher einen Brief bekommt, oder zumindest einen Zettel im Briefkasten vorfindet und den Wagen ankündigt. Und da ich nicht das ganze Jahr über hier bin, war ich schon gespannt, wie das wohl ablaufen würde, wenn ich nicht da bin.
Die Lösung ist sehr viel pragmatischer: der Wagen parkt, ein Mann steigt aus, nimmt sich den Schlauch und latsch einfach quer über das Grundstück zur Sickergrube und fängt an das Abwasser abzusaugen. Dabei nimmt er übrigens keine Rücksicht auf den frisch gesäten Rasen… Aber gut, der ist zum Glück schon etwas mehr als zwei Wochen alt und hat die grobe Behandlung ganz gut überstanden.
Die ganze Aktion dauert etwa 20 Minuten und naturgemäß riecht es dabei etwas streng. Nach dem ich das folgende Foto gemacht hatte, habe ich das Fenster ganz schnell geschlossen und habe das Treiben von Innen verfolgt.
Das ist auch wieder so einen Job, den ich nicht haben möchte, aber irgendjemand muss ihn ja machen. Jedenfalls packte er dann irgendwann den Schlauch wieder ein und ist dann weiter zum nächten Haus gezogen. In den nächsten Wochen wird dann die Rechnung ins Haus flattern. So um die 120,- EUR sagte man mir damals beim Makler. Na, gut. Warten wir es mal ab.
Nachtrag vom 15. Juli 2013: die Rechnung ist inzwischen eingetrudelt: 1 152,00 SEK. Die 120,- EUR waren also gut geschätzt.