Gemeinnütziges Werbe-/Themennetzwerk für Blogger

Diese Idee schwebt mir schon sehr lange im Kopf herum und obwohl es da noch ein paar ungelöste Probleme gibt, möchte ich die Motivation dahinter schon mal vorstellen.

Dabei geht es um folgendes: man kann zwar mit dem Long-Tail viel Geld verdienen (siehe Google AdSense), aber nicht im Long-Tail. Bei ein paar Euro Werbeerlöse pro Monat (wenn überhaupt), will man das eigene Blog sicherlich nicht mit Werbung zupflastern. Natürlich gibt es diese Blogger, aber früher oder später merken die das dann auch und verfallen entweder dem Bösen (und lassen sich zu Kommentarspam hinreißen um – vergeblich – auf mehr Traffic für ihr Blog zu hoffen), oder entfernen die Werbung wieder von ihren Seiten.

Das wäre also die monetäre Seite der Medaille. Darüberhinaus gibt es dann noch die Leute, die Werbung generell kritisch gegenüber stehen und zwar aus diversen, auch nachvollziehbaren, Gründen.

Wenn man sich jetzt aber mal ganz abstrakt anschaut, was wir Blogbetreiber hier in den Händen halten, könnte man damit auch etwas anderes veranstalten: immer wieder versuchen Blogger politische und gesellschaftliche Themen zu vermitteln, naturgemäß fallen diese Themen aber irgendwann aus dem Fokus eines Lesers, da ja immer wieder neue Themen nachrücken. Das bedeutet ja aber noch lange nicht, dass die Bloggerin das Interesse an dem Thema verloren hat.

Ich stelle mir deshalb ein Werbenetzwerk vor, dass eigentlich kein Werbenetzwerk, sondern ein Themennetzwerk ist. Ein Blogger kann einen Platz auf seinem Blog anbieten und bestimmen, welche Themen dort angezeigt werden sollen. Hier denke ich ganz konkret an Kampagnen gegen die Vorratsspeicherung, für Entwicklungsprojekte, etc..

Dabei fangen jetzt die ersten Probleme an: wohin soll ein Klick auf einen solchen Banner gehen? Auf eine zentrale Themenseite im Themennetzwerk, oder auf eine Seite beim jeweiligen Blogger? Im Idealfall soll beides möglich sein: wenn der Blogger selbst etwas zu dem Thema geschrieben hat, soll er die Möglichkeit haben, diesen Link zu hinterlegen, andernfalls wird auf die zentrale Seite zum Thema verwiesen, die ja wiederum Blogbeiträge aggregieren könnte.

Und dann geht es noch darum, wer die Themen auswählt und wie die Themen aufbereitet werden. Ein Grafiker muss den Banner erstellen, und jemand muss die Themenseite pflegen. Die Banner sollen ja auch jemanden erreichen.

Und schließlich geht es dann doch um Geld: so ein Dienst kostet nun einmal Geld, andererseits würde es wahrscheinlich bei ein paar Themen auch Sponsoren geben können – an der Stelle muss man aufpassen, wie sich das wiederum mit der Unabhängigkeit verträgt. Außerdem möchte man vielleicht auch Blogger mit ins Boot holen, die ihren Werbeplatz z.B. nur für 50% der Zeit zu Verfügung stellen möchten. Die restliche Zeit wollen sie ihre eigenen Banner anzeigen. Das ist technisch gar kein Problem, man könnte nur auch noch hingehen und dem Blogger ermöglichen, dem Themennetzwerk zu erlauben, 5% der Zeit z.B. für bezahlte AdSense-Werbung zu benutzen.

Darüber könnte sich das Themennetzwerk dann finanzieren. Sehr hoch würden die Kosten wahrscheinlich auch gar nicht ausfallen und vielleicht könnte man das ja auch komplett durch Spenden der Blogger finanzieren. Je nachdem, wie viel Geld dadurch aber hereinkommen würde, könnte man sich aber auch überlegen, Werbeplätze bei klassischen Seiten wie Spiegel Online, etc. einzukaufen.

Das hört sich erst einmal doof an, da man denen noch Geld dafür bezahlt, obwohl man selbst irgendwie kostenlos/-deckend arbeiten möchte. Dadurch könnte man aber die „klassischen“ Onlinemedien sozusagen unterlaufen und die Themen in den Fokus rücken, welche für Blogger dorthin gehören.

So nach dem Motto: was die Medien da beschreiben gefällt mir nicht, also schreibe ich es selbst und bezahle sie dafür, dass sie es über Werbung anzeigen.

Was meint ihr? Eine total blödsinnige Idee? Oder sinnvoll? Gibt es eurer Meinung nach Leute da draußen, die sich ehrenamtlich um die Inhalte kümmern würden?

14 Gedanken zu „Gemeinnütziges Werbe-/Themennetzwerk für Blogger

  1. Andere Vorgehensweise:

    Zentral werden alle Blogartikel aggregiert. Der Autor taggt (aus technischer Einfachheit heraus) seinen Artikel. Ähnliche Artikel mit den gleichen Tags werden dynamisch neben seinem Artikel angezeigt. Das gleiche natürlich mit seinem Artikel auf anderen Blogs.

    Das könnte völlig autark funktionieren und würde kaum Aufwand verursachen.

    Bedingung wäre allerdings, dass ein Artikel aus der Ansicht ausscheidet, sabald neben ihm auch keine anderen Artikel aus dem Netzwerk angezeigt werden. Das wäre sonst unfair.

  2. @lemming: Das würde aber auch bedeuten, dass man für die verschiedenen Blogsysteme eigene PlugIns, etc. schreiben müsste, damit die verwandten Artikel automatisch angezeigt werden.

    Ich weiß auch nicht, ob es wirklich Sinn macht, in den Anzeigen nur Texte anzuzeigen. Schau Dir mal diese „Schäuble-Ecke“ an, die in vielen Blogs vorhanden ist. Das taucht immer wieder auf und hat einen hohen Wiedererkennungswert.

    Ein Blogger könnte diese Funktionalität (ist im Endeffekt auch nur ein Banner) einmal für alle seine Seiten aktivieren.

  3. @Torsten: dann sollte ich mich mit Sascha und Johnny noch mal unterhalten, denn ich habe zumindest Adical etwas ganz anderes zugeschrieben und auch beim Spreeblick Verlag eine andere Assoziation.

    Interessant wäre ja zu wissen, warum beides „gescheitert“ (?) ist? Hat das etwas mit der hier beschriebenen Idee zu tun, oder sind die Ansätze doch nicht vergleichbar?

  4. Die Idee eines Kampagnen-Netzwerks finde ich durchaus spannend, auch wenn sich mir ebenfalls die Frage nach dem redaktionellen Aufwand stellt.

    Idealerweise sollte es so sein, dass ich mir als Nutzer die Kampagnen aussuchen kann, die bei mir eingeblendet werden (inklusive einstellbarer Ziellinks, Anzeigehäufigkeit, etc.). Weiterhin könnte man dann immer noch die Integration von Adsense oder anderen Werbeformen ermöglichen – gerade bei den anderen Werbeformen könnte man dann so endlich die Kontrolle darüber bekommen, für was da gerade Werbung gemacht wird. (Nachtrag: So könnte dann ein eigenes Werbenetzwerk entstehen.)

    Bei Adsense wird ja solange „gemeinnützige Werbung“ eingeblendet, bis Adsense die passende Werbung gefunden hat. Der hier diskutierte Ansatz könnte quasi die Umkehrung des Adsense-Konzeptes darstellen.

    Ein eher technisches Problem sehe ich aber noch bei der eigentlichen Einbindung: Lösungen, die per JavaScript die „Werbung“ einblenden, funktionieren halt nur bei aktiviertem JavaScript. Es wäre zu diskutieren, ob die so „ausgesparten“ 5-10 % der Besucher (Schätzung!) durchs Raster fallen sollen oder können. Die (wenig sinnvolle) Alternative wäre dann ein Stapel Plugins für die diversen Systeme…

  5. @Stefan: man kann durchaus auch im No-Script Bereich Werbung einblenden. Das ist technisch aber nur mit ein paar mehr Servern möglich, oder die prozentuale Verteilung wäre in dem Fall nicht mehr so gut.

    Aber Deine Idee mit der Integration mit AdSense und anderen Werbeformen hatte ich auch. Das meinte ich mit: „in 50% der Fälle wird die AdSense-Werbung des Bloggers angezeigt. Die anderen 50% gehören dann Anzeigen aus dem Netzwerk.“

    Und die angezeigten Kampagnen sollten natürlich für jeden Blogger auswählbar sein.

  6. Naja. Ich höre den Don schon maulen, „der meister ist jetzt ne Linkhure“ oder so. Vielleicht habe ich das Prinzip nicht wirklich verstanden, aber im Grunde ist Deine Idee doch so eine Art Linktausch-Programm für Gut-Blogger.

    Ich finde die Idee gar nicht mal un-nobel, kann mir aber auch vorstellen, dass der Aufwand, die Spammer und Link-Kaspar von dem Projekt fernzuhalten nicht gerade unaufwendig ist.

    Ich bin ja eher ein „Bad Blogger“. Ich will Kohle. Nicht um jeden Preis, aber eben jeden Cent der so ohne Aufwand auf mein Konto kommt.

    Wenn Du Leute wie mich ködern willst, dann musst Du Deine Idee nehmen und mit adical verschmelzen. Nach dem Motto, ich gebe Dir zwei Bannerplätze und Du bezahlst mir einen. Und um mein Gewissen frei zu kaufen, blende ich auf dem zweiten Platz eher gute Projekte ein.

    Ich denke aber generell ist das Problem bei solchen Geschichten, dass man kaum „Sponsoren“ bzw „Werbende“ findet. Ich habe mal hier und da zarghaft versucht, direkt meine Leistungen anzubieten. Die Leute wissen zwar heuer, was ein Blog ist, sehen den Nutzen für sich aber (noch) nicht wirklich.

  7. Pingback: Links #7 at franztoo

  8. @jog: Das mit den Spammern und Link-Kaspars verstehe ich nicht. Es geht mir ja um ein Werbenetzwerk (in technischer Sicht), welches allerdings statt Werbung für z.B. eBay „Werbung“ für ein Thema wie Vorratsdatenspeicherung oder die Situation in Kenia macht.

    Die Idee, auf den Landing Pages, also den Seiten, auf die der Leser kommt, nachdem er auf solch einen Themen-Banner klickt, andere Blogbeiträge angezeigt werden, soll auf gar keinen Fall automatisch ablaufen.

    Der Ablauf würde so aussehen: Person oder Gruppe „A“ möchte zum Thema „X“ eine Kampagne aufsetzen und bereitet dazu eine Seite auf der zentralen Website des Themennetzwerkes vor und dazu ein, oder mehrere Bannermotive.

    Wenn diese Kampagne fertig gestaltet ist und von einem noch zu bestimmenden Gremium angenommen wurde (wir wollen ja wahrscgeinlich verhindern, dass irgendwelche extremistischen Inhalte „beworben“ werden), werden die Blogger informiert, dass es eine neue Kampagne gibt.

    Die Blogger schauen sich die Kampagne und die Werbemittel an und stimmen dann entweder zu, diese Kampagne zu bewerben, oder halt nicht.

    Parallel können Blogger beliebig viele Themenkampagnen laufen lassen.

    Um einen Werbeplatz nicht exklusiv an das Themennetzwerk zu binden, sollte der Blogger eine eigene Kampagne (also z.B. einen AdSense-Banner, oder auch einen Adical-Banner) einstellen können, die dann aber natürlich nur auf seinem Blog läuft.

    Somit könnte jeder z.B. auch nur 5% seines Traffics für dieses Themennetzwerk „spenden“.

    Da aber jede Auslieferung über die Server des Themennetzwerkes laufen müsste, um die 5% zu realisieren, werden irgendwann die Kosten für das Themennetzwerk ein paar hundert Euro im Monat betragen.

    Um das aufzufangen, könnte man auf Spenden hoffen, oder aber auf Landing Pages „Sponsoren“ mit unterbringen. Dabei dachte ich eher an evtl. bestehende Affiliate-Programme bei diversen Spendengruppen. Keine Ahnung, ob es so etwas gibt, aber wenn auf einer Landing Page z.B. über die Situation in Kenia berichtet wird, wir einen Link zum Spenden einbauen und von der Spendenorganisation eine Provision bekommen würden, wäre ja allen geholfen.

    Das ist aber ein Luxusproblem, denn in erster Linie geht es ja darum, die Themen bekannt zu machen. Wenn da funktioniert, findet sich auf jeden Fall eine Möglichkeit, den Betrieb am Leben zu halten.

    Noch weiter gehend wäre aber die Überlegung, was man mit dem Geld macht, falls mehr dabei herausspringt, als nur die Serverkosten zu decken. In dem Fall könnte man tatsächlich Werbung auf den klassischen Online-Portalen machen, um auf „unsere“ Belange aufmerksam zu machen.

  9. Sorry Dirk, aber das ist viel zu kompliziert und zu bürokratisch. Das wird am Ende keiner verwenden.

    Wenn ich so etwas in meinen Blog einbaue dann sollte es A) nach zwei Minuten funktionieren und B) für immer und alle Artikel ohne dass ich mich darum kümmern muss.

  10. @Lemming: das würde ja auch gehen: Du baust so etwas ein, wie jeden anderen Werbebanner und schon geht alles automatisch. Dann würden halt alle Themenanzeigen bei Dir laufen, die eingestellt wurden.

    Ist ja grundsätzlich auch kein Problem. Nur gibt es auch das Interesse, möglichst viel Kontrolle über die Inhalte zu haben. Das soll dann halt auch möglich sein. Und ich skizziere dies hier lieber auch gleich, bevor die Gegenkommentare kommen, dass man aber auf gar keinen Fall für das Thema „ABC“ „werben“ möchte.

  11. Hey Dirk, etwas ähnliches (nur nicht auf Blogbasis) hab ich heute auch intern vorgestellt. Das wäre zugleich ein spannendes Thema für das Social Camp von Stefan. Vielleicht sollten wir mal einen (beruflichen) Termin machen. NoseRub beobachten wir auch mit Spannung…

  12. Hi Mark. Das wäre natürlich toll. Denn ich glaube schon, dass so ein Projekt Interessenten finden würde. Die Frage ist, wie man die Themen aufbereitet und wer so viel Energie und Interesse dazu hat.

    Wir können uns ja mal vorab treffen und ein bisschen quatschen, bevor man da etwas offizieller vorgeht. Zumal „berufliche“ Termine mit mir zeitlich etwas abseits des 9-to-5 stattfinden :-)

  13. Pingback: PatJe.de » Socialcamp - der zweite Tag (Teil 1)

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